Die Marke auf allen Kanälen abbilden
 

Die Marke auf allen Kanälen abbilden

Richard Schnabler
 Dasch Maximilian
Dasch Maximilian

Maximilian Dasch ist seit zwei Jahren Mitglied der Geschäftsleitung der Salzburger Nachrichten. Im Interview spricht er über die zukünftige Ausrichtung des Hauses

Dieser Artikel ist bereits in der HORIZONT-Ausgabe 37/2015 erschienen. Hier geht's zum Abo.

Horizont: Bei den Salzburger Nachrichten ist in den letzten beiden Jahren einiges in Bewegung geraten. Sie sind Teil des Management Board. Welche Herausforderungen gilt es noch zu nehmen?

Maximilian Dasch:
Aktuell sind wir dabei die Salzburger Woche, unsere regionale Kaufwochenzeitung und die Gratiszeitung Salzburger Fenster in einer gemeinsamen Gesellschaft zusammenzuführen. Hermann Fröschl, der bereits maßgeblich am Relaunch der Salzburger Nachrichten im Frühling des Vorjahres beteiligt war, wird als Chefredakteur beider ­Titel fungieren und das neue inhaltliche Konzept vom Salzburger Fenster entwickeln. Erich Scharf, Geschäftsführer der Salzburger Woche, übernimmt die kaufmännische Leitung der neuen Gesellschaft, sein Stellvertreter wird Klaus Buttinger, der mit einer eigenen Agentur bereits für unser Haus in der Vermarktung aktiv war. Ich rechne mit einem Relaunch des Salzburger Fenster im Frühjahr 2016. Wir wollen dabei vor allem auch die Wünsche des Leser- und Werbemarktes erfüllen. Dafür gibt es eine Marktforschung. Die Pläne für die beiden Produkte sind im Rahmen der Neuausrichtung, die wir in den vergangenen Jahren vorantreiben, ein weiterer großer Schritt in Richtung Zukunft.

Horizont: Welche Projekte wurden bereits umgesetzt?

Dasch:
Nach dem Relaunch der ­Tageszeitung sind wir im digitalen ­Bereich noch stärker aktiv geworden. So ist die Salzburg Digital GmbH, die es seit Ende 2013 gibt, inzwischen eine echte Dienstleistungsagentur für den regionalen Displayverkauf. Aus einer Unit mit Fokus auf technische Dienstleistungen wurde eine Agentur, die für Kunden am regionalen Markt tätig ist und zum Beispiel unsere Websites salzburg.com und salzburg24.at im Portfolio hat. Wir vermarkten ­unsere Rubrikenportale, den digitalen Stellen- und Immobilienmarkt, unser Trauerportal, unseren Eventkalender, und wir denken über regionale Leistungsangebote für Social Media und SEM nach. Salzburg Digital beschäftigt ungefähr 25 Mitarbeiter.

Horizont: Wann geht salzburgshop.at an den Start?

Dasch:
Wir haben jetzt rund 30 Händler, die mit uns kooperieren, im September geht es los. Vor allem der regionale Einzelhandel braucht digitale Lösungen und da sehe ich auch eine Verantwortung als Medienhaus. Aber das ist echtes Neuland, ich bin gespannt.

Horizont: Welchen Umsatz bringt das digitale Geschäft dem Haus?

Dasch:
Derzeit sind es noch unter zehn Prozent des Gesamtumsatzes.

Horizont: Wie läuft es in Bayern?

Dasch:
Wir betreiben seit Anfang des Jahres eine Agentur in Bayern, die Media Service Bavaria GmbH. Nachdem wir die beiden Wochenzeitungen Chiemsee- und Rupertinachrichten auslaufen ließen, gibt es nun die Agentur, die Kooperationsmedien und unsere Titel, darunter das Ländermagazin Hallo Nachbar, das elfmal jährlich in Salzburg und Bayern, sowie zusätzlich 15-mal exklusiv in Bayern erscheint, vermarktet – von Bayern nach Salzburg, aber natürlich auch von Salzburg nach Bayern.

Horizont: Wie entwickelt sich der Lesermarkt aus Ihrer Sicht?

Dasch:
Unsere Reichweite ist mit etwa 40 Prozent im Bundesland über die letzten Jahre stabil. Der Relaunch wurde sehr gut angenommen. Bei ­unserer Preisstrategie haben wir uns in den letzten Jahren für eine Anpassung entschieden. Hier haben wir uns sukzessive aus dem Vergleich mit ­unserem regionalen Mitbewerber verabschiedet. Wenn man in der ­Geschichte zurückblickt, war immer vom Schilling-Preiskampf die Rede, wo eine Zeitung nicht mehr als einen Schilling kosten durfte. Dieser ist heute nicht mehr gegeben. Qualität ist dem Leser etwas wert. 

