Editorial von Sebastian Loudon, Herausgeber (HORIZONT 13/2014)
Also gut, dann reden wir eben über die Presseförderung. Ganz getreu dem Titel eines Symposiums des Verbands der Regionalmedien (VRM). Der Name dieses Verbands ist übrigens leicht irreführend, er vertritt weniger die regionalen Medien per se als vielmehr die kostenlos verteilten Zeitungen. Das gewichtigste VRM-Mitglied ist die RMA, jener wuchtige Verbund von Gratiswochenzeitungen aus den Häusern Styria und Moser Holding, dem die aktuelle Media-Analyse eine einsame – und hochprofitabel vermarktete – Reichweite jenseits der 50-Prozent-Marke bescheinigt. Ebenso im VRM engagiert ist die Gratiszeitung Heute, kein Medium, das man instinktiv als regional einzustufen verleitet wäre. Wie auch immer, der VRM setzt erhebliche und bemerkenswerte Akzente bei der Bestrebung, seine Mitglieder an die Tröge der Presseförderung heranzuführen. Mit ausgefeilter Lobbying-Arbeit, verfassungsrechtlichen Gutachten und – wie in der vergangenen Woche – einer Podiumsdiskussion mit den Mediensprechern der Parteien. Deren Ergebnis war ernüchternd.
Der VRM ist ein vergleichsweise junger Champion im politischen Kampf für eine Reform und Erhöhung der Presseförderung. Der Platzhirsch in dieser bereits ausgetretenen medienpolitischen Arena ist der Verband Österreichischer Zeitungen, kurz VÖZ, der sich traditionell als Vertreter der Kaufzeitungen und -magazine sieht. Und aus seiner Sicht ist es nur verständlich, die Lobbying-Bemühungen der Gratiszeitungen, auch in den Genuss staatlicher Förderung zu kommen, mit allen Mitteln zu bekämpfen – oder überhaupt zu ignorieren. Und manchmal auch beides zu tun. So schlug der VÖZ die Einladung zur Teilnahme am erwähnten Symposium aus, um gleichzeitig zwei Studien des VRM inhaltlich zu zerpflücken.
Wie gesagt: Durchaus verständlich aus verbandsstrategischer Sicht. Doch wird die Frage erlaubt sein, ob es eine effektive Strategie ist. Solange der Markt – und der Markt heißt Printmedien und richtet sich nicht von vornherein nach dem Vertriebsmodell einzelner Marktteilnehmer –, so lange also dieser Markt keine klare gemeinsame Willensfindung schafft, also auch gegenüber der Politik keine gemeinsame starke Forderung erheben kann, solange sich Mediengattungen untereinander madig machen ob ihrer behaupteten Segnungen für das demokratische Gemeinwohl, solange wird es für die ohnehin unwillige Politik zu leicht sein, die tatsächlich längst überfällige Reform der Presse- und Publizistikförderung anzugehen.
Jedes Kind kennt die Volksweisheit, wonach man nicht um die Verteilung des Bärenfells streiten dürfe, bevor der Bär erlegt wurde. Nun, im Fall „Presseförderung neu“ steht nicht nur das Erlegen der Beute noch bevor – wir warten immer noch sehnsüchtig auf deren Zeugung.