Being Breitenecker
 

Being Breitenecker

Editorial von Sebastian Loudon, Herausgeber (HORIZONT 17/2014)

Markus Breitenecker polarisiert – das ist per se nichts Neues. Vielmehr weiß das jeder, der auch nur ein vierwöchiges Praktikum in dieser Branche absolviert hat. Für die einen ist er ein Besessener, ein rücksichtsloser Statthalter noch rücksichtsloserer Medien-Heuschrecken, der nur eines im Sinn hat: Die Zerstörung des ORF zum Segen der deutschen Medienkolonialisten. Für die anderen ist er einer der ganz wenigen in dieser Industrie, die langfristig und strategisch denken können und die gleichzeitig das Prädikat Innovator verdienen.

Und wie so oft bei Menschen, die widersprüchliche Wirkung entfalten, ist Markus Breitenecker auch selbst widersprüchlich. Selten trifft man auf einen Menschen, bei dem die Charaktereigenschaften Beharrlichkeit und Ungeduld so stark ausgeprägt sind. Normale Ungeduldige verlieren schnell die Lust, wenn sich ihr Ziel in endloser Ferne befindet. Und gewöhnliche Beharrliche sind meist mit Engelsgeduld gesegnet, schon ­allein für ihr eigenes Seelenheil.

Nicht so Markus Breitenecker. Seit nunmehr fast 20 Jahren arbeitet er – beharrlich und ungeduldig zugleich – an seinem Fernziel: Ein TV-Unternehmen, das sowohl bei Zusehern als auch im Werbemarkt auf Augenhöhe mit dem ORF agiert. Noch ist dieses Ziel nicht erreicht, aber ein Blick zurück in die späten Neunziger, als der Grundtenor sämt­licher Podiumsdiskussionen jener war, dass Privatfernsehen in Österreich ohnehin niemals finanzierbar sein wird, macht deutlich, welch weiten Weg Breitenecker beschritten hat.

Seitdem ist viel passiert: Die deutschen Fernsehsender haben ihre Werbeblöcke praktisch ­flächendeckend austrifiziert – sehr zum Wohl ­eines eigenständigen Fernsehwerbemarktes – und anders als die RTL-Gruppe begann die ProSiebenSat.1-Gruppe früh damit, die Österreich-Versionen der deutschen Sender mit hier ­generiertem Programm auszustatten, natürlich unter dem Deckmantel der Digi­talisierungsstrategie, also um die technische Reichweite in den Haushalten mit digitalen Satellitenanlagen zu steigern. Dazu ­gesellten sich 2008 Puls 4, eine Informations­offensive, Sportübertragungen und eine sehr stringente und aggressive Online-Strategie. Nun kommen zwei neue Sender dazu (Seite 1 und 14). Und auch wenn sie vornehmlich dem Ziel dienen, das zielgruppenspezifische Inventar für boomende Fernsehwerbung zu vergrößern – sie sind wieder zwei Meilensteinchen auf dem langen und hartnäckig beschrittenen Weg des Markus Breitenecker.  

Man muss Markus Breitenecker nicht unbedingt mögen. Man muss aber feststellen, dass diese Kombination aus Beharrlichkeit und Ungeduld, aus langfristigem Denken und unmittelbarem Umsetzen vielen in dieser Branche, die nach wie vor in der digitalen Schockstarre stecken, gut zu Gesicht stünde.
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