Das sagt die Branche zur Wahl von Alexander W...
 
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Alexander Wrabetz bleibt für fünf weitere Jahre ORF-Chef.
Alexander Wrabetz bleibt für fünf weitere Jahre ORF-Chef.

Von "Aus unserer Sicht wäre Grasl besser gewesen" bis hin zu "Steherqualitäten von Wrabetz" - HORIZONT hat sich nach der ORF-Wahl in der Branche umgehört.

Nach einem langen Wahlkampf hat sich ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz am Dienstag gegen seinen Finanzchef Richard Grasl durchgesetzt: Der Stiftungsrat wählte ihn mit 18 zu 15 Stimmen (bei zwei Enthaltungen) zum neuen und alten ORF-Chef (HORIZONT berichtete). Die neue Geschäftsführungsperiode beginnt am 1. Jänner 2017 und endet am 31. Dezember 2021.

HORIZONT hat sich in der Branche umgehört und die wichtigsten Vertreter gefragt, was sie zum Ausgang der ORF-Wahl sagen und was sie sich von Alexander Wrabetz erwarten.

Ernst Swoboda (Geschäftsführer Kronehit und VÖP-Vorsitzender)
"Für mich ist das nicht überraschend, ich habe damit gerechnet. Wenn der Generaldirektor wiederbestellt wird, der es zehn Jahre lang war, erwate ich nicht rasend viele Veränderungen. Ich würde mir wünschen, dass sich der ORF in den nächsten fünf Jahren ein bisschen mehr in Richtung öffentlich-rechtlicher Rundfunk entwickelt und damit für den privaten Rundfunk mehr Luft zum Atmen bleibt. Wenn man die Konzepte beider Kandidaten ernst nimmt, bei denen ja viel von Information und österreichische Inhalte die Rede war, geht es ja in diese Richtung. Man muss schauen, ob das letztendlich auch so umgesetzt wird."

Joachim Krügel (Agenturleitung, New Business & Development Media1)
"Aus meiner Sicht ist Kontinuität im augenblicklich hin- und hergeschüttelten Medienmarkt nichts Schlechtes. Gleichzeitig ist es auch so, dass der ORF vor großen Herausforderungen steht – offensichtlich ist der Stiftungsrat der Meinung, dass der alte, neue Generaldirektor Alexander Wrabetz Ansätze und Pläne hat, die diesen Herausforderungen gewachsen sind. Aus meiner Sicht ist diese Entscheidung weder zu begrüßen, noch bin ich dagegen. Alles was ich sage ist: der TV-Markt in Österreich steuert immer mehr auf eine Dualität zu und der ORF hat große Entwicklungsaufgaben zu bewältigen. In den vergangenen Jahren war davon noch nicht so viel sichtbar und ich erwarte mir hier in den kommenden Monaten etwas mehr Transparenz."

Doris Ragetté (Operative Leitung Head of Research & Communications, RMS Austria)
"Aus meiner Sicht war die Wiederbestellung vorherzusehen. Mit wem ich in der Branche vorher auch gesprochen habe – es hat immer geheißen, es wird arschknapp oder es wird Alexander Wrabetz. Ich habe wirklich niemanden getroffen, der gesagt hat, dass es Richard Grasl wird. Ich persönlich hatte auch den Eindruck, dass die Sache im Vorfeld abgesprochen war. Alexander Wrabetz kennen wir schon seit zwei Amtsperioden, es wird sich also nicht viel ändern. Aus unserer Sicht wäre Richard Grasl spannender gewesen."

Thomas Kralinger ("Kurier"-Geschäftsführer und VÖZ-Präsident)
"Ich gratuliere dem alten und neuen Generaldirektor Alexander Wrabetz zu seiner Wiederwahl. Der Stiftungsrat hat sich damit für Kontinuität entschieden, dem ORF stehen wie allen Medientreibenden in den nächsten Jahren gravierende Veränderungen bevor. Ich gehe davon aus, dass dieser Weg der Veränderung in einem fairen Miteinander mit den privaten Medien und im Sinne einer österreichischen Medienvielfalt beschritten wird."

Peter Lammerhuber (CEO Group M Austria)
"Schade, weil es ein bisschen Veränderung beim ORF gebraucht hätte. Ich erwarte mir more of the same. Er wird nichts ändern. Weil er ein Freund der Nicht-Entscheidung ist."

Joachim Feher (Geschäftsführer Mediacom)
"Es Zeugt schon von Steherqualitäten von Wrabetz, der doch zwischendurch Kritik ausgesetzt war, beeindruckend. Ich denke, es wird die Fortfürhung des bisherigen Kurses sein, er hat mit seinem Konzept einiges an Erwartungen geschürt, was in Richtung der Nachwachsenden Generation alles passieren soll. Sehr spannend, sicherlich auch aus rechtlicher Hinsicht, wie er den ORF als Social Media Haus ummodeln will, und vor allem wie sich der ORF monetarisieren soll."

Markus Breitenecker (ProSiebenSat.1-PULS 4-Geschäftsführer)
"Wir gratulieren."

Wolfgang Fellner (Herausgeber "Österreich")
"Es ist genauso ausgegangen, wie alle erwartet haben. Es war knapp – was für Grasl spricht aber auch für Wrabetz der die Mehrheit halten konnte. Der Beste hat gewonnen. Ich hoffe, dass er Mut zeigt und viele Ideen des Grasl der in seinem Konzept innovativer war auf seine Art umsetzt. Als Doppelspitze wären sie unschlagbar gewesen."

Martin Gastinger (ATV-Geschäftsführer)
"Der neue, alte Generaldirektor ist nun in der Pflicht, die österreichische Medienpolitik wachzurütteln. Es braucht klare und bessere Regelungen, damit nicht noch mehr Gelder durch die Werbefenster der deutschen TV-Sender nach Deutschland abfließt. Diese Sender, die sich selbstgefällig die österreichischen Privaten nennen, sollen angehalten und verpflichtet werden, das Geld in österreichische Produktionen mit österreichischen Produzenten zu investieren!"

Corinna Drumm (VÖP-Geschäftsführerin)
"Die Medienbranche steht vor enormen Herausforderungen. Wir hoffen dass wir einen Schulterschluss der nationalen Medien hinbekommen. Das ist ganz wichtig, um Maßnahmen gegen die Dominanz der internationalen Medienanbieter wie Google und Facebook zu setzen. Ein weiteres Thema ist die Zukunft des österreichischen Medienmarktes, insbesondere die Rolle und Position des ORF, die überarbeitet werden muss, Stichwort Programmauftrag und Finanzierung."

Petra Hauser (Geschäftsführerin media.at)
"Das Ergebnis der ORF-Wahl, die Kontinuität an der Spitze, ist zu begrüßen. Zum einen hat Alexander Wrabetz mit seinem Team in den letzten Jahren beachtliche wirtschaftliche Erfolge erzielt, zum anderen tut die Kontinuität großen laufenden Projekten wie dem Umzug des ORF gut. Nur schade, dass die Wahl wohl das Erfolgsduo Wrabetz/Grasl beendet."
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