Oliver Suchocki, Partner und Leiter HR-Consulting Ey Österreich
Für die Studie wurden 541 österreichische Arbeitnehmer im Alter zwischen 18 und 65 Jahren in Unternehmen ab 50 Mitarbeitern online befragt.
Österreichische Arbeitnehmer glauben, dass vier von zehn Bewerbern hierzulande ihre Angaben im Lebenslauf beschönigen und dies auch bei knapp 40 Prozent auffällt. Dass Beschönigungen oder falsche Darstellungen in einem Bewerbungsverfahren gar nicht auffliegen, glauben nur 0,4 Prozent. Für fast die Hälfte der Befragten ist es vertretbar, wenn Lücken, die aufgrund von Pflegetätigkeiten nahestehender Personen (47,5%) oder Kinderbetreuung (43,1%) entstanden sind, kaschiert werden. Mehr als ein Drittel findet es jeweils gar nicht nötig, Lücken aus diesen Gründen zu vertuschen und plädiert für vollkommene Transparenz.
Auch bei einer längeren Krankheit, die einen selbst betrifft, ist es aus Sicht von mehr als der Hälfte der befragten Arbeitnehmer (54,1%) vertretbar, die Lücken im Lebenslauf zu kaschieren. Fehlzeiten oder Lücken im Lebenslauf wegen ausgedehnter Reisetätigkeiten (46,9%) oder Arbeitslosigkeit (47,5%) zu verheimlichen sieht hingegen jeweils rund jeder Zweite als nicht vertretbar an.
"
Die vielfältigen Herausforderungen am Arbeitsmarkt lassen sich nur mit einer starken gegenseitigen Vertrauenskultur zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer beziehungsweise Bewerber erfolgreich bewältigen. Arbeitnehmer sollten sich von dem Druck lösen, einen perfekten, durchgehend stringenten Lebenslauf vorlegen zu müssen. Lebensentwürfe und auch Berufslaufbahnen werden vielfältiger und Recruiter wissen das auch. Mit Ehrlichkeit und dem Mut zur Lücke fahren Bewerber in jedem Fall besser als mit Lebenslauf-Kosmetik. Sollte der Arbeitgeber später die Wahrheit erfahren, dann wird je nachdem, welche Angaben falsch waren, möglicherweise eine Kündigung, Entlassung oder sogar eine Anzeige die Konsequenz sein", kommentiert Oliver Suchocki, Partner und Leiter HR-Consulting bei Ey Österreich, die Ergebnisse.
Ein No-Go aus Sicht der Arbeitnehmer ist die Beschönigung von Fachkenntnissen: 78,9 Prozent sehen die übertriebene Darstellung oder das Erfinden von Kompetenzen als nicht vertretbar an. Die Beschönigung von Aufgaben und Verantwortungen im Lebenslauf empfinden knapp zwei Drittel (64,3%) der Befragten als nicht vertretbar. Sollte beim Eintritts- und Austrittsmonat "nachgebessert" oder dieses nicht angeführt werden, ist das hingegen für fast 60 Prozent durchaus vorstellbar.