'Tagebuch' erschien erstmals am 31. Oktober 2019.
Vor dem Hintergrund der Corona-Krise wandelt die Monatszeitschrift jede Spende in kostenlose oder ermäßigte Abos für Menschen um, die sich ein reguläres Abo nicht leisten können.
Seit Beginn der Corona-Krise habe man sich in Verlag und Redaktion mit zwei Fragen intensiv beschäftigt, betont Tagebuch-Herausgeber Samuel Stuhlpfarrer. in einer Aussendung: Zum einen damit, wie man die dramatischen Umsatzeinbußen der vergangenen Wochen auffangen kann. Zum anderen mit der Frage, wer sich angesichts von Rekordarbeitslosigkeit und Kurzarbeit künftig "qualitativ hochwertige Medienprodukte" überhaupt noch wird leisten können.
Mit dem "Abo sospeso" glaubt die Monatszeitschrift, beide Fragen gleichermaßen beantwortet zu haben. Sämtliche seit Mitte März erhaltenen Spenden werden ab sofort in kostenlose oder ermäßigte Abos umgewandelt, künftig soll jede Spende ein solches Abo mitfinanzieren. Darüber hinaus ermöglicht ab sofort jedes Förderabo (Abo sospeso) ein kostenloses Abo, jedes Abo sospeso Plus gleich vier.
Neapolitanische Solidaritäts-Tradition
Für Stuhlpfarrer ist klar, dass sich "die Zahl der kostenlosen Abos in einem ausgeglichenen Verhältnis mit den erhaltenen Spenden und abgeschlossenen Förder-Subskriptionen bewegen muss. Anders funktioniert dieses Modell nicht. Deshalb ersuchen wir auch alle, die ein kostenloses oder reduziertes Abo zeichnen möchten, nach eigener Einschätzung einen Rabatt zwischen 25 und 100 Prozent zu wählen. Denn jeder Betrag, der im Topf bleibt, kommt jemandem zugute, der oder die nachkommt".
Der Name "Abo sospeso" verweist auf die neapolitanische Tradition des 'Caffè sospeso', was so viel wie "aufgeschobener Kaffee" bedeutet. Darunter versteht man die Gepflogenheit, im Kaffeehaus oder in einer Bar zwei Kaffees zu bezahlen: einen, den man selbst trinkt, und einen, den man einem oder einer Unbekannten spendiert. "Der 'Caffè sospeso' ist ein Beispiel gelebter Solidarität, dafür also, wie sich Menschen in schweren Zeiten gegenseitig und selbstorganisiert unter die Arme greifen können", schreibt Stuhlpfarrer im Editorial der heute erschienenen Juni-Ausgabe.