Journalistinnenkongress : 'Gebt euch nicht zu...
 
Journalistinnenkongress

'Gebt euch nicht zu bescheiden!'

Jacqueline Godany
Frauenministerin Susanne Raab betonte, wie viel sich in den letzten Jahren in Bezug auf Frauen zum Positiven gewandelt hat, kritisierte aber auch das langsame Voranschreiten der Entwicklungen.
Frauenministerin Susanne Raab betonte, wie viel sich in den letzten Jahren in Bezug auf Frauen zum Positiven gewandelt hat, kritisierte aber auch das langsame Voranschreiten der Entwicklungen.

Nach einem pandemiebedingten Online-Jahr kehrte der Journalistinnenkongress 2021 in das Wiener Haus der Industrie zurück. Unter dem Motto 'It's the Economy, Ladies (Ohne Göld ka Musi)' drehte sich alles um (Medien-)Frauen, die Wirtschaft, Finanzen als Tabuthema – und was sich Frauen von Männern abschauen können.

Den Auftakt machte Maria Rauch-Kallat, ehemalige Frauenministerin (ÖVP) und Initiatorin des Journalistinnenkongresses. Sie sprach von Finanzen als Tabuthema unter Frauen und appellierte an die anwesenden Medienfrauen, sich im Job nicht zu bescheiden zu geben und bei Gehaltsverhandlungen nicht zurückzustecken. Vor allem an die anwesenden jungen Journalistinnen gerichtet sagte sie: „Merkt euch, Karriere kann man planen. Das können wir uns von den Männern abschauen.“

In seiner virtuellen Grußbotschaft bestätigt Georg Knill, Präsident der Industriellenvereinigung, Parallelen zwischen dem Industrie-Sektor, der Politik und dem, was auch in Österreichs Redaktionen zu beobachten ist: „Immer noch sind zu wenige Frauen in politischen Spitzenpositionen, in Chefetagen der Medienhäuser und der Industrie angesiedelt.“

Frauenministerin Susanne Raab schloss die Eröffnungsrunde mit einem Statement ab. Darin hob sie einerseits hervor, wie viel sich in den letzten Jahren in Bezug auf Frauen zum Positiven gewandelt hat. Andererseits kritisierte sie aber auch das langsame Voranschreiten der Entwicklungen.

'Mehr Frauen in Anzeigen als in den Texten'

Mit der Frage „Wirtschaft und Medien(frauen) – Eine schwierige Beziehung? Wer schafft an, wer zahlt?“ eröffnete Kathrin Werner die erste Keynote des Tages. Die Redaktionsleiterin von Plan W, dem Frauen-Wirtschaftsmagazin der Süddeutschen Zeitung, bezeichnet sich gleichzeitig auch als „Frauenbeauftragte der SZ“. In ihrem Vortrag diskutierte sie die Frage, warum Frauen ihr eigenes Wirtschaftsmagazin brauchen: „Oft sieht man in Wirtschaftsmagazinen mehr Frauen in den Werbeanzeigen als in den Texten.“ Ist in einem Text dann einmal eine Frau als Protagonistin vertreten, würden ihr häufig viel „weichere“ Fragen gestellt als Männern. Zudem komme kaum ein Text mit weiblicher Hauptperson ohne Anmerkungen bezüglich des Äußerlichen aus. Schwierig sei jedoch die Finanzierung eines Frauen-Wirtschaftsmagazins wie Plan W: Anzeigekundschaft gebe es kaum.

Abend der Medienfrauen: Der 23. Journalistinnenkongress in Bildern

'Wer nicht zahlt, übt auch Einfluss aus'

Auch bei Horst Pirker, Chef der VGN Medien-Holding, ging es um Geld. Journalistische Qualität benötige Geld. Nimmt die Qualität ab, nehmen auch die Einnahmen ab. Seien die Einnahmen aber zu gering, könne auch ein gewisser Qualitätsstandard nicht mehr gehalten werden. Wer zahlt, hat in seinen Augen aber trotzdem nur in Ausnahmefällen das Zepter in der Hand: „Wer zahlt, schafft Gott sei Dank nur ausnahmsweise an. Wer zahlt, übt aber Einfluss aus. Und wer nicht zahlt, übt auch Einfluss aus.“

Ausgenutzter Feminismus

Der dritte Programmpunkt des Tages stand unter dem Motto des 2021 erschienenen Buches von DerStandard-Redakteurin und Autorin Beate Hausbichler mit dem Titel „Der verkaufte Feminismus“. In dem Gespräch mit Barbara Haas (Chefin von Podcast und Video bei der Kleinen Zeitung) erläuterte sie, wie aus der politischen Bewegung Feminismus ein Label wurde, das sich der Konsumkapitalismus zunutze gemacht hat. Feminismus werde von vielen Firmen als Werbemittel benutzt: Ein Produkt oder ein ganzes Unternehmen verkaufe sich als feministisch. Kampagnen würden feministisch geframed, Empowerment werde in den Vordergrund gestellt. „Was sich dahinter aber verbirgt, ist die Hoffnung auf Profit.“

Eine zentrale Forderung im Rahmen des Kongresses: die Gleichstellung für Frauen auch in der Medienförderung zu verankern. Das soll anhand von Kriterien erfolgen, die die „Repräsentanz der Geschlechter in der Medienlandschaft gemäß dem Anteil an der Bevölkerung“ sicherstellen, so die offizielle Forderung. Darauf legt unter anderen Martina Madner vom Frauennetzwerk besonders wert. Sie betonte, dass die österreichische Bevölkerung zu 51 Prozent aus Frauen besteht und demnach „51 Prozent aller Posten bis hinauf in die Führungsebenen“ von Frauen belegt werden sollen.

 

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