"Standard" testet Kleinformat als Zusatzangebot für Ex-Abonnenten - 4.000 Gratisempfänger in Wien und Niederösterreich - Neues Domizil soll Print- und Online-Zusammenarbeit stärken - Zielina geht zum "stern"
Verlage sollten beim Thema Paid Content gemeinsame Sache machen, findet "Standard"-Chefredakteurin Alexandra Föderl-Schmid. Im APA-Gespräch plädiert sie für eine "stärkere Koordination, schließlich stehen alle vor den gleichen Herausforderungen". Der "Standard" verdiene aber - anders als die meisten Zeitungen - mit seinen redaktionellen Inhalten im Netz Geld, daher gelte es auch abzuwägen, ob die Verluste durch eine Pay Wall nicht höher wären, "als das, was man auf der anderen Seite dazugewinnen kann".
"Durch eine Pay Wall käme ein beträchtlicher Teil der User abhanden und das hätte wiederum spürbare Auswirkungen auf die Werbeeinnahmen", so Föderl-Schmid. Sollte es aber tatsächlich einen gemeinsamen Schritt der Verleger hin zum Paid Content geben, geht Föderl-Schmid davon aus, dass der "Standard" mit von der Partie wäre. Momentan gebe es aber keine konkreten Entscheidungen in Sachen Paid Content.
Umtriebig ist der "Standard" derzeit im Printbereich, wo man sich mithilfe eines neuen zusätzlichen Pocketformats um ehemalige Leser bemüht. Seit Mittwoch erhalten 4.000 ehemalige und Wochenend-"Standard"-Abonnenten in Wien und Niederösterreich gratis ein kleinformatiges "Standard"-Best-Of. Laut Föderl-Schmid handle es sich um einen Markttest, bei dem man sehen wolle, wie die Leserschaft auf das Angebot reagiert. "Sollte es nicht einschlagen, hören wir einfach wieder auf", nimmt die Chefredakteurin den Versuch gelassen.
Eine Umstellung des "Standard" auf ein Kleinformat sei aber definitiv nicht geplant. Vielmehr handle es sich um ein zusätzliches Angebot vor allem für jene Leser, denen nach eigenen Aussagen die Zeit fehlt, um täglich die komplette Zeitung zu lesen. Einen Kannibalisierungseffekt fürchtet Föderl-Schmid nicht. Ob das "Standard"-Baby in der Testphase auch in ausgewählten Trafiken zum Kauf angeboten wird, stehe noch nicht fest.
Print- und Onlineredaktion unter einem DachSeit kurzem hat die Tageszeitung ihr Domizil in Wien-Landstraße. Seither sind Print- und Onlineredaktion unter einem Dach vereint. Erste Erfahrungen zeigten, dass die Zusammenarbeit zwischen den Redaktionen deutlich unkomplizierter verläuft und Doppelgleisigkeiten besser vermieden werden können. "Vor allem in der Kommunikation hat sich vieles vereinfacht", sagt die Chefredakteurin.
Zielina verlässt den "Standard"Abhanden kommt Föderl-Schmid demnächst ihre Stellvertreterin Anita Zielina, die vor allem für die engere Zusammenarbeit zwischen Print und Online sorgen sollte. Sie nimmt ein Angebot des deutschen Magazin "stern" an, wo sie ab Mai "Managing Editor" für den Online-Bereich wird - "ein Angebot, das man vermutlich nur einmal im Leben bekommt", so Föderl-Schmid. Persönlich und professionell bedaure sie den Abgang Zielinas. Ob deren Stelle nachbesetzt wird, "diskutieren wir noch".
(APA)