Verleger Alexander Geringer feiert mit ‚H.O.M.E.‘ und seinem Verlag Ahead Media runde Jubiläen. Die Kraft von Print will er dafür mit einer Vision und den Stararchitekten von Delugan Meissl zeigen. Ein Blick hinein und zurück.
Der Stolz steht Alexander Geringer im Gespräch mit HORIZONT förmlich ins Gesicht geschrieben: In diesem Jahr wird H.O.M.E. in Österreich 25 Jahre alt, schon im Vorjahr verzeichnete die deutsche Ausgabe ihr 20-jähriges Bestehen, ebenso wie Ahead Media, der dahinter stehende Verlag von Geringer, im abgelaufenen Jahr 25 Jahre alt wurde. Gefeiert wurde wenig verwunderlich nicht im geplanten Ausmaß, beschenkt hat sich Geringer zum Geburtstag allerdings dennoch: mit einem Haus.
Delugan Meissl als renommiertes und international vielfach ausgezeichnetes Architekturbüro in Wien hat Geringer dafür gewonnen, ein Haus neuen Zuschnitts zu konzipieren. Entstanden ist die Vision eines in die Natur eingebetten Gebildes, das auf knapp 200 Quadratmetern Geschoßfläche zweistöckig neue Maßstäbe setzen und zugleich die Kompetenz des Magazins untermauern soll. „Vernetzung von Menschen und Visionen ist ein großes Thema“, betont Geringer. So habe man vor einem Jahr begonnen, mit dem H.O.M.E.-Haus zum ersten Mal ein reales 360-Grad-Kommunikations-Projekt zu schaffen: Print als Träger, 3D-Visualisierungen digital, VR-Touren zum Erleben und das gesamte Modell als 3D-Druck. „Delugan Meissl als bekannte Stararchitekten wurden von uns eingeladen, ein modernes Haus zu kreieren: mit konstanter Jahres-Temperatur, fast klimaneutral, als architektonisches Statement für die Zukunft“, so der Bauherr.
‚Das ist unsere Welt‘
Partner wurden dafür in Kooperationen eingebunden, etwa Artemide bei den Lichtkonzepten, Molteni und Siemens bei Küche, USM und Team7 bei Homeoffice, Geberit steuert die Bäder bei. Kuratiert wurde all das von Herausgeberin und Chefredakteurin Desirée Treichl-Stürgkh, zu sehen in einer umfassenden Strecke der März-Ausgabe (siehe Bildergalerie).
Jubiläum: Das H.O.M.E.-Haus von Delugan Meissl
Das Hausprojekt umfasse all das, was das Magazin an Kompetenz biete, so Geringer: „Das ist unsere Welt: Wir kreieren Heimwelten und jetzt sind wir eben auch zu Bauherren geworden. Jede Faser des Printmuskels wurde hierfür aktiviert, Print zeigt sich als Kompetenzstation. So etwas bekommen Sie in ein Posting oder in eine Story niemals hinein, das kann nur die digitale Verlängerung der Print-Idee sein“, so der Verleger. 200 gedruckte Seiten liefern so die Architektur, den Bauplan und das Master-Interior.
‚Print nie infrage gestellt‘
Den Stellenwert hochwertiger Print-Produkte betont Geringer im Gespräch immer wieder: „Viele Verleger haben Unsummen von Geld in digitalen Kanälen verbrannt. Das haben wir nie getan.“ Alles, was digital stattfand, wie das innovative Premiumdesign-Portal und die App topditop, habe zur Stärkung der Printmarke gedient. „Wir hatten auch nie den Qualitätsanspruch und die Meinungsführerschaft von Print infrage gestellt. Digital gehört zum Blumenstrauß unbestritten dazu – aber als Solitär funkeln klar und deutlich die Print-Diamanten“, so Geringer.
