Nur zwei von 16 Auszeichnungen an Private. Grimme-Direktorin Gerlach: "Bemerkenswertes Preisjahr" habe gezeigt, was Fernsehen der Gegenwart leisten könne.
Marl - Bei den diesjährigen Grimme-Preisen für gutes Fernsehen haben die öffentlich-rechtlichen Sender klar dominiert. 14 der 16 begehrten Preise gingen an Produktionen oder Akteure von ARD-Anstalten und des ZDF. Im vergangenen Jahr hatten die Privaten noch fünf von 16 Preisen erhalten.
Das Institut sprach am Dienstag in einer Mitteilung von einem "bemerkenswerten Preisjahr". Es habe gezeigt, was das Fernsehen der Gegenwart leisten könne, erklärte Grimme-Direktorin Frauke Gerlach. "Die Formate, der Einsatz audiovisueller Techniken und die Bandbreite der Dramaturgien sind vielschichtig, aktuell und variationsreich. Bekannte Stereotype werden an vielen Stellen aufgebrochen, gewohnte Pfade verlassen und Bewährtes weiterentwickelt", so Gerlach weiter. Die Preise sollen am 27. August verliehen werden.
ProSieben und Netflix als einzige private Preisträger
In der Kategorie Information & Kultur wurde etwa der Dokumentarfilm "Loveparade - Die Verhandlung" (WDR/Arte) ausgezeichnet. Es handle sich um eine herausragend gelungene Dokumentation der schwierigen juristischen Aufarbeitung der tödlichen Massenpanik in Duisburg 2010, stellte die Jury fest. Gelobt wurde besonders die nüchterne Zurückhaltung des Films. Im Wettbewerb Fiktion erhielt "Für immer Sommer 90" (ARD) einen Grimme-Preis.
Bei den Produktionen für Kinder & Jugendliche konnte sich unter anderem der Kurzfilm "Masel Tov Cocktail" (SWR/Arte) über Antisemitismus in Deutschland durchsetzen. "Dieser Film ist so erfrischend anders im Umgang mit Vorurteilen und Klischees über das Leben als Jude in Deutschland", urteilte die Jury. Er sei einer der originellsten filmischen Cocktails der letzten Jahre. In der Kategorie Unterhaltung bekam "Die Carolin Kebekus Show" (WDR) eine der begehrten Auszeichnungen.
Als die beiden einzigen Produktionen privater Sender wurden "15 Minuten Joko & Klaas - Männerwelten" (ProSieben) und "Unorthodox" (Netflix) ausgezeichnet. In dem Vierteiler "Unorthodox" geht es um den Ausbruch einer Jüdin aus traditionellen Zwängen. Es handle sich um eine "spannende und unterhaltsame Serie auf höchstem internationalen Niveau", fand die Jury.
Die "Besondere Ehrung" des Deutschen Volkshochschul-Verbandes (DVV) als Grimme-Sonderpreis geht 2021 an die Tagesthemen-Journalistin Caren Miosga für ihre Art und Weise, Nachrichten zu vermitteln. DVV-Präsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer sprach laut der Mitteilung von einem "brillanten Geist in einem kühlen Kopf".