Gerhard Riedler: Mut und Motivation, um sich dem medialen Paradigmenwechsel zu stellen. Kompetenz und Know-how, um das Potenzial der eigenen Medienmarke zu erkennen. Visionen und Fantasie, um zukunftsorientierte Strategien zu definieren. Engagement und Energie, um die angestrebten Ziele, auch bei Gegenwind, zu erreichen.
HORIZONT: Und, wie lautet hier Ihr persönlicher Befund? Ist davon ausreichend vorhanden?Riedler: Davon bin ich überzeugt. Was es braucht, ist die Initialzündung, um notwendigen Innovationen die volle Schubkraft zu verleihen.
HORIZONT: Innovation wird oft nur als Optimierung des Althergebrachten missverstanden. Wie definieren Sie persönlich Innovation, insbesondere bei Medien?Riedler: Neue Möglichkeiten schaffen neue Bedürfnisse und neue Märkte. Diese bestmöglich zu erschließen, um so auch unter geänderten technologischen und soziokulturellen Rahmenbedingungen nachhaltig wirtschaftlich erfolgreich zu sein, ist Ziel unseres innovationsgetriebenen Business Development.
HORIZONT: Innovation braucht auch Raum zur Entwicklung. Für welche regulatorischen Rahmenbedingungen und gesetzlichen Initiativen plädieren Sie im Sinne der Medienzukunft?Riedler: Faire Marktbedingungen für eine globale digitale Industrie zu schaffen, ist eine echte Challenge. Die Bandbreite reicht hier vom Wettbewerbs- und Urheberrecht über Konsumenten- und Persönlichkeitsschutz, bis zu Medienförderungsmodellen und Abgabenregelungen. Und nicht alle sind rein nationalstaatlich in Österreich zu regeln.
HORIZONT: Die Zukunft der Medien hängt sehr stark auch vom kreativen Nachwuchs ab. Wie kann es Medienunternehmen gelingen, kreatives Talent für sich zu begeistern?Riedler: Wenn sich junge Kollegen mit Engagement und Talent im Unternehmen schlicht und einfach wohlfühlen – wenn die Kommunikation auf allen Ebenen stimmt, wenn Leistung anerkannt wird, wenn Freiraum für Eigeninitiative und die Identifikation mit den Unternehmenszielen gegeben ist, dann können kreative Ideen wachsen und neue Lösungen gefunden werden.
HORIZONT: Im Gefüge aus Auftraggeber, Agentur und Medium geht es vielfach nur mehr um die günstigsten Konditionen. Wie lassen sich qualitative Gesichtspunkte in der Mediaplanung in den Fokus rücken?Riedler: Konditionsspiralen und Preisdumping zerstören Branchenusancen und schwächen die wirtschaftliche Basis von Medienunternehmen. Das Preis-Leistungs-Verhältnis muss langfristig – für den Kunden wie für den Medienanbieter – stimmen. Denn für den Kunden zählt letztlich, dass Werbung wirkt und der ROI erzielt wird. Medien wiederum, die Content und Werbeleistung verschleudern, dürfen sich nicht wundern, wenn ihr Angebot wertlos wird. Und Agenturen, die ausschließlich nach dem Kriterium des Rabatts einkaufen, dürfen sich nicht wundern, wenn sie an den Zielen ihrer Kunden vorbeiagieren.
HORIZONT: Welche internationalen Medienunternehmen und/oder -projekte sind für Sie persönlich zukunftsweisend?Riedler: In Europa Axel Springer und international die New York Times. Das heißt nicht automatisch, dass sie erfolgreich sind, aber sie trauen sich was.
HORIZONT: Welchen Beitrag kann eine Initiative wie der Medien-Zukunftspreis tatsächlich für die gesamte Branche leisten?Riedler: Man darf sich keine Wunder erwarten. Als Kommunikationsforum kann der Medien-Zukunftspreis lediglich mit Gedankenanstößen und neuen Ideen zur Bewusstseinsbildung und zur Stärkung des Selbstbewusstseins unserer Branche beitragen. Aber das ist ja schon was.
HORIZONT: Wie definieren Sie die Zukunftsvision für die Mediaprint?Riedler: Unser Ziel ist es, die Kronen Zeitung durch eine optimale Vernetzung von Print und allen digitalen Plattformen auch in Zukunft als führendes Informationsmedium für Millionen von Österreichern und als überaus leistungsstarken Werbeträger zu positionieren.
Die gesamte HORIZONT-Interviewserie mit Mitgliedern des Zukunftsforums finden Sie hier - sie wird laufend erweitert.