Die Großhändler von News
 

Die Großhändler von News

Markus Wache
v.l.n.r.: Walter Hämmerle (Wiener Zeitung), Peter Kropsch (Deutsche Presse-Agentur) und Clemens Pig (APA).
v.l.n.r.: Walter Hämmerle (Wiener Zeitung), Peter Kropsch (Deutsche Presse-Agentur) und Clemens Pig (APA).

Dass die Welt der Nachrichten ihre eigenen Spielregeln hat und Geschwindigkeit nicht alles ist, davon konnten sich die Teilnehmer an dem Panel „Die Strategien der Nachrichtenagenturen“ bei den Österreichischen Medientagen 2019 überzeugen.

In seinem Impulsvortrag hob Atte Jääskeläinen, Professor und Senior Visiting Fellow an der London School of Economics und ehemaliger CEO einer finnischen Nachrichtenagentur, die Bedeutung der Nachrichtenagenturen hervor. Plattform-Modelle seien interessant für neue Agenturen, unabdingbar sei heute zugleich die Zusammenarbeit mit Medien in Bezug auf Big Data. Ferner sei eine Kostenteilung mit den Anteilseignern bei der Implementierung neuer Technologien selbstredend. Der Finne, der sich nunmehr wissenschaftlich mit Nachrichtenagenturen auseinandersetzt, stellte das ungebrochen hohe öffentliche Interesse für wahrheitsüberprüfte Informationen in den Mittelpunkt.

Erst redaktionelle Unabhängigkeit und dann das Geld

Seine Erkenntnisse griffen die beiden Diskutanten, APA-Chef Clemens Pig und der Geschäftsführer der Deutschen Presse-Agentur, der Oberösterreicher Peter Kropsch im Folgenden, in dem von Walter Hämmerle, Chefredakteur der Wiener Zeitung moderierten Panel auf. Kropsch gab zunächst einen Einblick in die Eigentümerstruktur seiner Agentur. So habe die dpa, die 94 Büros außerhalb Deutschlands betreibe, 179 Eigentümer, von denen keiner mehr als 1,5 Prozent Anteil halten dürfe. Die Agentur sei mehr ein Vehikel denn eine Milchkuh. Gleichwohl sei man „gewinnorientiert“ aufgestellt.

Markus Wache

Kropsch zufolge stellt sich die dpa dem technologischen Wandel: „Innovationen sind ein Imperativ!“ Und es gelte, diese Innovationen an die Eigentümer zurückzugeben. Hämmerle wollte von Pig wissen, wie wichtig denn der Gewinn für die Eigentümer der APA sei. Pig verwies zunächst auf andere Strukturen bei der APA. „Wir arbeiten gemeinschaftlich mit und für unsere Anteilseigner und sind ebenfalls gewinnorientiert aufgestellt“. Noch wichtiger als der Gewinn sei jedoch die Profitabilität, so Pig. „Unser Credo lautet, redaktionelle Unabhängigkeit durch wirtschaftliche Stärke zu festigen“.

Die dpa als "Gesamtkunstwerk"

Unumwunden gab Kropsch zu, dass bei der dpa der Kernbereich Verluste einfahre, diese aber durch andere Geschäftsbereiche „gestützt“ werde. „Wir sind ein Gesamtkunstwerk aus Text, Bild, Grafik, Video und Live-Blogs“, skizzierte er das Geschäftsmodell. Der nächste Schritt sei, die Agentur zu einem „digitalen Werkzeug“ zu machen. Befragt danach, welche Rolle die Geschwindigkeit bei Nachrichtenagenturen heute im Zeitalter der digitalen Unmittelbarkeit spiele, verwies Kropsch auf die Gründungszeit der Agenturen.

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Seinerzeit sei es vor allem für Finanzmärkte ein Thema gewesen, schnell an Informationen zu kommen. Heute spiele die Zuverlässigkeit ein weit wesentlichere Rolle. Nachrichtenagenturen seien „Sicherheitsnetze“ und der Bereich, der bei Agenturen am schnellsten wachse, der Bereich der Verification. So führe die dpa pro Monat intern 50 Fake-Checks im Spannungsfeld zwischen Geschwindigkeit und Richtigkeit durch, um durch Check, Re-Check und Double-Check die hohe Qualität der Nachrichten zu gewährleisten.

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