Im Interview mit horizont.at spricht Hermann Petz, Vorstandsvorsitzender der Moser Holding, über die Potenziale und Entwicklungsschritte des ePapers.
Eine deutsche Studie kam vor wenigen Tagen zum Schluss: Junge Personen zeigen sich gegenüber der digitalen Variante von Zeitungen aufgeschlossen. Print-Abonnenten sehen im ePaper jedoch nicht wirklich eine Alternative (Details zur Studie sehen Sie hier). horizont.at hat mit Hermann Petz über die Ergebnisse der Studie gesprochen und die Potenziale der digitalen Alternative erläutert.
horizont.at: Wie hat sich das ePaper Ihres Mediums in den vergangenen zwei Jahren entwickelt?
Hermann Petz: „Die Tiroler Tageszeitung hat bezüglich ePaper ein anderes Abonnentenmodell als andere Tageszeitungen. So ist im Preis des TT-Printabos auch das ePaper-Nutzungsrecht für alle Abonnenten enthalten, wodurch ein Vergleich mit anderen Tageszeitungen nicht möglich ist. Die Zahl der reinen ePaper-Abonnenten ist in den letzten zwei Jahren um über 30 Prozent gestiegen. Auch bei den Print-Abonnenten, die das ePaper nutzen, stellen wir deutliche Steigerungen bei den Zugriffszahlen fest. Im 2. Halbjahr gab es in dieser Nutzerkategorie 6.581 initiale Einstiege pro Monat.“
horizont.at: Welches Potenzial sehen Sie in den kommenden zwei Jahren im Bereich ePaper?
Hermann Petz: „Auch in den kommenden zwei Jahren sehen wir bei der Tiroler Tageszeitung das ePaper im konstanten Steigflug.“
horizont.at: Die erwähnte Studie kommt zu dem Schluss, dass 75% der Print-Abonnenten im ePaper keine Alternative sehen. Ist das aus Ihrer Sicht ein gutes oder ein schlechtes Zeichen?
Hermann Petz: „Das Ergebnis der Studie ist erfreulich in jeder Hinsicht und keine Überraschung. Zum einen bestätigt die Studie eine zu erwartende Stabilisierung der Print-Auflagezahlen. Zum anderen bedeutet das Ergebnis, dass bereits jetzt 25 Prozent der Print-Abonnenten für ePaper zu gewinnen sind. Eine Zahl, die deutlich über der derzeitigen Nutzung liegt. Insgesamt bestätigt das Studienergebnis auch die Bedeutung einer der Kernaufgaben des Journalismus, nämlich die Kuratierung von Inhalten und ihre Gliederung nach Relevanz. Eine Zeitungsausgabe – egal ob gedruckt oder als ePaper – ist gewissermaßen ein informatives Gesamtkunstwerk und viel mehr als die Summe von online verfügbaren Inhalten. Übrigens wird sich die Zahl der Printabonnenten, die das ePaper als Alternative sehen, in den nächsten Jahren zugunsten von ePaper weiterentwickeln.“
horizont.at: Wie stellt sich die Situation in Österreich dar: Ist das ePaper eher dazu geeignet, neue Kundengruppen anzusprechen oder bestehende zu halten?
Hermann Petz: Zum e-Paper haben unsere Leser unterschiedliche Zugänge.
Erstens: Es gibt zum einen eine hohe Anzahl an Vollabonnenten der Tiroler Tageszeitung, die in aller Regel die Printausgabe lesen und im Urlaub, bei Dienstreisen oder bei anderer Gelegenheit auf die digitale Version zurückgreifen.
Zweitens: Eine weitere Gruppe möchte das morgendliche Zeitungsritual nicht missen, legt jedoch besonderen Wert darauf, bereits am Vorabend ab 23.00 Uhr einen Gesamtüberblick darüber zu bekommen, was am nächsten Tag die Gesprächsthemen im Land sein werden.
Drittens: Eine dritte Gruppe – und das sind vorwiegend jüngere, digital affinere Menschen – schätzt die Abgeschlossenheit des Produktes, die Kuratierung, die dazu passenden Analysen und alle anderen Leistungen der Zeitung. Diese Gruppe setzt jedoch auf die reine ePaper-Version.
In allen drei Gruppen sehen wir Potenzial für Neukunden, derzeit zielen wir mit unseren vertrieblichen Maßnahmen insbesondere auf die dritte Kategorie ab.
horizont.at: Anders sieht es bei den jungen Personen aus: Mehr als drei Viertel (77 Prozent) der 14- bis 29-Jährigen halten das E-Paper für eine sinnvolle Alternative zur gedruckten Zeitungsausgabe. Denken Sie, dass die aktuellen ePaper-Produkte Ihres Mediums die junge Zielgruppe ansprechen oder braucht es hier Adaptierungen?
Hermann Petz: Aus verschiedenen Gründen sehen wir Potenzial bei jungen Lesern im e-Paper-Bereich: Sie schätzen die Vorteile der Zeitung, sind digital affiner, sind meist mobiler, das Leseritual muss beim E-Paper nicht an einen Ort oder einen gewissen Zeitpunkt gebunden sein, das ePaper ist preislich sehr interessant und bei jungen Menschen kann durchaus auch der Umweltgedanke (kein Papier, keine Logistik) hinzukommen. Inhaltlich bestätigen unsere MA- und ÖWA-Zahlen, dass sich auch junge Leser von der Nachrichtenmarke TT und damit auch dem ePaper angesprochen fühlen. Technische Adaptierungen - insbesondere bei der Usability des E-Papers und dem Leseerlebnis- werden in Zukunft eine größere Rolle spielen. Auch wir werden die diesbezüglichen Entwicklungen mit Interesse verfolgen.