Editorial von Sebastian Loudon, Herausgeber (HORIZONT 47/2013)
Auf der Titelseite dieser Ausgabe finden sich zwei kleine Geschichten, die eindrucksvoll zeigen, dass das Jahr 2014 einige denkwürdige Entscheidungen und Weichenstellungen für die österreichische Printlandschaft bereithalten wird. Und man darf davon ausgehen, dass die letzten Wochen des an sich unaufgeregten Branchenjahres 2013 noch die ein oder andere Überraschung für uns parat haben, die diesen Eindruck manifestieren wird. Längst überfällige strategische Baustellen werden angegangen, und das ist grundsätzlich gut so.
Dass sich eine Tageszeitung für Wirtschaft anno 2013 in einem vollkommen veränderten Marktumfeld wiederfindet als zu der Zeit, als sie konzipiert wurde, sollte niemanden überraschen. Das WirtschaftsBlatt wurde 1995 in die Boomphase der Wiener Börse hineingeboren. Der Boom ist vorbei, die Wiener Börse und die damit einhergehenden potenziellen Werbekunden fristen ein Schattendasein. Dass es hier zwangsläufig zu fundamentalen Weichenstellungen kommen muss, ist nachvollziehbar – ebenso wie die verständliche Wehrhaftigkeit der betroffenen Redaktionen. Doch ist es höchste Zeit, der Wahrheit ins Auge zu sehen.
Szenenwechsel in den News-Tower am Donaukanal. Auch dort steht etwas Großes bevor. Die Idee, das für die Verlagsgruppe namensgebende Magazin könnte (!) schon bald nur noch alle 14 Tage, alternierend zu einer Unzahl an Special-Interest-Titeln à la News Leben oder News Heimat, erscheinen, wirkt zunächst unvorstellbar. Doch auf den zweiten Blick ist nachvollziehbar, dass hier Maßnahmen notwendig sind, die bis dato eben unvorstellbar waren. News verlor allein in den vergangenen vier Jahren ein Viertel seiner Leserschaft. In der Media-Analyse 08/09 lag der Titel noch bei 835.000 Lesern, aktuell sind es 620.000. Auch hier lohnt es sich, der Wahrheit ins Auge zu sehen, denn so eine Entwicklung geht an keinem Medium spurlos vorüber, zumal offenbar ist, dass ein General-Interest-Titel wie News angesichts der fortschreitenden Fragmentierung im Medienkonsum schon fast anachronistisch anmutet.
Dennoch: Jede grundlegende Entscheidung mit den damit verbundenen Einsparungen wird schmerzhaft sein, von wohl argumentierten Protesten begleitet sein und innerhalb wie außerhalb des Unternehmens für große Unruhe sorgen. News und das WirtschaftsBlatt – und sicher nicht nur die beiden – werden zeigen, inwieweit eine erfolgsverwöhnte Branche wie die Kommunikationsbranche in der Lage ist, klare und notwendige Entscheidungen auch als solche zu akzeptieren, ohne gleich in ein kollektives Zetermordio auszubrechen. Wir leben und arbeiten inmitten der größten Umwälzung in der Geschichte der menschlichen Kommunikation, und es hat niemand behauptet, dass es ein Spaziergang wird.