Datenleak: Offenbar hunderte Journalisten und...
 
Datenleak

Offenbar hunderte Journalisten und Aktivisten Ziel von Spähsoftware

Olaf Speier / adobe.stock.com

Internationales Recherchekonsortium: Geheimdienste und Polizeibehörden mehrerer Länder haben  eine Cyberwaffe des israelischen Unternehmens NSO Group missbraucht.

Hunderte Journalisten, Menschenrechtsaktivisten und Oppositionelle weltweit waren offenbar Ziel umfassender illegaler staatlicher Abhöraktionen, berichtet ein Recherchekonsortium von Die ZeitSüddeutscher Zeitung, NDR, WDR und 15 weiteren Redaktionen aus zehn Ländern. Demnach haben Geheim- und Polizeidienste mehrerer Länder eine Cyberwaffe des israelischen Unternehmens NSO Group missbraucht, um damit  Mobiltelefone von Journalisten und Menschenrechtsaktivisten anzugreifen. Das internationale Journalistenkonsortium konnte ein Datenleak mit mehr als 50.000 Telefonnummern auswerten, die mutmaßlich von NSO-Kunden als Ziele möglicher Überwachung ausgewählt wurden.


Das Programm Pegasus gelte unter Fachleuten als das derzeit leistungsfähigste Spähprogramm für Handys, berichtet die Zeit. Es kann infiltrierte Smartphones in Echtzeit ausspähen und die Verschlüsselung von Chatprogrammen wie WhatsApp oder Signal umgehen. NSO verkauft das Programm nur an staatliche Behörden und für den Zweck der Bekämpfung von Terrorismus und Kriminalität. Auf der geleakten Liste finden sich den Recherchen zufolge allerdings auch die Handynummern von mehr als 180 Journalisten, darunter Reporterinnen von Le Monde, Mediapart und Le Canard Enchainé in Frankreich, eine Reporterin des US-Fernsehsenders CNN, ungarische Investigativreporter sowie bekannte Journalistinnen aus Aserbaidschan.

Mit Hilfe forensischer Untersuchungen konnten in 37 Fällen versuchte oder erfolgreiche Angriffe mit Pegasus auf den Handys von Journalisten, Menschenrechtsaktivisten, deren Familienangehörigen sowie Geschäftsleuten nachgewiesen werden.

NSO Group will 'keinen Zugang zu Daten' gehabt haben

Die geleakten Daten geben keine zweifelsfreie Auskunft darüber, wer sie zu welchem konkreten Zweck erfasst hat. Sie waren zunächst der französischen Rechercheorganisation Forbidden Stories und der Menschenrechtsorganisation Amnesty International zugespielt worden. Die am Journalistenkonsortium beteiligten Redaktionen konnten sie einsehen. Die Handyforensik wurde im Security Lab von Amnesty International vorgenommen. Die NSO Group teilte auf Anfrage mit, sie habe „keinen Zugang zu den Daten der Zielpersonen" ihrer Kunden. Die Erfassung der Nummern könne "viele legitime und vollständig saubere Anwendungsmöglichkeiten haben, die nichts mit Überwachung oder NSO" zu tun hätten.




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