Alexander Wrabetz, Generaldirektor des ORF, spricht im Talk mit Anna-Maria Wallner (Die Presse) über das Ende der ersten Disruptionsphase, die Herausforderungen für den ORF-Player und nervige Quotenfragen zur ORF1.
Alexander Wrabetz ist mit dem Blick auf die mediale Zukunft klar, dass der Medienwandel auch vor dem ORF nicht halt machen wird. „Wenn man einen globalen Blick wirft, kann man sehen, dass wir jetzt am Ende der ersten Disruoptionswelle stehen. Die zweite beginnt jetzt, da werden dann die alten Player der Branche wie Warner oder Disney mit ihren Video-Angeboten mit ganzer Macht zurückkommen.“ Wrabetz betont dabei, dass die eigenen Plattformen weiterhin stabil seien. „Aber wir wissen, dass sich das ändern wird. Wir müssen einen Weg und eine Antwort auf die unzähligen Plattformen finden. Für den ORF heißt das: Wie schaffen wir die Wechsel vom Broadcaster zur Service-Plattform.“
Wrabetz ist bewusst, dass man als öffentlich-rechtlicher Sender beide Welten bedienen müsse. „Wir haben aktuell 65 Prozent der Österreicher, die täglich den Fernseher aufdrehen. In zehn Jahren werden es vielleicht nur noch 40 Prozent sein. Wir müssen daher unsere Channels gut und stark entwickeln, darunter auch den ORF-Player.“
ORF-Player ante portas
Der von Wrabetz angesprochene ORF-Player werde daher keine klassische Abspielplattform für TV-Inhalte sein. „Es ist eine eigene Plattform, die mit Plattform-only oder Plattform-first Content bedient wird.“ Es soll eine personalisierbare Plattform werden, mit einer User-Journey für den ganzen Tag, so Wrabetz. Der Player wird in Teilmodulen gestartet, „dort, wo es rechtlich jetzt bereits möglich ist. Der komplette Launch soll bis 2020/21 abgeschlossen sein, doch dazu brauchen wir eine Gesetzesänderung“, betont der ORF-Chef.
Warnung vor europäischem Eintopf
Zu den von Max Conze angesprochenen Allianzen meint Wrabetz: „Es gibt viele Plattformen, die streamen. Unter gewissen Bedingungen sind wir auch bereit, unsere Inhalte für andere Plattformen zur Verfügung zu stellen“, so Wrabetz, der jedoch gleich auch relativiert: „Zappn zum Beispiel ist eine reine Streamingplattform. Nur mit gestreamten Inhalten werden wir kein Geld verdienen, es braucht Original-Content.“ Wrabetz warnte im Zusammenhang mit den Allianzen auch vor einem „europäischen Eintopf. Unsere Stärke als Kontinent ist die Vielfalt. Es kann daher nicht der Sinn sein, dass wir unsere kompletten Inhalte anderen Apps zur Verfügung stellen.“
Nervige Quotenfragen?
Zum Abschluss des Talks wollte Anna-Maria Wallner wissen, ob es Wrabetz bereits nerve, jedes Jahr hier auf den Medientagen auf die Quoten von ORF1 angesprochen zu werden. Wrabetz: „Ich bin heuer bereits zum 21. Mal hier und wurde noch jedes Mal auf ORF1 angesprochen. Dieser Sender ist nach ORF 2 der meistgenutzte Sender des Landes und hat auch im internationalen Kontext sehr gute Quoten. Wir werden daher, auch wenn es manche freuen würde, ORF1 nicht hergeben“, so der ORF-Chef. Wrabetz ist allerdings bewusst, dass sich die Inhalte ändern werden. „Wir ziehen die Lehren daraus, dass 90 Prozent der amerikanischen Produkte auch nur noch auf amerikanischen Plattformen zu sehen sein werden. Diesen Content werden wir mit österreichischen Inhalten ersetzen, allein in diesen Tagen starten wir fünf neue Sendungen.“
Wrabetz‘ Schlusswort: „Wir werden das Ganze so hinbekommen, dass wir es verteidigen können, vor dem Publikum aber auch politisch.“