Wie Unterhaltung zur digitalgetriebenen Realitätsflucht avanciert und wofür Konsumenten auch bereit sind, tief in die Geldbörse zu greifen.
Corona-Realität aus, Fantasiewelt an: Die Lust auf Unterhaltung hat während der Pandemie einen noch nie dagewesenen Schub erfahren. Das belegen zahlreiche Studien – aufgeschlüsselt nach Branchen etwa der Deloitte Media Consumer Survey. Das Beratungsunternehmen hat dazu in drei repräsentativen Erhebungen – im Februar 2020 vor Ausbruch der Pandemie, während des Lockdowns im März und in der Phase der Normalisierung im Juni – jeweils 2.000 deutsche Konsumenten befragt.
Nachdem sich das Leben verstärkt in den eigenen vier Wänden abspielte, ist nicht nur das Bedürfnis nach Informationen gestiegen, sondern auch der Konsum von Netflix und Co in die Höhe geschnellt. „Medien sind gerade enorm wichtig“, erklärt Klaus Böhm, Leiter des Bereichs Media & Entertainment bei Deloitte. „Sie versorgen uns in diesen schwierigen Zeiten mit wichtigen Informationen und sorgen gleichzeitig mit unterhaltenden Inhalten für Zerstreuung. Der Bedarf ist hoch, das belegen unsere Daten eindeutig.“
So konsumierten 44 Prozent der Deutschen im März mehr lineares Fernsehen. Der Anteil der täglichen Nutzer von Mediatheken stieg um 55 Prozent und der von Konsolenspielen um 38 Prozent. 45 Prozent der Video-on-Demand-Nutzer riefen mehr Filme und Serien ab.
Einen wissenschaftlichen Erklärungsansatz für das steigende Entertainment-Bedürfnis in der Krise liefert Wirtschaftssoziologe David Schiestl von der Universität Wien. Schiestl untersuchte von Ende April bis Ende Mai sogenannte Coping-Strategien, also wie die Corona-Krise auf unterschiedliche Art und Weise und nach Geschlecht, Alter und Einkommenssituation betrachtet, bewältigt wird. Der Wirtschaftssoziologe unterscheidet in einem Blog-Beitrag zwischen vermeidenden („avoidance coping“) und annähernden Formen („approach coping“) – wobei die Ablenkung zu Ersterem zählt. Während Ablenkung Ende April noch unter den am häufigsten angewandten Strategien zu finden war, sank deren Bedeutung bis Ende Mai, als die Ausgangsbeschränkungen gelockert wurden; aktive Bewältigung wurde indes wi
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