Journalisten-KV: Schuldzuweisungen
 

Journalisten-KV: Schuldzuweisungen

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VÖZ will auf Basis des Vereinbarten weiterverhandeln

Verleger und Gewerkschaft schoben sich am Mittwoch weiter gegenseitig die Schuld am Abbruch der Journalisten-Kollektivvertragsverhandlungen zu. Wie auch die Gewerkschaft erklärte sich der Verband Österreichischer Zeitungen (VÖZ) bereit, weiterzuverhandeln, allerdings nur auf Basis der erst in der Vorwoche paktierten Vereinbarungen. "Nach 3,5 Jahren Verhandlungen und davon allein ein Jahr zum vereinbarten Gehaltsschema werden wir das Gesamtpaket unter keinen Umständen mehr aufschnüren", so VÖZ-Verhandlungsleiter Hermann Petz in einer Aussendung.

"Eine Wiederaufnahme der Verhandlungen macht nur Sinn, wenn man sich auf mühsam erzielte Einigungen verlassen kann", sagte Petz. Die Verantwortung für den Abbruch der Verhandlungen trage allein die Journalistengewerkschaft, "die mit ihrer beispiellosen Provokation einen ehrlichen Verhandlungsverlauf im Sinne der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verunmöglicht hat." Petz wies erneut die Behauptung der Gewerkschaft zurück, es habe seitens des VÖZ ein "Ultimatum" gegeben. Vielmehr sei gemeinsam festgeschrieben worden, dass der KV bis zur Jahresmitte 2012 auszuverhandeln sei. "Auch an dieser bereits besiegelten Einigung halten wir weiter fest."

Die Gewerkschaft hatte den Verlegern außerdem jahrelanges Gehalts-und Sozialdumping vorgeworfen, dem entgegnete Petz: "Bei einem Durchschnittsgehalt von circa 72.000 Euro der Tageszeitungsredakteure bei derzeit geltendem Kollektivvertrag von Lohn- und Sozialdumping zu sprechen, ist blanker Hohn und offenbart den mangelnden Realitätssinn der Gewerkschaftsfunktionäre."

Katzian: "Ergebnisse bei noch ausständigen Themen in Reichweite" - Ball liege beim VÖZ

Die Journalistengewerkschaft in der GPA-djp fordert die Verleger auf, an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Der Vorsitzende der Gewerkschaft der Privatangestellten, Druck, Journalismus, Papier (GPA-djp), Wolfgang Katzian zeigte sich am Mittwoch in einer Aussendung zuversichtlich, dass man zu einer Lösung kommen könne: "Verhandelt wird zwar ein Gesamtpaket, aber Ergebnisse sind auch bei den noch ausständigen Themen in Reichweite."

Ein einseitiger Abbruch der Gespräche könne die Lösung auch nicht beschleunigen, wenn sich die Verhandlungen an sich schon schwierig gestalten, meinte Katzian. Er erinnerte die Arbeitgeber an ihre "große Verantwortung" insbesondere gegenüber freien Journalisten, Beschäftigten bei Online-Medien und gegenüber dem journalistischen Nachwuchs. Die Betroffenen würden sich "zu Recht" deutliche Verbesserungen erwarten. "Das seit Jahren vielerorts praktizierte Gehalts- und Sozialdumping der Verleger jetzt auch noch durch einen Abbruch dieser so wichtigen KV-Verhandlungen fortzuschreiben, ist mit Sicherheit die falsche Antwort auf brennende Fragen in einer Branche, die so großen Wert auf eine moderne Reputation legt", so Katzian.

Der Verband der Österreichischen Zeitungen (VÖZ) und die Gewerkschaft hätten bei den KV-Verhandlungen bereits in einzelnen Punkten tragfähige Kompromisse erzielt, um die Branche "mit vereinten Kräften fit für die Zukunft zu machen". Jetzt liege es am VÖZ, dieses Vorhaben zu finalisieren, so Katzian.

(APA)
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