Diskussionen über das Ende von Print habe er schon viele erlebt. „Ich mache 35 Jahre Medien und davon 33 Jahre Zeitschriften – gute 30 Jahre begleitet mich die Diskussion über das Ende von Print bereits. Ja, es haben sich immer wieder große Herausforderungen gestellt. Und ja, wir haben diese auch gemeistert.“ Geringer sieht das als „Proof of Statement“ für die gesamte Gattung. Vom Weg abzukehren sei für ihn stets undenkbar gewesen. „Das Flussbett der Print-Nachhaltigkeit zu verlassen, kann kein gewinnbringender Weg sein, das wäre eine Flucht. Es geht um Kernkompetenzen im Mode- und Luxusbereich mit flair, sowie mit H.O.M.E. im exklusiven Interieur-Bereich. Ich kenne derzeit kein erfolgreiches General-Special-Interest-Magazin.“
‚Ambitionierte Nachahmer‘
Das abgelaufene Jahr habe man „extrem gut bewältigt“. Geringer verweist auf seine Stellung etwa mit H.O.M.E. im deutschsprachigen Raum, die IVW als Messtool attestiert dem Magazin im dritten Quartal 2020 gesamt 86.472 Stück verkaufte Auflage bei 26.720 Abos, knapp 20.000 verkaufte Exemplare davon entfallen auf Österreich mit rund 5.500 Abos. Völlig spurlos zieht die Coronakrise allerdings auch an ihm nicht vorüber, in Lockdown-Zeiten variieren die Auflagedaten wie am kompletten Markt durchaus spürbar, wie die Zahlen der IVW zeigen. Gerade im Luxus- und Premiumsegment ortet Geringer jedoch einen Zuwachs an Berechtigung und Bedeutung durch die Pandemie, er publizierte im Gegensatz zu anderen am Markt auch im Lockdown fortlaufend.
Die Sehnsüchte der Menschen will er auch weiterhin in gewohntem Maße bedienen, wie schon die letzten Jahrzehnte, in denen er „Meilensteine“ gesetzt habe und in Gebiete vorgestoßen sei, die es 1995 für Österreicher nicht gegeben habe: „1996 die Gründung von Wallpaper in London gemeinsam mit Tyler Brûlé, die Produktion der ersten Wallpaper in Wien, 1999 die Expansion nach Deutschland, wo wir H.O.M.E groß gemacht haben. Das hat vor uns keiner gemacht und nach uns keiner so erfolgreich geschafft, auch wenn wir mit den Titeln von Wolfgang Rosam sowie dem Red Bull Media House sehr ambitionierte und gute Nachahmer sehen.“
Geringer verweist weiters auf Aktivitäten im Contract Publishing und dabei etwa das Nespresso Magazin, „das wir im Pitch gegen Tyler Brûlé gewonnen haben“, und das Chopard Magazin, dass er weltweit in bis zu 16 Sprachen aus Wien heraus realisiert habe. Mit H.O.M.E. in Russland, Tschechien, Ungarn, Slowenien und Slowakei habe man Grenzen überschritten. „Multilinguale Print-Premiumprodukte zu machen ist eine besondere Herausforderung und hat auch zur Expansion nach Osteuropa geführt“, blickt er zurück. „Unser Erfolg ist kein heiliges Wunder, sondern am Ende des Tages harte Arbeit, viel Erfahrung, der Mut diesen Weg zu gehen und natürlich ein exzellentes Team, unter anderen mit einer großartigen Desirée Treichl-Stürgkh an meiner Seite“, so Geringer.
geboren 1966, gilt als durchaus exzentrischer Kreativer und Verleger, mitunter auch streitbar – etwa im Clinch mit der Media-Analyse und einer Klage im Jahr 2006 samt juristischen Auseinandersetzungen bis vor den OGH, die sich im Endeffekt bis ins Jahr 2018 zogen. Geringer begann seine journalistische Laufbahn beim ORF, 1995 gründete er Ahead Media.