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Außenblick

'Ibiza' aus Korrespondentensicht: Oft alleine und am Limit

Stefan Binder
Das ARD-Studio in Wien: Von hier aus berichten fünf Korrespondenten über Österreich und Zentral- und Osteuropa.
Das ARD-Studio in Wien: Von hier aus berichten fünf Korrespondenten über Österreich und Zentral- und Osteuropa.

Auch Wiens Auslandskorrespondenten stöhnten wegen ‚Ibiza‘.

"Wie sehr hatte ich mich getäuscht”, sagt Hans-Peter ­Siebenhaar, Handelsblatt-Korrespondent über das vergangene Jahr in Wien. Als er 2013 nach Österreich kam, regierte noch die Große Koalition. Österreichische Politik erschien ihm damals noch ­relativ langweilig – zu Unrecht, wie er im HORIZONT-Gespräch sagt: „Inzwischen warte ich auf meinen sechsten österreichischen Kanzler.”

Die „Ibiza-Affäre“ hat nicht nur in heimischen Redaktionen für viel Arbeit gesorgt. Auch die ausländischen Korrespondenten in Wien, die großteils auf sich allein gestellt sind, stöhnten ­vergangenes Jahr ­unter den täglich neuen Entwicklungen rund um den Polit-Skandal. Speziell in Deutschland war Berichterstattung über Österreich aber schon vor „­Ibiza“ im Trend: „Aus unserer Sicht war die Aufkündigung von Rot-Schwarz durch den damaligen Außenminister Kurz die Zäsur. Danach war das Interesse sehr hoch”, sagt etwa ­Clemens Verenkotte, ARD-­Studioleiter in Wien.

Fünf ARD-Korrespondenten

Die deutsche Sendeanstalt betreibt in Wien eines ihrer größten Auslandsbüros: Fünf Korrespondenten arbeiten in Wien. Das liegt einerseits an der enormen Größe der Berichtsgebiete: Von Wien aus wird über Entwicklungen in Zentral- und Osteuropa sowie den zahlreichen internationalen Organisationen in der Bundeshauptstadt berichtet. Andererseits muss die Wiener ARD-Mannschaft insgesamt 60 ARD-Fernseh- und Radioprogramme sowie diverse Onlinekanäle beliefern.

Und dann kam Ibiza. „Das war ein in diesem Umfang nicht gesehener ­Politikskandal”, sagt Verenkotte rückblickend. Dass es rund 24 Stunden nach einer medialen Veröffentlichung eine Regierung nicht mehr gibt, habe er noch nie erlebt: „Und ich bin wirklich viel herumgekommen“, so Verenkotte.

Doppelte Liveschichten

Für sein Team bedeutete das auf dem Höhepunkt des Skandals unter anderem doppelte Live-Schichten: „Von 6:00 bis 9:00 Uhr können ARD-Anstalten Slots für ein Live-Gespräch bei uns buchen.” Zwei Korrespondenten sind dann ab 6:00 Uhr eingespannt. „Das geht dann bei solchen Ereignissen fast durch bis 23:00 Uhr.” Irgendwann gehe das dann qualitativ an die Substanz. Glück im Unglück für die ARD: Ein ehemaliger Kollege stieß während der Dauerberichterstattung dazu, um auszuhelfen. Von so viel Glück konnten andere Korrespondenten in Wien nur träumen. 


Interview mit Handelsblatt-Korrespondent Hans-Peter Siebenhaar

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