Der alte und neue ORF-Chef hat 18 Stimmen erhalten, Grasl gratuliert.
Jetzt ist es amtlich: Der ORF-Stiftungsrat hat am Dienstag Alexander Wrabetz zum neuen bzw. alten Generaldirektor gewählt. Wrabetz erhielt von den Stifungsräten 18 Stimmen und damit die benötigte Mehrheit in dem 35-köpfigen Gremium. Sein Herausforderer Richard Grasl erhielt 15 Stimmen, zwei Stiftungsräte, Franz Küberl und Gudrun Stindl, enthielten sich. Wrabetz wird den ORF damit in den kommenden fünf Jahren führen. Für Wrabetz ist das ein historischer Erfolg: Er ist der erste GD mit drei Amtszeiten in Folge.
In den vergangenen Wochen hat sich Wrabetz einen harten Wahlkampf mit seinem Herausforderer geliefert. In der Diskussion rund um eine mögliche Gebührenerhöhung warf Wrabetz Grasl vor, sich wie ein Elefant im Porzellanladen zu benehmen (HORIZONT berichtete). Grasl wiederum kritisierte Wrabetz für den angeblich "brutalsten Eingriff auf die Information und die Redaktionen, den es jemals in der Geschichte des ORF gegeben hat" (HORZONT berichtete).
Hier sind noch einmal die wichtigsten Punkte aus dem Konzept von Alexander Wrabetz:
Aufweichung der Alleingeschäftsführung mit Votum im Board bei strategischen Entscheidungen
Beibehaltung der Direktorenstruktur mit GD, Kaufmännischer Direktion, Technischer Direktion, Programmdirektion; dazu kommt ein Chief Digital Officer und ein Head of Radio
Channelmanager sind direkt dem GD unterstellt
Ausbau des ORF zum Social Media-Haus (eigener Youtube-Kanal mit ORF-Inhalten, Stärkung der bestehenden Auftritte auf FB und Co.)
Beibehaltung des Frühstückfernsehens „Guten Morgen Österreich“
Neue News-Show „@1“ als Info-Flaggschiff, 60 Minuten lang täglich
ORF 1 to go: non-lineares ORF eins-Angebot mit aktuellen Themen im Web
Ö3 stärker digital und in TV bringen, Ö1 neuer Auftritt und neues Schema
ORF III stärken mit Erhöhung des Sendebudgets auf 20 Mio. Euro
Stärkung der österreichischen Filmwirtschaft
In einer ersten Stellungnahme nach der Wahl sprach Grasl von einem "Fotofinish". Er glaube, dass er ein Konzept mit vielen guten Ideen vorgelegt habe und hoffe nun, dass die ein oder andere davon in den kommenden Wochen und Monaten umgesetzt werde. Das demokratische Ergebnis sei zu akzeptieren, sagte Grasl, der Wrabetz im gleichen Atemzug zu seinem Sieg gratulierte.
"Ich habe es noch gar nicht realisiert", sagte Alexander Wrabetz bei der Pressekonferenz, die im Anschluss an die Wahl stattgefunden hat. "Ich werde mich bemühen, dass wir das Unternehmen sehr rasch aus der öffentlichen Diskussion herausführen", sagt er. Man habe sehr viel zu tun und müsse den ORF in den kommenden fünf Jahren "entscheidend" weiterentwickeln, strukturell wie programmlich.