Nuzzi und Fittipaldi (r.) vor dem prozess
Der Verband der in Italien tätigen ausländischen Korrespondenten hat in einem Schreiben seine Sorge wegen des am Dienstag beginnenden Prozesses gegen die Enthüllungsjournalisten Gianluigi Nuzzi und Emiliano Fittipaldi ausgedrückt
Der Verband der in Italien tätigen ausländischen Korrespondenten hat in einem Schreiben seine Sorge wegen des am Dienstag beginnenden Prozesses gegen die Enthüllungsjournalisten Gianluigi Nuzzi und Emiliano Fittipaldi ausgedrückt. "Es ist besorgniserregend, dass die Ausübung der journalistischen Tätigkeit als Delikt betrachtet wird", hieß es in dem Schreiben.
Zu den Menschenrechten würden nicht nur die von der katholischen Kirche und dem Vatikan verteidigte Religionsfreiheit, sondern auch die Meinungsfreiheit zählen. Es sei Pflicht der Journalisten, die Öffentlichkeit über Missstände zu informieren und somit zu deren Lösung beizutragen, hieß es. Auch die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) hatte am Montag an den Vatikan appelliert, die Vorwürfe gegen die italienischen Enthüllungsjournalisten zurückzuziehen.
"Im Vatikan ist es ein Delikt, als Journalist zu arbeiten und über Missstände zu berichten. Ich werde jedoch weiterhin als Journalist arbeiten", sagte Nuzzi noch vor dem Prozesse in einem Interview mit dem italienischen TV-Kanal "Canale 5".
Nuzzi klagte, dass er vor Gericht nicht einmal von seinem eigenen Anwalt verteidigt werden könne, da dieser als Verteidiger im Vatikan nicht zugelassen sei. Daher müsse er sich einen vom Vatikan bestimmten Pflichtanwalt nehmen. Mit dem Prozess gegen ihn stelle sich der Vatikan gegen das europäische Recht, das Medien- und Pressefreiheit verteidige. Ihm würden jetzt acht Jahre Haft drohen. "Indem man mich wegen meines Buches verurteilt, wird der Vatikan jedoch nicht seine Probleme lösen", so Nuzzi.
Vor Gericht erschien auch die frühere Papst-Vertraute und PR-Agentin Francesca Chaouqui. Auch sie klagte, dass ihre Anwältin, die italienische Starverteidigerin Giulia Bongiorno, nicht zum Prozess zugelassen worden sei, weil sie nicht die Genehmigung zur Ausübung ihrer Tätigkeit im Vatikan habe. Mit Chaouqui sind auch der spanische Prälat Lucio Angel Vallejo Balda angeklagt, der im Vatikan in Haft sitzt. Beide arbeiteten, wie der fünfte Angeklagte Nicola Maio, für eine von Papst Franziskus eingerichtete Wirtschaftsprüfungskommission. Den Angeklagten droht eine Strafe bis zu acht Jahre Haft.