Channel-Management für Ö1 im Herbst möglich
 

Channel-Management für Ö1 im Herbst möglich

Geht es nach ORF-Radiodirektor Karl Amon, so könnte das Informations- und Kulturradio Ö1 noch diesen Herbst eine neue Leitungsstruktur erhalten

Geht es nach ORF-Radiodirektor Karl Amon, so könnte das Informations- und Kulturradio Ö1 noch diesen Herbst eine neue Leitungsstruktur erhalten. Analog zu Ö3 bzw. FM4 würde dies ein Channel-Management bedeuten, das einen Verantwortlichen an der Spitze des Senders sieht. Wer dies sein wird, steht seit dem Abgang von Bettina Roither noch nicht fest.

Die Nachbesetzung beschäftigt Amon sowie ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz nun schon einige Zeit. Nach einem Hearing im Frühjahr hatte der Radiodirektor Ö1-Feature- und Literaturchef Peter Klein vorgeschlagen, der Redakteursrat und die Ö1-Redakteure hatten sich wiederum mehrheitlich für Administrationschefin Ulrike Wüstenhagen ausgesprochen. Seitdem liegt die Causa bei Wrabetz, der betont hat, eine Entscheidung treffen zu wollen, die "breiter mitgetragen wird".

Bei einer Pressekonferenz unterstrich Amon nochmals seine Position. "Mein Ö1-Chef sitzt da hinten", erklärte er auf eine entsprechende Frage und verwies auf Klein. Man befinde sich derzeit in guten Gesprächen. "Wir kämpfen gemeinsam um die bestmögliche Entscheidung für den Sender", wobei sich eine "sehr gute Lösung" abzeichne. Sowohl in punkto Channel-Management-Struktur als auch Ö1-Leitung sei in den kommenden Monaten mit einer Entscheidung zu rechnen.

Leitung der "Aktuellen Kultur" vakant

Danach werde man weitere Punkte angehen können. Seit dem Abgang von Christiane Goller im Sommer ist die Leitung der "Aktuellen Kultur" bei Ö1 vakant. Hier wolle Amon keinesfalls vorgreifen, sondern "gemeinsam" mit der künftigen Ö1-Leitung eine Entscheidung treffen. Eine Ausschreibung ist wiederum für die Intendanz des ORF-Radiosymphonieorchesters (RSO) notwendig, nachdem der Vertrag von Christian Scheib nicht verlängert wurde. "Wir wollen das Orchester noch stärker internationalisieren", erklärte Amon diesen Schritt. "Ich bin zuversichtlich, dass wir eine sehr gute Nachbesetzung bekommen werden."

Die finanzielle Situation des RSO, die in den vergangenen Jahren nicht immer einfach war, sei hingegen geklärt. "Das RSO hat durch Eigenleistungen zur Sanierung beigetragen", verwies Amon auf Zusatzleistungen, auf die die Musiker verzichtet hätten. Kontinuität lautet hingegen das Motto beim Posten des Chefdirigenten: Den noch bis 2016 laufenden Vertrag von Cornelius Meister wolle man vorzeitig um zwei Jahre verlängern, wie der Radiodirektor erläuterte.

Inhaltlich geht es wiederum auch beim RadioKulturhaus in Richtung online. So ist man derzeit dabei, etliche Archivaufnahmen der vergangenen Jahre zu digitalisieren, die beispielsweise in die für das erste Quartal 2015 geplante Radiothek bzw. ein von Wrabetz in Aussicht gestelltes On-Demand-Angebot im Klassikbereich einfließen könnten. "Das wäre dann ein Teil einer solchen Plattform", erläuterte RadioKulturhaus-Leiter Thomas Wohinz.

Kritik von ORF-Betriebsrat Moser

ORF-Zentralbetriebsratsobmann Gerhard Moser reagierte unterdessen verärgert auf die Ankündigung von Radiodirektor Karl Amon, wonach das Informations- und Kulturradio Ö1 noch diesen Herbst eine neue Leitungsstruktur erhalten könnte.

"Nicht nur ich als zuständiger Radiobetriebsrat bin bass erstaunt, dass der Hörfunkdirektor eine derart sensible Materie wie den höchst strittigen Umbau der Ö1-Organisation der Öffentlichkeit gegenüber ankündigt und eigentlich schon vorweg nimmt, ohne je Gespräche mit der Belegschaftsvertretung - und in diesem Fall meine ich sowohl den Betriebsrat als auch die Redakteurssprecher - aufgenommen zu haben", erklärte Moser gegenüber der APA. "Das ist alles andere als eine seriöse Vorgangsweise, die nur dazu führt, dass die Ausgangslage für etwaige Verhandlungen alles andere als eine positive ist."

Für "höchst merkwürdig" hält Moser auch den "Zeitpunkt dieser entbehrlichen Ansage". Noch sei nicht einmal der Ö1-Koordinator bzw. die -Koordinatorin fix bestellt worden. "Das scheint dem Direktor irgendwie entgangen zu sein, denn wie sonst kommt er zu einer Aussage wie 'mein Ö1 Chef sitzt da hinten."
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