,Die Branche entzieht sich selbst den Boden‘
 

,Die Branche entzieht sich selbst den Boden‘

Dietmar Ecker, Geschäftsführender Gesellschafter bei Ecker & Partner, im Interview

Der Medien-Zukunftspreis ist eine Initiative des Manstein Verlages. Begleitet wird sie vom Zukunftsforum, dessen Teilnehmer in dieser Interviewserie zu Zukunftsthemen der Branche zu Wort kommen.

HORIZONT: Die Medienwelt ist einem tief greifenden Wandel unterworfen – was brauchen Medienmacher heute mehr denn je, um auch in Zukunft ­erfolgreich zu sein?

Dietmar Ecker: Sie brauchen die Überzeugung, dass Information die zentrale Ressource für friedliches Zusammen­leben ist und bleibt.

HORIZONT: Und wie lautet hier Ihr persönlicher Befund? Ist davon ausreichend vorhanden?

Ecker: An sogenannter Information ist ausreichend vorhanden, an der Überzeugung, dass Information ein fundamentales Gut ist, weniger.

HORIZONT: Innovation wird oft nur als Optimierung des Althergebrachten missverstanden. Wie definieren Sie ­persönlich Innovation, insbesondere bei Medien?

Ecker: Optimierung reihe ich ­unter betriebswirtschaftliche Kriterien ein. Innovation bei Medien ist die ­Entdeckung neuer Möglichkeiten, Technologie für zeitkonforme Informationsbereitstellung einzusetzen.

HORIZONT: Innovation braucht auch Raum zur Entwicklung – für welche ­regulatorischen Rahmenbedingungen und gesetzlichen Initiativen plädieren Sie im Sinne der Medienzukunft?

Ecker: Die Freiheit, sich vom Medienkonsum abzuwenden, muss gewahrt bleiben. Mit anderen Worten: Der Knopf zum Ausschalten des Com­puters, Fernsehers, Radios oder von ­Mobilgeräten muss Bestandteil der Hardware bleiben.

HORIZONT: Die Zukunft der Medien hängt sehr stark auch vom kreativen Nachwuchs ab. Wie kann es Medienunternehmen gelingen, kreatives Talent für sich zu ­begeistern?

Ecker: Indem man zulässt, Neues auszuprobieren, auch mit dem Risiko, dass nicht alles sofort ökonomisch reüssiert.

HORIZONT: Im Gefüge aus Auftrag­geber, Agentur und Medium geht es ­vielfach nur mehr um die günstigsten Konditionen. Wie lassen sich qualitative Gesichtspunkte in der Mediaplanung in den Fokus rücken?

Ecker: Ich komme auf das eingangs Gesagte zurück. Wenn Information zum Schleuderpreis angeboten wird, verliert sie ihren Wert. Wertloses Zeug wird nicht gekauft, damit entzieht sich die Branche selbst den Boden, auf dem sie steht. Aus dieser Abwärts­spirale muss man raus. Information ist etwas Wertvolles!

HORIZONT: Welche internationalen Medienunternehmen und/oder -projekte sind für Sie persönlich zukunftsweisend?

Ecker: Persönlich bin ich ein Fan von Kindle. Das war und ist eine Innovation, die neue Technologien für „alte Medien“ nutzbar macht. Daraus kann man viel lernen.

HORIZONT: Was kann eine Initiative wie der Medien-Zukunftspreis tatsächlich für einen Beitrag für die gesamte Branche leisten?

Ecker: Er kann der Branche ein wenig mehr Glauben an sich selbst und die ­eigene Zukunft zurückgeben.

HORIZONT: Wie definieren Sie die ­Zukunftsvision für Ihre Agentur Ecker & Partner?

Ecker: Wenn es uns in zehn Jahren noch gibt, haben wir in den nächsten Jahren die richtigen Innovationsschritte gesetzt.



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