Rainer Esser bestätigt: Eine Seite mehr für die Österreich-Version der deutschen Wochenzeitung
„In Österreich geht es uns hervorragend. Wir haben unsere verkaufte Auflage auf über 20.000 Exemplare gesteigert und auch im Anzeigenmarkt läuft es blendend. Wir werden unser Angebot für die österreichischen Leser deshalb auch ausbauen und führen noch in diesem Frühjahr dauerhaft eine vierte Seite ein", im Gespräch mit HORIZONT offenbart Geschäftsführer Rainer Esser besondere News.
"Die Zeit" gehört zu den Printmedien im Nachbarland, die sich trotz herausfordernder Zeiten in den letzten Jahren sehr gut entwickelt. Eine Reichweite von 2,2 Millionen Lesern weist die Allensbacher Markt- und Werbeträgeranalyse dem Titel aus. 1,6 Millionen Leser waren es im ersten Quartal 2015 laut der deutschen Media-Analyse, bei etwas mehr als 510.000 verkauften Stück.
Geschäftsführer Rainer Esser geht ins Detail der Gruppenumsätze des Holtzbrinck-Unternehmens, die kürzlich veröffentlicht wurden: „Insgesamt setzte die Zeit Verlagsgruppe im vergangenen Jahr 180 Millionen Euro um, das sind acht Prozent mehr als 2013. Zwei Drittel, gut 120 Millionen Euro, entfielen auf unser Kerngeschäft, die Wochenzeitung."
Je ein Sechstel der Gesamterlöse, also rund 30 Millionen Euro, erlösten die Digitalsparte (plus 29 Prozent, Anm.) mit dem Online-Stellenmarkt academics, dem Stipendiaten-Netzwerk e-fellows und Zeit Online sowie die übrigen Geschäftsfelder (Anm., plus 36 Prozent) mit mittlerweile sechs Magazinen, Büchern, CDs, Weiterbildung, Reisen, Kongressen und Corporate Publishing, informiert Esser weiter. Insbesondere die inzwischen zahlenden 35.000 Digitalabonnenten „machen Freude“. Den Gewinn des Hauses bezeichnet Esser erfreut als „auskömmlich“.
20.000 Exemplare in ÖsterreichDie Zeit, in deren Aufsichtsrat der Vorarlberger Verlagschef Eugen A. Russ sitzt, hat auch einen ansehnlichen Österreich-Teil zu bieten, der immer wieder einen spannenden Blick auf unser Land aus einer Vogelperspektive zu bieten hat. Hierzulande werden die oben erwähnten wöchentlichen 20.000 Stück verkauft. Spannend, dass hier die digitale österreichische NZZ.at keine Konkurrenz zu sein scheint.
In den letzten Jahren wurde in Hamburg jedenfalls intensiv ins Blatt investiert, eine Reihe neuer Ressorts eingeführt und einige, so Esser, herausragende Redakteure eingestellt. Außerdem hat weitere Neuerungen anzukündigen: „In diesem Jahr bauen wir unser Angebot weiter aus, mit unserem Finanzmagazin 'Zeit Geld' und dem Golfmagazin 'Zeit Golfen'. Nächste Woche erscheint 'Zeit Chancen' in ganz neuem Glanz. Ich bin überzeugt, das alles wird sich auszahlen“.
Im Hinblick auf den Markt hat Esser klare Ansichten, die er auch teilen möchte. Dass nur das konzentrierte Lesen Alleinaufmerksamkeit garantiere, sei eine Erkenntnis, die sich immer stärker bei "klugen Marketingentscheidern" durchsetze, die Qualitätsmarken in Qualitätsumfeldern sehen wollen, meint er kampfbewusst. Denn auch in Deutschland hat es Print nicht immer leicht.
Esser setzt mit der "Zeit" auf die Stärken des Produkts, denn, so der Medienmanager, Print weise stabile Reichweiten auf, biete die eben erwähnte alleinige Aufmerksamkeit und Qualitätsumfelder. Dagegen, meint er mit einem Seitenblick auf seine Mitbewerber, „verliert Privatfernsehen an Reichweite und damit Werbung. Warum? Weil bei Formaten wie 'Dschungelcamp' die meisten Zuschauer in der Werbepause anderen Dingen nachgehen und fast jeder am Second Screen aktiv ist. Printmarken werden mit ihren Online-Angeboten hingegen immer mehr zum alleinigen Qualitätsmedium“, ist Esser überzeugt.