Die BBC will, dass bis 2027 zwei Drittel ihrer Arbeitsplätze außerhalb Londons liegen, und so wachsender Kritik entgegentreten.
Die Begeisterung dürfte sich bei den Mitarbeitern in Grenzen gehalten haben, als Tony Hall, Generaldirektor der BBC, vergangene Woche seine Pläne für den Medienriesen bekannt gab. Denn geht es nach dem 68-Jährigen, werden viele BBC-Mitarbeiter ihr Büro im schicken London mit einem Arbeitplatz in weniger schicken Gegenden des Landes tauschen müssen.
Bis 2027 sollen rund zwei Drittel der Arbeitsplätze der BBC außerhalb der britischen Hauptstadt liegen. Hall selbst wird den Umzug des Senders nicht mehr als Generaldirektor miterleben, denn Anfang der Woche gab er seinen Rücktritt bekannt.
Kritik
Sowohl das Engagement, die BBC noch mehr in den Regionen des Vereinigten Königreichs zu verankern, als auch der Rücktritt kommt nicht von ungefähr. In sieben Jahren läuft die Royal Charter der BBC, das rechtliche Fundament der Organisation, aus. Das neue Kabinett von Boris Johnson steht dem öffentlich-rechtlichen Sender zudem kritischer gegenüber als Vorgänger-Regierungen.
Wegen der Berichterstattung zu Brexit und den Parlamentswahlen 2019 musste sich der Sender außerdem Kritik wegen vermeintlicher Einseitigkeit gefallen lassen. Auch Hall selbst stand in der Kritik, weil er dem Druck der Regierung nachgegeben und einer Lockerung bei den Gebühren zugestimmt hat. Unlängst ist der Sender zudem verurteilt worden, weil eine weibliche Moderatorin weniger verdient hat als ihr männlicher Kollege.
Tech-Hub in Newcastle
Auch um der Negativspirale zu entkommen, sollen nun 2.800 Jobs aus der Hauptstadt abwandern. Dabei war die BBC schon bisher nicht wirklich zentralisitisch aufgestellt. Seit den 2000er-Jahren verlagert der Sender immer mehr Arbeitsplätze von London in andere Landesteile. Nur mehr rund die Hälfte der Mitarbeiter arbeitet derzeit noch im Flaschenkopf Englands. Neben mehr als hundert lokalen Büros im ganzen Land haben sich Bristol, Birmingham, Glasgow, Belfast, Cardiff und vor allem Manchester als neue Hauptstandorte des Senders etabliert.
Von Letzterem wird nicht nur Radio 5 gesendet, auch das populäre Morgenprogramm des BBC-Fernsehens und das Sportprogramm wird in der sogenannten MediacityUK, einem gigantischen TV-, Medien- und Wohnkomplex am Ufer des Manchester Ship Canals produziert. In Newcastle, im Norden England, soll ein neuer Tech-Hub errichtet werden. In Bristol, im Südwesten des Landes, soll wiederum die dort tätige Naturgeschichte-Abteilung mit 150 Arbeitsplätzen verstärkt werden.
Trotz Rücktritts könnte auch Hall aus London weg müssen. Denn der „Baron von Birkenhead“ ist auch Mitglied im House of Lords. Die Regierung plant auch dieses aus der Hauptstadt zu verlegen.