Journalisten-Barometer: Journalisten erwarten...
 
Journalisten-Barometer

Journalisten erwarten Digitalisierungsschub und Einkommensverluste

Paul Turner / stock.adobe.com

Umfrage unter 152 Journalisten in Österreich: Journalisten investieren mehr Zeit für Recherche und Faktenchecks.

Das Vermeiden von Falschmeldungen hat für Journalisten in der Corona-Krise oberste Priorität. Das ist eines der Ergebnisse des aktuellen Journalistenbarometers der PR-Agentur Ecker & Partner und des Marktforschungsinstitutes Marketagent. Ende März wurden 152 Journalisten aus Österreich (und insgesamt mehr als 500 Journalisten aus dem deutschsprachigen Raum) zu den Auswirkungen der Corona-Krise auf die Medienlandschaft befragt.

Journalisten investieren demnach mehr Zeit in Recherche und Faktenchecks, achten vermehrt auf die Qualität und Seriosität der Berichterstattung und wägen öfters ab, welche Informationen veröffentlicht werden sollen, um die Bevölkerung nicht zu verunsichern. Insgesamt sind sich Journalisten ihrer Verantwortung mehr denn je bewusst, mit der größtmöglichen Sorgfalt Inhalte zu publizieren. Eine große Mehrheit der Journalisten glaubt demnach auch, dass sich das Image der Medien aufgrund der Corona-Krise verbessern wird. Für die Branche erwarten Journalisten demnach einen deutlichen Digitalisierungsschub.

Corona wird medialen Diskurs noch lange dominieren

86 Prozent der befragten Journalisten behandeln das Thema Corona und verbringen geschätzte 65 Prozent ihrer Arbeitszeit damit. Laut den Befragten wird das noch lange so bleiben: Drei von vier Journalisten sind überzeugt, dass sich der mediale Diskurs auch im Sommer und möglicherweise auch noch danach hauptsächlich um Corona drehen wird.
Axel Zuschmann, Geschäftsführer von Ecker & Partner: „Die Corona-Krise ist sowohl Chance als auch Bedrohung für den Qualitätsjournalismus. Die Bevölkerung will gerade jetzt umfassend und seriös informiert werden, Fake News haben hier nichts zu suchen. Diesen Anspruch können nur verantwortungsvolle Medien erfüllen. Gleichzeitig steigt gerade durch die Krise und den generellen Rückgang der Werbeausgaben der ohnedies schon hohe ökonomische Druck auf die Medien weiter an. Qualität hat ihren Preis, und der muss finanziert werden.“

Einkommensverluste, Digitalisierungsschub und Kurzarbeit

Die zu erwartende Rezession werde zu weniger Werbeeinschaltungen und somit zu massiven Einkommensverlusten führen, meinen 72 Prozent der befragten Journalisten. Gleichzeitig wird erwartet, dass die Krise die Digitalisierung der Medienbranche stark vorantreiben wird (60%), während Qualitätsmedien mehr Zuspruch erhalten und somit solider dastehen werden (52%). Persönlich machen sich vier von zehn Befragten Sorgen um ihre berufliche Zukunft, bei genauso vielen wurde im Unternehmen bereits Kurzarbeit eingeführt.

Insgesamt hat sich das Arbeitspensum bei fast der Hälfte der Journalisten seit der Corona-Krise klar erhöht, 78 Prozent arbeiten ausschließlich im Home Office. Zu den größten Herausforderungen der Heimarbeit zählen der fehlende persönliche Kontakt zu Kollegen (56%) und Interviewpartnern (52%) sowie die schwierige Einhaltung der Arbeitszeiten durch die Vermischung von Beruf und Freizeit (39%).




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