Probleme seit dem Jahr 2015. Marktanteile laut Verantwortlichen "kaum betroffen". Laut AGTT als Teletest-Auftraggeber ein Fehler durch die durchführende GfK Austria. HORIZONT hat erste Statements.
Die GfK Austria, die im Auftrag der Arbeitsgemeinschaft Teletest (AGTT) die Messung der Fernsehnutzung abwickelt, hat den Auftraggeber über einen Fehler bei der Datenauswertung informiert. Das gab die AGTT am Mittwoch in einer Aussendung bekannt. Auf Grund eines "Programmierfehlers im Zusammenhang mit der Implementierung von neuen Messgeräten" seien in Mehrpersonenhaushalten in bestimmten Konstellationen die Nutzungszeiten von gleichzeitig fernsehenden Familienmitgliedern falsch zugeordnet worden. Das Problem mit diesen neuen Messgeräten bestehe demnach seit 2015. Die GfK hat mittlerweile ausführlich auf eine HORIZONT-Anfrage reagiert.
Dadurch, so die AGTT, "sind für den gesamten Markt – weitgehend gleich verteilt über alle Sender – zu hohe Reichweiten ausgewiesen worden." Die Marktanteilsdaten seien kaum betroffen. Konkrete Auswirkungen bis November 2019 seien nicht mehr reproduzierbar; in den ersten Jahren (etwa bis 2017) die Abweichungen "aber jedenfalls vernachlässigbar". Der über den Zeitverlauf ansteigende Fehler wirke sich je nach Zielgruppe unterschiedlich aus; im Schnitt lägen die Abweichungen aber auch im Jahr 2020 unter fünf Prozent. Thomas Gruber, seit Jänner 2020 neuer Obmann der AGTT, betont auf HORIZONT-Anfrage, dass nicht die Messung an sich, sondern die Datenauswertung falsch sei. Durch das Wissen, wie groß der Anteil der falschen Messgeräte ist, könne man angesprochene Rückschlüsse eben ziehen.
"Der bisher kommunizierte – auch pandemiebedingte – Anstieg der Fernsehnutzung muss daher geringfügig korrigiert werden, ist aber weiterhin signifikant", betont die AGTT in dieser Aussendung, die festhält, dass der Fehler ausschließlich im Bereich der GfK Austria liege. Die wurde nun "unverzüglich mit einer umfassenden Aufarbeitung und Richtigstellung der Daten beauftragt". Parallel dazu wurde ein externer und unabhängiger Auditor mit der Überprüfung der betroffenen Daten beauftragt. Die endgültigen Daten für 2020 werden nach Vorliegen des Ergebnisses veröffentlicht. "Der externe Auditor ist unbedingt notwendig, um verlässliche Daten zu liefern", betont Gruber. Das bedeute auch, dass die Jahresquoten für 2020 nicht mit dem Jahreswechsel verfügbar sein werden, sondern erst später. "Noch ist nicht abschätzbar bis wann das der Fall sein wird", so Gruber gegenüber HORIZONT. Angesprochen auf etwaige Konsequenzen für die GfK - etwa sich schadlos zu halten oder die Abwicklung neu auszuschreiben - hält Gruber fest: "Dazu kann ich im Moment nichts sagen."
GfK schon 2016 im Mittelpunkt
Zuletzt war es im Jahr 2016 zu ähnlichen Vorfällen mit Fehlern in der Radiotest-Erhebung gekommen, auch damals war die GfK involviert. Mitarbeiter hatten damals "Schwankungen glätten" wollen; der Teletest ist allerdings im Gegensatz zum Radiotest eine Messung und keine Befragung. Der Skandal vor viereinhalb Jahren zog umfangreiche Konsequenzen mit sich: Neben der Misere der falschen Zahlen gab es auch personelle Konsequenzen und den Abschied des GfK-Geschäftsführers sowie eine Neuaufstellung in der Messkontrolle mit externem Audit.