2009 haben deutsche Zeitungen erstmals in der Nachkriegsgeschichte mehr Geld aus dem Verkauf eingenommen als mit Anzeigen.
"Früher war es so: zwei Drittel Anzeigenumsatz, der Rest kommt vom Vertrieb", sagte Jörg Laskowski, Geschäftsführer Verlagswirtschaft beim Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger e.V. (BDZV) heute, am 13. Juli 2010, in Berlin. Seit 2001, mit dem Platzen der Internetblase, habe eine Wende eingesetzt. Die Erlöse aus Anzeigen seien deutlich gesunken und "die kommen auch nicht mehr wieder", so Laskowski.
2009 lag der Gesamtumsatz mit 8,46 Milliarden Euro - sieben Prozent unter Vorjahresniveau. Der Einbruch der Werbeeinnahmen um knapp 16 Prozent auf 3,9 Milliarden Euro sei nur zum Teil durch den Anstieg der Vertriebserlöse wettgemacht worden. Mit 4,47 Milliarden Euro lagen diese nun aber erstmals überhaupt höher als die Werbeeinnahmen. Trotz der Krise konnten die Verleger also höhere Preise durchsetzen, denn die Vertriebserlöse stiegen insgesamt um gut zwei Prozent bei sinkender Auflage.
Im Zuge der Wirtschaftskrise haben die Firmen ihre Werbebudgets zusammengestrichen. Vor allem der wichtigste Werbekunde der regionalen Tageszeitungen, der Handel, leidet dem Verband zufolge unter der anhaltenden konjunkturellen Flaute. Die Entwicklung im deutschen Zeitungsmarkt sei im ersten Halbjahr 2010 zwar nicht mehr so dramatisch wie im Jahr zuvor, sagte Laskowski. "Von einer Erholung kann aber keine Rede sein."
Von Jänner bis Mai 2010 ging dem Verband zufolge die Menge der Anzeigen zum Vorjahreszeitraum erneut um gut acht Prozent zurück. Auch die Auflage schrumpfte weiter: Im ersten Quartal betrug das Minus 2,7 Prozent. 2009 lag der Rückgang im Schnitt bei 2,5 Prozent. Die deutschen Zeitungsverleger hätten die Wirtschaftskrise aber vergleichsweise gut überstanden, da der Anteil der Abonnements weiter sehr hoch sei. Für die Zukunft gibt sich der Verband bedeckt. Zwar sprach Laskowski von einem "langsamen Aufschwung, der sich hier zeigt und wohl auch nicht abbricht". Das Minus aus dem vergangenen Jahr müsse aber erst einmal wieder hereingeholt werden. "Wenn am Ende eine Null steht und wenn der Werbemarkt nicht noch einmal zurückgeht, dann können alle Werbeträger zufrieden sein", sagte er.
(Quelle: APA/Reuters)