Kurt-Vorhofer-Preis für die freie Journalistin Sibylle Hamann, Robert-Hochner-Preis teilten sich "Dossier" und der Privatsender "Servus TV"
Zwei der wichtigsten heimischen Journalistenpreise sind am Donnerstag von Bundespräsident Heinz Fischer vergeben worden. Die freie Journalistin Sibylle Hamann wurde mit dem Kurt-Vorhofer-Preis ausgezeichnet, den Robert-Hochner-Preis teilten sich "Dossier" und der Privatsender "Servus TV". Die Dankesreden wurden zu einem Plädoyer für unabhängigen, entsprechend ausgestatteten Journalismus.
Vorhofer-Preisträgerin Hamann, die aktuell für "Falter" und "Presse" schreibt und im Laufe ihrer Karriere auch für "Kurier" sowie "profil" tätig war, strich in ihrer Dankesrede die schwierige Situation freier Journalisten hervor. Gerade angesichts der Ressourcenknappheit betreffend Zeit, Geld, aber auch Unabhängigkeit, müsse man sich die Frage stellen: "Schaffen wir den Berufsstand Journalismus gerade ab?"
Rund 150 Euro erhalten freie Journalisten aktuell für einen einseitigen Artikel, rechnete Hamann vor. "Dafür bekommt man dann Content zum Seitenfüllen, aber sicher nicht die ganz neue, riskante, besondere Geschichte." Stattdessen müssten sich etliche Kollegen das Schreiben querfinanzieren, mit Beraterjobs oder PR-Tätigkeiten. "Wenn wir mutigen, unabhängigen Journalismus wollen, müssen wir Journalisten erlauben, auch unabhängig und angstfrei zu leben", so Hamann.
Für eine gemeinsam mit Servus TV realisierte Dokumentation über Asylunterkünfte erhielt der Verein für Investigativen und Datenjournalismus "Dossier" den Hochner-Preis. Und auch Florian Skrabal, der die Auszeichnung stellvertretend für das Team entgegennahm, schlug in eine ähnliche Kerbe wie Hamann. Das Projekt sei vor etwa einem Jahr "mit nicht viel mehr als einer Idee und vielen offenen Fragen" angegangen worden, "von zwei jungen Redaktionen, die unterschiedlicher nicht sein können". Dieser "Mut zur Innovation" wurde schließlich aber belohnt.
Der Gründungsidee für "Dossier" sei indes eine "bittere Erkenntnis" vorausgegangen: "Die konzentrierte heimische Medienlandschaft samt ihren Abhängigkeiten verhindert viel zu oft, dass Journalisten die Ressourcen bekommen, die sie für ihre Arbeit brauchen: Zeit, Geld, Unabhängigkeit." Skrabal sieht aber nicht nur Medienunternehmen, sondern auch die Politik in der Pflicht. "Sie trägt die Verantwortung dafür, dass Journalisten oft Bittsteller sein müssen." Dabei arbeite man auf beiden Seiten "mit der gleichen Währung: Glaubwürdigkeit". Entsprechend forderte Skrabal von den politischen Entscheidungsträgern: "Schenken Sie den Bürgerinnen und Bürgern Vertrauen, und lassen Sie uns arbeiten."
"Kritischer Journalismus" ist unverzichtbarFischer betonte eingangs, dass "kritischer Journalismus, wie ihn die Preisträger praktizieren und für den sie heute ausgezeichnet werden, in einer Demokratie unverzichtbar und ein wichtiger Bestandteil der politischen sowie soziale Hygiene unseres Gemeinwesens" ist. Franz C. Bauer, Vorsitzender der Journalistengewerkschaft, nutzte seine Rede, um auf das angespannte Klima der Branche hinzuweisen. Dabei richtete er sich auch an die Politik, die gefordert sei, "um die Vielfalt zu sichern und weitere Konzentrationsprozesse" in der heimischen Medienlandschaft zu verhindern. Gerade die Presseförderung sei ein Instrument dafür und müsse daher reformiert werden. Gleichzeitig gelte es, Regeln arbeitsrechtlicher Natur in den Medienunternehmen einzuhalten.
Kurt-Vorhofer- sowie Robert-Hochner-Preis werden von der Journalistengewerkschaft in Kooperation mit dem Verbund und der "Kleinen Zeitung" für Printmedien beziehungsweise elektronische Medien vergeben. Beide Auszeichnungen sollen herausragende publizistische Leistungen im Bereich der politischen Berichterstattung hervorheben und sind jeweils mit 7.500 Euro dotiert.