Was sich in puncto Medienverhalten nach der Krise ändern wird, das fragte die PR-Agentur ikp Wien mit dem Marktforschungsinstitut Triple M rund 1.000 Österreicherinnen und Österreicher.
Eine aktuelle repräsentative ikp-Umfrage zeigt: Österreicher planen, Medien nach Corona noch stärker zu konsumieren, aber kritischer zu prüfen.
Die PR-Agentur ikp Wien befragte in Zusammenarbeit mit dem Marktforschungsinstitut Triple M rd. 1.000 Österreicherinnen und Österreicher, wie sie die Kommunikation in dieser Krise beurteilen. Ein Fazit: Diese Krise braucht viel Fingerspitzen- und Verantwortungsgefühl in der Kommunikation.
Acht von zehn Österreichern vertrauen auf den ORF, um sich über Corona zu informieren. Online-Medien nutzt, gleichauf mit Facebook, fast die Hälfte, Print informiert ein Drittel der Bevölkerung. Jeder Zweite ist bereits Fake News aufgesessen. Daher planen Österreicher, Medien nach Corona noch stärker zu konsumieren, aber kritischer zu prüfen. Ein Fünftel der Österreicher gibt an, dass es nach Corona mehr Nachrichten verfolgen und einen kritischeren Umgang mit den Quellen und ihrer Auswahl üben möchte, nur vier Prozent dagegen planen eine Einschränkung des Medienkonsums.
(ORF)-TV schlägt Online
Die Medien des ORF – TV und Hörfunk – sind für mehr als acht von zehn Österreichern die Top-Quelle zur Corona-Information: 59 Prozent nutzen ORF-Medien regelmäßig, weitere 23 Prozent gelegentlich. Andere österreichische TV- und Radiosender locken nur ein Viertel der Bevölkerung vor die Geräte. An zweiter Stelle der beliebtesten Infoquellen folgen Online-Tageszeitungen und Magazine, die fast die Hälfte der Befragten in COVID-19-Zeiten konsumiert. Hier führt, wie auch im Print-Bereich, die Krone mit krone.at, gefolgt von standard.at.
Die Online-Ausgaben der
Kleinen Zeitung, des
Kurier sowie OE24.at erreichen laut der ikp-Studie vier Prozent der User,
TT, Heute und
Presse immerhin noch drei Prozent (und somit deutlich weniger, als die offizielle Reichweitenanalyse ÖWA ausweist). Ex Aequo auf Platz zwei mit Onlinemedien liegt kein klassisches Medium, sondern mit einer Nutzung von ebenfalls 48 Prozent bereits Facebook. Platz drei geht gleichauf an Puls4 und Websites von öffentlichen Stellen wie Ministerien, die 43 Prozent zumindest gelegentlich besuchen, um sich zu informieren.
50+ greift gern zu Print
Printmedien, egal ob Tageszeitungen oder Magazine, wurden während des Lockdowns von einem Drittel der Bevölkerung gelesen. Männer liegen hier mit 37 Prozent leicht über dem Durchschnitt. Auffällig ist der unterschiedliche Printmedienkonsum nach Altersgruppen: Personen, die über 50 Jahre alt sind, greifen weitaus häufiger zu gedruckten Werken – die Kohorte 50+ liest Print zu 51 Prozent. In der Printmedienlandschaft hat wie auch vor Corona die
Krone mit 13 Prozent Nutzung die Nase deutlich vorn – gefolgt von der
Kleinen Zeitung, Heute und dem
Kurier mit je drei Prozent sowie
Österreich, dem
Standard, der
Presse und dem
Profil mit je zwei Prozent.
Facebook als Infoquelle
Auch die sozialen Medien haben rund um Corona-Information einen hohen Stellenwert: Allen voran steht Facebook, das fast der Hälfte der Bevölkerung (48%) als Informationsquelle dient – und das fällt mit zunehmendem Alter auch nur leicht ab. Instagram nutzen 24 Prozent gesamt, das Publikum ist hier deutlich jünger (ein Drittel der Unter-30-Jährigen). Immerhin neun Prozent nutzen auch Influencer, um sich zu Corona zu informieren. Spontan namentlich genannt wurde einige Male Oliver Pocher, der sich mit seiner eigenen Corona-Erkrankung und neu gestartetem Programm auf seinem Instagram-Channel bemerkbar machte. Mit sieben Prozent bildet Twitter das Schlusslicht.
Schlechteres Informationsgefühl durch Boulevard
Fast ganz Österreich (92 Prozent) hält sich für gut informiert, am besten die Altersgruppe 50+ (94 Prozent). Interessant ist den Studien-Initiatoren zufolge der Zusammenhang mit dem subjektiven Informationsgefühl: Unter jenen Rezipienten, die sich sehr gut informiert fühlen, nutzen 70 Prozent regelmäßig ORF-Medien, unter den subjektiv nicht gut Informierten ist es nur ein Drittel.
„Hier sieht man einen klaren Zusammenhang zwischen subjektivem Informationsgefühl und der Nutzung von Qualitätsmedien wie standard.at versus Boulevardmedien wie krone.at und heute.at: Wer sich schlecht informiert fühlt, konsumiert zum Beispiel nicht den Standard, dagegen werden krone.at und heute.at unabhängig davon geklickt, wie gut informiert sich Rezipienten fühlen“, erklärt Studienautorin Christina Matzka, Geschäftsführerin von Triple M Markt- und Meinungsforschung. „Unter jenen, die sich schlecht informiert fühlen, liegt die Nutzung der Print-Krone sogar über dem Durchschnitt. Das belegt die Verkaufsstrategie des Boulevards – mit Mechanismen von Übertreibung, Skandalisierung und dem Säen von Zweifeln Leser und Klicks zu generieren.“
Drei Viertel der Jüngeren saßen Fake News auf
Ein besonders hoher Wert kam auf die Nachfrage zu eigenen Erfahrungen mit Fake News zurück: Mehr als die Hälfte der Österreicher gab an, im Rahmen von Corona bereits auf Falschmeldungen hereingefallen zu sein, unter den Jüngeren waren es sogar fast drei Viertel. Die Inhalte dieser Fake News waren zumeist Falschinfos zu den Maßnahmen– darauf folgten aber bereits an zweiter Stelle Verschwörungstheorien, Falschangaben zum Virus und zu Heilmitteln beziehungsweise Impfungen.