Geldmaschine Tablet-PC?
 

Geldmaschine Tablet-PC?

Verlage hoffen dem Fehler der Gratiskultur den Garaus zu machen.

Das iPad ist sexy und wird sicher auch erfolgreich werden, die Frage ist nur für wen. derstandard.at-Chef Alexander Mitteräcker sieht sein journalistisches Angebot in jedem Fall nicht im iPad vergoldet. Erstens zweifelt er aufgrund der zusätzlich zum Handy und Laptop nötigen Investitionskosten plus App-Gebühren an der Massentauglichkeit - die Voraussetzung für die Geldmaschine, wie er sagt, und zweitens konnte sich die substituierbare News schon im klassischen Web nicht durchsetzen - "da soll mit einem anderen Endgerät plötzlich der Knopf aufgehen?". Anders bei Magazininhalten: "Die lassen sich bisher im Web besonders schwer darstellen, deshalb versteh ich deren Hoffnung", so Mitteräcker.

Einspruch erhebt Sven Scheffler vom "Handelsblatt": "Unsere exklusiven Informationen sind geldwert, deshalb geben wir sie auch als erstes auf das iPad". Mitteräcker kontert: "Wir wollen in erster Linie Zeit von unseren Usern. Manchmal lohnt sich die Überlegung, ob man mit einem gratis-Angebot nicht mehr davon bekommt".

Condé Nast Digital agiert hier auf einer ganz anderen Ebene: die Magazininhalte von "Wired" und "Vogue" wurden bereits noch vor Erscheinen der Geräte sehr aufwendig auf das iPad transformiert hat: "Die Präsenz in der Apple-Welt ist für unsere Brands, allen voran von Wired und Vogue, elemenatar, da auch unsere Leser sich stark in der Apple-Welt bewegen", argumentiert Tobias Oswald sein Engagement. Die Download-Zahlen sprachen für sich. "Wired" zählte beim Launch mehr Zugriffe auf die iPad-App als Hefte am Kiosk verkauft wurden.

Sven Scheffler vom "Handelsblatt" plädierte hingegen für ein "eigenständiges Produkt" auf dem iPad, statt einer Online-Aufbereitung für den Tablet - zumindest, wenn man damit Geldverdienen wolle. News Verlags-Manager Johannes Werle rechnet nicht mit App-Umsätzen in den nächsten ein bis zwei Jahren - wegen der fehlenden Reichweite der Geräte, allerdings mit hoher Wachstumsperspektive. Zu lösen gilt es noch das Betriebssystem-Problem, da durch die Vielfalt sehr hohe Programmierkosten bei den Verlagshäusern entstehen.

Samsung-Manager Martin Wallner argumentiert für Android - nicht nur weil sein Unternehmen demnächst einen kleineren Tablet-PC für die Unterwegs-Nutzung auf Android auf den Markt bringen will. Seine Prognose zum Thema Systemkonkurrenz und Gerätekonvergenz: "ich garantiere Ihnen, dass Sie ihre faltbare, rollbare, biegsame Zeitung bald wieder haben - allerdings auf faltbaren, rollbaren elektronischen Screens".
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