Der deutsche Ex-Verteidigungsminister Rudolf Scharping "verdankt" seinen Rücktritt wohl auch seinem "PR-Berater" Moritz Hunzinger, der nichts dabei fand, wenn das Liebesleben Scharpings auf Mallorca in ganzseitigen Fotostrecken abgebildet wurde oder Kleiderrechnungen die 50.000-Mark-Grenze erreichten.
Der deutsche Ex-Verteidigungsminister Rudolf Scharping "verdankt" seinen Rücktritt wohl auch seinem "PR-Berater" Moritz Hunzinger, der nichts dabei fand, wenn das Liebesleben Scharpings auf Mallorca in ganzseitigen Fotostrecken abgebildet wurde oder Kleiderrechnungen die 50.000-Mark-Grenze erreichten. Der V-Mann operierte schon immer gerne selbst im Rampenlicht, fungierte mal als selbsternannter Lobbyist und Beziehungsmakler, dann als Geschäftsvermittler, PR- oder Public-Affairs-Täter. Über aller Geschäftstüchtigkeit brach er allerdings die hehren Gesetze der Verschwiegenheit, Loyalität, Effizienz und Treue gegenüber seinen Auftraggebern. Er warf so im aufbrausenden Medienrummel das Image der gesamten PR-Branche um Jahrzehnte zurück und bescherte der Kommunikationsbranche "ihren Super-GAU", wie die beiden Herausgeber Rupert Ahrens und Eberhard Knödler-Bunte den Fall Hunzinger beschreiben. "Die PR hat einen bisher nicht erreichten Aufmerksamkeitswert in der Öffentlichkeit erhalten" – allerdings einen zweifelhaften. Höchste Zeit also für eine kritische Selbstreflexion der Branche, die sich in den letzten Jahren zunehmend professionalisierte. Der PR kritisch gegenüberstehende Journalisten und Wissenschafter kommen mit zahlreichen, kurzweilig gehaltenen und aktuellen Beiträgen in dieser Standortbestimmung ebenso zu Wort wie lang gediente PR-Profis aus dem Agentur-, Unternehmens- und politischen Umfeld.
rupert ahrens, eberhard knödler-bunte (hrsg.) "Die Affäre Hunzinger. Ein PR-Missverständnis" media mind Verlag AG, Berlin 2003, 392 Seiten, 28 Euro, ISBN 3-934630-01-4