Diversität: Die Weiße Chefetage der Medien
 
Diversität

Die Weiße Chefetage der Medien

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Das Reuters Institut für Journalismusforschung hat untersucht, wie es um die Diversität unter den Chefredakteurinnen und Chefredakteuren von insgesamt 100 internationalen Print- und Onlinemedien steht. Mit einem ernüchternden Ergebnis.

Nicht nur inhaltlich mangelt es den Medien an Diversität und Repräsentation, sondern auch in der Führungsriege. Das zeigte das Reuters Institut für Journalismusforschung in Oxford mit seiner Studie "Race and leadershipn in the news media 2020: evidence from five markets" einmal mehr auf. In den insgesamt 100 Online- und Printmedien aus fünf verschiedenen Ländern - Deutschland, Großbritannien, Brasilien, Südafrika und die USA - sitzen im Verhältnis zur Teamzusammensetzung oder zu Bevölkerung viel mehr Weiße Redakeure in den Chefsesseln. In Deutschland und UK gibt es in den Top-Medien keine einzige nicht Weiße Person in der Chefredaktion. In den USA sind es zwei BPoC-Chefredakteure (11 Prozent), in Brasilien ist es nur eine Person, obwohl die Mehrheit der Bevölkerung in dem südamerikanischen Land nicht Weiß ist. Südafrika ausgenommen, sind nur sechs Prozent der Führungspositionen mit BPoC besetzt, während die Bevölkerung im Durchschnitt zu 29 Prozent nicht Weiß ist.

Auch im Verhältnis zum Team zeichnet sich ein ernüchterndes Bild ab: In Brasilien beispielsweise arbeiten in den untersuchten Medien 34 Prozent BPoC, aber nur fünf Prozent der Chefredakteure sind nicht Weiß. Meera Selva, eine der Autorinnen der Studie, kommentierte die Ergebnisse im Interview mit SZ.de: "Ehrlicherweise ist es so: Wenn eine Schwarze Person Chefredakteur oder Chefredakteurin ist, bedeutet das, es gibt eine Weiße Person weniger in dieser Position. Es geht bei Entscheidungen zu Diversität immer um das Abgeben von Macht. Das ist nie leicht."
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