Tipps zum professionellen Pitchen aus dem Panel „Pitch - Gelogen! Betrogen! Geschoben!“
Am Podium zum Thema "Pitch - Gelogen! Betrogen! Geschoben!" saßen unter der Moderation von Manstein Verlag-Geschäftsführerin Dagmar Lang Martin Weinand (Martin Weinand Communication), Stephan Heid (Heid-Schiefer Rechtsanwälte), Josef Mayerhofer (freier Unternehmer), Beate McGinn (Verbund) und Gerda Reichl-Schebesta (CCA). Pitchberater und Neo-Autor - sein Buch zum Thema "Nimm mich, der Pitch als Chance und Falle" erscheint morgen - Martin Weinand startete seine Key Note zu dem immer heißen Pitch-Thema mit dem Zitat eines Bundesminister aus den 70er Jahren: "Wie soll ich denn ausschreiben, wenn ich noch gar nicht weiß, wer es werden soll?". Daran schloß er die Ergebnisse einer selbst erhobenen Studie unter 96 Personen an, aus der sich ein ausnehmend schlechtes Image für Pitches aus öffentlicher Hand ergab. So glauben laut seinen Daten rund 55 Prozent der Befragten, dass der Sieger vorher feststünde. Damit lieferte er einen guten Einstieg um über Vergabepraktiken, Agenturzugänge und Verbesserungsmöglichkeiten zu diskutieren.
Es besteht Handlungsbedarf
Für Verbund Kommunikationsleiterin Beate McGinn ist klar, dass "jedes Unternehmen, das schiebt oder lügt, sich selbst betrügt - nämlich um die beste Lösung." Eine gute Vorbereitung von Seiten des Unternehmens und ein klarer Bewertungskatalog wären bei einem sauberen Pitch unumgänglich. Rechtsanwalt Stephan Heid ortet das Imageproblem der öffentlichen Hand als Pitchausrichter in der Darstellung der Vergaben. Heid: "Die öffentliche Hand hat verabsäumt, die Vergaben transparent darzustellen und in der Sprache und den Regeln des Marktes darzustellen. Es besteht Handlungsbedarf." Und in Richtung der Agenturen empfiehlt er mehr Lobbying schon bei der Entstehung von Vergabegesetzen zu betreiben, damit die Branche in ihrer Eigenheit überhaupt berücksichtig werden könne und die Ausbildung und den Umgang mit dem bestehenden Vergaberecht zu verbessern. Josef Mayerhofer, Ex-Managing Partner der PKP BBDO und nun freier Unternehmer, ortete die fehlende Honorierung der Werbeagenturleistung als massivsten Kritikpunkt. Agenturen würden sich selbst und dem Rest der Branche die wirtschaftlichen Grundlagen entziehen, indem sie unanständiges Preisdumping betreiben würden. Auch die gängige Praxis im Pitch bereits nahezu fertiges Sendematerial zu präsentieren, würde ein Rückverdienen des Aufwandes nahezu unmöglich machen. Seien Empfehlung: Selbstbewusster und kompromissloser sein, Scribbles präsentieren und nicht mit den Preisen dumpen.
Problem lösen statt teilnehmen
CCA-Präsidentin und TBWA´lerin Gerda Reichl-Schebesta, sieht das Problem ganz woanders: "Die Idee kommt zu kurz. Eine Idee muss ein Problem lösen. Und ein Pitch ist keine gute Form, um ein Problem zu lösen. Die Bedingungen sind dabei suboptimal. Man muss sich vielmehr die Frage stellen, wie man die Rahmenbedingungen schafft, dass wirklich gute Ideen entstehen." Und Martin Weinand sprach noch konkrete Branchenwarnungen aus. Weinand: "Schaut euch bei einer Pitcheinladung die Zusammenarbeitskonditionen an! Bei zwei Drittel aller Pitches sollte man nicht teilnehmen, weil selbst wenn man gewinnt, verdient man nichts damit.", und weiter schloß er eine subjetive Warnung an "Bei Pitches der BBG (Bundesbeschaffungs GmbH) nehmt bitte nicht daran teil! Jeder Meter ist hier rausgeschmissenes Geld und Zeit!"