Von der kreativen Revolution zum erwachsenen Medium.
Der Einstieg: Es regnet Buchstaben und Bilder - eine kreative Live-Projektion mit Objekten von Julia Starsky gestaltet das Ambient-Podium kurzweilig, wobei die Diskussion ebenso abwechslungsreich abläuft. Und das nicht nur weil dreimal völlig unmotiviert 20 Menschen einfach so aufstehen und keiner weiß warum und einige witzige Filme mit kreativen Umsetzungen und Bildern gezeigt werden. Ambient bedeutet eben: auffallen um gesehen zu werden.
Zur Frage, was kann Ambient Media?
Der deutsche Philipp Storm von Jost und Brandis in Deutschland geht es nüchtern an: "Hinter Ambient verbergen sich in Deutschland 300 Einzelmedien, jedes hat seine Stärken und Schwächen und sie sind teilweise sehr standardisiert. Vorteil: Ambient erreicht die Zielgruppe im Umfeld der Marke, das ist dann auch beim Kunden das Argument für diese Medien."
Stefan Miklauz von Easy Motion ergänzt, dass Ambient immer noch Mut brauche. Die international tätige Ambient Spezialistin Daniela Krautsack betont, dass sich Ambient Gedanken über Ästhetik machen sollte. Als positive Beispiele berichtet Krautsack von Kärcher, die weltweit Monumente reinigten und das als Werbung nutzten oder von Dulux (letscolourproject.com), die aktuell in einigen Ländern ganze graue Stadtviertel mit Farbe wiederbelebten: "Für mich fällt das unter Social Ambient."
Indessen möchte die Gewista, die eine eigene Ambient Unit hat, die Möglichkeit bieten Menschen im öffentlichen Raum zu irritieren und zur Auseinandersetzung mit Botschaften zu verführen - mit illuminiszierende Folien oder Verkleidungen von Außenwerbeflächen, "wir stoßen inzwischen auch bei den Magistraten auf offene Ohren", berichtet Hansjörg Hosp.
Zum Thema der Meßbarkeit meint Omid Novidi, MediaCom: "Wir erreichen keine Umsatzsteigerungen mit Ambient aber schaffen Impact und Recognition direkt bei der relevanten Zielgruppe. Mit Facebookeinbindungen werden Erfolge messbarer."
Klaus Draskowitsch, Market Research Epamedia betont, dass Ambient nur in eine umfassende Kampagne eingebunden sein kann.
Die Frage von Moderator Julian Breitenecker, Young Enterprise-Geschäftsführer, warum Ambient nicht rasanter wachse, beantwortet Omidi mit: "Restriktionen der Verwaltung, Produktionskosten im Verhältnis zur Reichweite, Ideeneinbbindung in Frühphasen findet oft nicht statt." Und er betont, "die Idee muss schlagend sein, dann ist auch der Kunde dabei."
In der Schlussrunde meint Storm, der als Spezialmittler agiert, realistisch: "Wenn nur eine von zehn Ideen umgesetzt und dann auch vergütet wird, dann ist das eine schreckliche kaufmännische Lage. Ich denke, dass sich strukturell anbieterseitig etwas tun wird, es zu Fusionen kommen muss. Wichtig ist, dass die Ergebnisse von Ambient forscherisch belegt werden - Ambient ist ein Geschäftsmodell keine Laune."
Schulterschluss der Anbieter und mehr Mut der Kunden sei gefordert, so Miklauz und Hosp. Hosp zuversichtlich: "Die Zeit wird für uns spielen, vor 15 Jahren waren City Lights ein kleines Goodie on top, mittlerweile sind diese die Cash Cow der Gewista."
Novidi sieht Enntwicklungschancen in der Digitalisierung. Krautsack sieht ebenso eine Zukunft in neuen Technologien und meint Ambient müsse raus aus dem "cherry on the cake image" und hin zum Austausch mit anderen Disziplinen - "Intercreativity" ihr Stichwort, und "Ambient muss sich selbst noch besser vermarkten".