Auszüge aus einem HORIZONT-BESTSELLER-Interview mit profil-Herausgeber Dr. Christian Rainer und News-Verlag-Geschäftsführer Wolfgang Fellner.
"Nicht zu früh, aber auch nicht zu spät", meint News-Gründer, sei es zu der Einigung zwischen der Kurier-Gruppe und dem News-Verlagsgruppe über die künftige Kooperation der beiden Medienhäuser und damit zu einem Waffenstillstand im heimischen Magazinkrieg auf dem Montagsmarkt gekommen. Laut Wolfgang Fellner hätte sich "im Laufe des Herbstes wahrscheinlich für beide Montagstitel die Existenzfrage gestellt". Die beiden Magazine angesichts sich dramatisch verändernder medienpolitischer Rahmenbedingungen eine Fortsetzung der Marketingschlacht ebenso wenig leisten können und wollen, wie ihre Muttergesellschaften Zuschüsse von deutlich jenseits der 100 Millionen Schilling. Diese Größe deutet Fellner als jährlichen Verlust beider Magazin an, um jedoch mit der Formulierung "das ist ein Frage, wie man das rechnet" etwas abzuschwächen. Christian Rainer tritt " der Fehlsicht", Format und profil hätten zu oft gleiche oder ähnliche Coverstorys produziert und daher zu wenig zu einer klaren Positionierung beigetragen, entgegen.
Die eigentliche mediale Sensation der letzten Tage, meint Wolfgang Fellner, verberge sich nicht im Deal zwischen dem Kurier-Verlag und seinem Hause, sondern hinter den rund 1,1 Millionen Lesern, die die jüngste Media-Analyse profil und Format zusammen ausweise. Auch wenn der News-Gründer und Lenker der Fellner-Media-Gruppe bereits die Reichweiten beider Magazine summiert, will er noch nicht verraten, ob es künftig magazinübergreifende Anzeigenkombis geben wird. Sowohl Fellner als auch profil-Herausgeber Christian Rainer betonen, erst die Kartellanmeldephase abwarten zu wollen, ehe es konkretere Aussagen gebe. Fellner: "Danach werden sich die einzelnen Verlagsleiter und Herausgeber zusammensetzen und sich überlegen, wie das sinnvoll gemacht wird."
Konkreter scheint da schon eine Preiserhöhung für das Format. Fellner: "Das profil hat einen Basispreis, der sicher nicht höher werden wird, hingegen hat das Format noch einen Spielraum von fünf Schilling, der ab dem Zeitpunkt, wo es in der Schlacht zischen den beiden Magazinen zu einem Unentschieden kommt, logischerweise umgesetzt wird." Das Match profil versus Format werde in Zukunft nicht über Dumpingpreise entschieden, sondern "so wie es die Leser, die Werbebranche wollen, über die journalistische Qualität", betont Fellner. Zudem würden beide Magazine künftig noch mehr eine Positionierung finden, die sie voneinander unterscheidbar mache.
Sein Haus, betont Christian Rainer, würde "ganz eindeutig eine Wachstumsstrategie fahren". Einen Teil des bisher in das Marketing investierte Geld solle künftig "sinnvoll eingesetzt werden", um beispielsweise die Frequenz des e!trend erhöhen zu können. Vor allem aber würden sowohl profil als auch Format in die Aufstockung ihrer Redaktionen investieren. Rainer: "Ich bin mir sicher, dass wir im Zuge unserer Wachstumsstrategie ausbauen werden müssen." "Wenn wir von der journalistischer Qualität der beiden Produkten sprechen, dann werden wir dort ganz sicherlich eher aufstocken", ergänzt Fellner. Da sich beide Titel zudem einen deutlichen Umsatzsprung im Anzeigengeschäft erhoffen, sei diese Expansion auch finanziell abgesichert und alleine durch die daraus resultierenden größeren Heftumfänge gesichert.
Während auch in Zukunft im Anzeigenverkauf sowohl für Format als auch für profil eigenständige Teams agieren sollen, könnte sich Fellner eine eventuell eine gemeinsame Anzeigenagentur für das Auslandsgeschäft vorstellen.
Die weiteren Produkte des neuen Magazin-Giganten seien von der nunmehr getroffenen große Magazinlösung aus seiner Sicht "Null betroffen", so Fellner. Christian Rainer kann sich vorstellen, dass " selbstverständlich die Marketingmacht, die jetzt vorhanden ist, sich auf Produkte wie die Autorevue äußerst positiv auswirken" wird.
Lesen Sie das gesamte Interview mit Wolfgang Fellner und Dr. Christian Rainer, über die zukünftige Positionierung von profil und Format, über die Strategien der beiden Titel und über die Rolle der deutschen Muttergesellschaften beim Zustandekommen der sogenannten "großen Magazinlösung" in Bestseller 9/2000,