Horizont: Apropos App, die SN-HD-App für das iPad gibt es nicht mehr …

Dasch:
Wir haben die beiden Welten Tablet-App und Smartphone-App seit Kurzem zusammengeführt, weil das mehr Sinn macht. Das hat auch mit den Zählungen in der ÖAK zu tun. Die SN-HD-App war ein einzigartiges Produkt für das die Leser ­bezahlten, sie waren echte Fans, kann man sagen. Unsere neue App vereint jetzt zwei Zugänge – die ­kostenlose aktuelle Information und unter dem Button „Zeitung“ unsere Bezahlangebote. So kostet das di­gitale Abo darüber hinaus nur 3,50 Euro für Vollabonnenten – und man erhält ein Sonntagsmagazin ­sowie unser tägliches Living-Paper, das klassische PDF mit Anreicherungen wie Fotostrecken, Videos et cetera, dazu. Es ist ein schönes An­gebot, das auch unseren langjährigen Weg­begleitern gefallen wird. Es wird aber noch ein wenig Kommu­nikationsarbeit dafür notwendig sein. Wenn wir es schaffen, zehn ­Prozent unserer rund 60.000 Voll­abonnenten zu überzeugen, wäre das ein Traum.

Horizont: Sind Content Marketing und Native Advertising eigentlich ein Thema?

Dasch:
Man muss hier in der Definition der Begriffe sehr vorsichtig sein, aber wo man gute Inhalte für Werbepartner produzieren kann oder im redaktionellen Themenumfeld inte­ressante Werbeformate entwickeln kann, ist das schlüssig. Eines unserer Formate ist „SN-Leser testen …“ – zum Beispiel Automodelle. Hier produzieren wir Inhalte wie Videos für den Kunden, welche dieser selbst weiterverwenden kann. Die Promotion-Kampagne wird im Vorfeld über sämtliche Kanäle ausgespielt – von der Zeitung über Online bis hin zu unserem Facebook-Auftritt. Es ist eine Mischform aus Promotion und Content Marketing – das ist ein selbst entwickeltes Kreativkonzept.

Horizont: Sind Sie selbst auch im Verkauf aktiv?

Dasch:
Ich lebe die Partnerschaft mit Kunden, ich bin aber nicht direkt im Verkauf tätig. Mein Job ist vor allem strategischer Natur.

Horizont: Wer sitzt aktuell im ­Management-Team der SN?

Dasch:
Mein Vater ist Herausgeber und Vorsitzender der Geschäftsführung. Den Bereich Produktion, also Druck, Vertrieb und Kundenservice verantwortet Roman Minimayr. ­Verwaltung, Personal und Controlling sind Aufgabengebiete von Martin ­Hagenstein. Ich verantworte den ­Bereich Markt, also die Themen ­Anzeigenverkauf, Marketing und Marktforschung, und ich habe einige interdisziplinäre Projektgruppen ins Leben gerufen. Mission Scom zum Beispiel beschäftigt sich mit der Digitalisierung unserer Branche. Es geht hier unter anderem um die Vermittlung zwischen Print und Digital und die vernetzte Sichtweise auf die ­heutige Kommunikationswelt.

Horizont: Wie entwickeln sich die Umsätze des Medienhauses?

Dasch:
Im digitalen Bereich haben wir durch die Neuausrichtung mit Salzburg Digital teils zweistellige Zuwachsraten. Der Markt in der Region hat stark angezogen. Das Printgeschäft ist, nun ja, stabil auf niedrigem Niveau. Einen Rückgang spüren wir weiterhin im Stellenmarkt, der rund 15 Prozent vom Gesamtprintumsatz ausmacht. Es ist auch nicht einfacher geworden, an nationale Etats zu kommen. Da spielt die zunehmende ­Konkurrenzsituation mit flächen­deckenden Medienangeboten mit.

Horizont: Sie meinen die Titel der RMA?

Dasch:
Unter anderem.

Horizont: Ein Ring der Bundesländerzeitungen bleibt wohl ebenso in weiter Ferne …

Dasch:
Das ist momentan sehr schwierig, weil sich jeder mit seiner Medienmarke neu und stark aufstellen wird. Der Kunde braucht Lösungen über alle Plattformen. Von der ­gedruckten Zeitung über das Onlineportal bis zum Social-Media-Auftritt. Da müssen wir hinarbeiten, und Werbung mit Umfeldqualität darf dann auch im Digitalen im Vergleich zu anderen etwas kosten. Danach können wir uns immer noch den Kopf darüber zerbrechen, wie das in der Zusammenarbeit harmonieren könnte.

Horizont: Die Zukunft ist also ­digital?

Dasch:
Nicht nur der SN-Leser, sondern auch jeder SN-Mitarbeiter will seine Marke auf allen Plattformen ­sehen. Diese auf allen Kanälen ­abzubilden, das ist definitiv die Zukunft. Es geht nicht um Print gegen Digital, sondern darum, beides bestmöglich zu bedienen und am Ende des Tages intelligent zu verknüpfen.
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