Auf den Österreichischen Medientagen diskutierten sechs Experten zum Thema "Long Tail TV - Die Macht der Sparte"
Die Diskussion ist nun schon ein paar Jahre alt: Die großen TV-Sender verlieren kontinuierlich Marktanteile, der Markt ist inzwischen stark fragmentiert. Immer mehr Sender, auch von den großen Sendergruppen, buhlen um die Gunst der Zuschauer. Über diesen Trend und die Frage, wie man sich in der Nische finanzieren kann, diskutierte bei den Österreichischen Medientagen eine illustre Experten-Runde.
Mit dabei waren auch Marcin Kotlowski und Stefan Piech, die mit eigenen Angeboten auf dem Markt vertreten sind. Kotlowski natürlich zum einen mit W24, aber auch mit dem Regionalsenderverbund R9. Piech ist CEO der Your Family Entertainment GmbH, wo man sich auf Kinder- und Familiensendungen spezialisiert hat.
"Bewegtbild ist Traffictreiber Nummer eins und jede Nische hat ihren Platz", sagt Kotlowski,
der jüngst einen Satellitensender von R9 an den Start gebracht hat. Derzeit produziere man etwa 40.000 Beiträge im Verbund - pro Jahr. Das und die Relevanz seien besonders wichtig, sagt der Fernsehmacher. Regionale Inhalte haben laut Kotlowski zudem einen weiteren Vorteil gegenüber internationalen Anbietern: "Netflix wird sich sicher nicht auf diesen Markt trauen."
Free-TV und Pay-TV
Bei der Your Family Entertainment AG setzt man auf zwei Modelle. Zum einen ist das der Pay-TV-Sender Fix&Foxi,
den das Unternehmen erst im Dezember 2014 an den Start gebracht hat. Mit der Entwicklung zeigt sich Piech indes zufrieden: "Der Sender hat sich sehr schnell und global entwickelt und ist mittlerweile in fünf Sprachen verfügbar." Unter anderem sendet man bereits in Tansania (englisch), Nigeria (französisch) sowie im arabischen Raum und in Südamerika. Zudem betreibt Piech den Free-TV-Kanal RiC, wo man auf klassische Werbekunden setzt.
Massen- und Nischensport
Laola1 wurde von Moderator Maurizio Berlini (Goldbach) unterdessen als "Paradeunternehmen in Österreich" angekündigt, was Geschäftsführer Rainer Geier natürlich dankend annahm. Die Sport-Streamingplattform ist nun mittlerweile schon seit fast 15 Jahren online und hat sich längst etabliert. "Dabei ist Sport ansich schon eine Sparte", sagt Geier. Aber auch bei Laola1 unterscheide man: Da gibt es auf der einen Seite Blockbuster wie die spanische Liga, für die man die Live-Rechte in Deutschland und Österreich besitzt. Auf der anderen Seite sind Sportarten, die "im Schatten von König Fußball stehen". Geier nennt da unter anderem Volleyball, Eishockey und Tischtennis. Hier sichere man sich meist globale Rechte. Inzwischen habe man Zugriffe aus über 100 Ländern, wobei Österreich und Deutschland die stärksten Märkte für das Unternehmen sind. Mittlerweile bediene man sich auch bei von Usern erstellten Videos.
"Servus Krone als 'Win-Win-Situation'"
Gerhard Riedler, Geschäftsführer Krone Multimedia und Mediaprint, äußerte sich zu den Aktivitäten von Krone.at in Sachen Bewegtbild. Man komme derzeit bereits aus etwa zwei Millionen Videoviews im Monat, habe aber Schwierigkeiten damit, diese Klicks zu monetarisieren. "Höchstens 50.000 Euro" könne man daraus machen, so Riedler. "Servus Krone" sieht Riedler als "Win-Win-Situation". Man bekomme jeden Tag zusätzliche Reichweite durch die Sendung, hinzu kommt das erworbene TV-Know-How, das in den kommenden Jahren wichtiger werden wird, so Riedler. "Dass die Sendung noch nicht die Marktanteile hat, die wir gerne hätten, ist etwas anderes."
Maimuna Mosser, Geschäftsführerin der Werbeagentur Vizeum, prophezeit, dass TV-Inhalte in etwa zehn Jahren nur noch zu 50 Prozent linear genutzt werden. "Heute liegt dieser Wert noch bei 95 Prozent." Das zeige schon, wie sehr sich die Branche in den kommenden Jahren ändern werde. "Und da spreche ich nur von TV-Inhalten", sagt Mosser. Zusatzinhalte, die beispielsweise für Youtube-Kanäle erstellt werden, seien da nicht einberechnet. ORS-Geschäftsführer Michael Wagenhofer verweist dagegen auf die Tatsache, dass lineares TV noch immer das mit Abstand meistgenutzte Medium in der Freizeit der Menschen ist. "Auch in den USA, und da besonders bei den jungen Zielgruppen, ist das noch so", sagt Wagenhofer.