Der Verein Digitalradio Österreich als treibende Kraft hinter DAB+ hierzulande macht Dampf: Ein halbes Jahr nach dem Start kann er auf eine deutliche Übererfüllung der selbst gesteckten Ziele verweisen.
Eine zufriedene Zwischenbilanz zogen die Kräfte hinter dem heimischen Digitalradio DAB+ am Donnerstag ein halbes Jahr nach dem offiziellen Start: Die zweite Ausbaustufe des Empfangsnetzes kann, wie Vereinsobmann Wolfgang Struber schon im Vorfeld der Österreichischen Medientage in Aussicht gestellt hatte, um vier Monate früher erreicht werden als geplant. Damit erstreckt sich die technische Reichweite der Digitalsender bereits ab 11. Dezember – mit den Sendeanlagen Innsbruck–Patscherkofel, Salzburg–Gaisberg und St. Pölten–Jauerling – auf 77 Prozent der österreichischen Bevölkerung.
Das Tempo soll beibehalten werden. Geplant ist die Aufschaltung der Sender Bruck/Mur–Mugel sowie Rechnitz–Hirschenstein für den 26. Mai 2020, womit das Burgenland und weitere Teile der Steiermark DAB+ empfangen können. Die vorläufig letzte Ausbaustufe (Kärnten) soll am 25. August erreicht sein, ebenfalls einen Monat früher als anfangs avisiert. Die technische Reichweite soll dann bei 83 Prozent liegen. Die schnell erreichte Reichweite von DAB+ hat ihre Wirkung auf die Sender nicht verfehlt: Von anfangs neun ist das Portfolio auf nun 22 Sender angewachsen.
Forderungen an die Politik
Weiterhin handelt es sich bei den heimischen DAB+-Sendern allerdings gutteils um Angebote mit spitzer Zielgruppe. Neu im Verbund sind etwa Radio Fantasy, High Live Radio, Hood Music und Radio SOL. Struber rechnet damit, dass in einem Jahr etwa 30 DAB+-Sender verfügbar sein werden. Das digitale Zögern jener Sender, die ihrer UKW-Position nicht selbst das Wasser abgraben wollen, wollen die Proponenten von DAB+ auch durch Schützenhilfe aus der Politik beendet wissen. Ein offener Brief an die zuständigen Minister Andreas Reichhardt und Alexander Schallenberg – der auch von Interessenvertretern der Sender, dem VÖZ und der WKO mitgetragen wird – fordert die verpflichtende Ausstattung aller verkauften Radiogeräte mit UKW und DAB+.
Mit einem De-facto-Verkaufsstopp für Radiogeräte ohne DAB+-Option, wie ihn etwa Deutschland, Frankreich und Italien beschlossen haben, soll zumindest auf technischer Ebene die Verbreitung von Digitalradio auch abseits von Autoradios, wo DAB+ ohnehin bereits Pflicht ist, gefördert werden. Man wolle ja nicht am Ende „als schwarzes Schaf in Europa“ dastehen, mahnt Digitalradio-Österreich-Geschäftsführer Matthias Gerwinat. Darüber hinaus sollen nun auch Hörer durch eine breit angelegte Kampagne - in Print, TV-Spots, Social Media und naturgemäß Radio - von den Vorzügen des Digitalradios überzeugt werden.