Ferdinand Wegscheider, Intendand von ServusTV
Ferdinand Wegscheider, Intendant von ServusTV, wünscht sich mehr ‚rot-weiß-rote Triumphe‘. Mit HORIZONT spricht er über die neu erworbenen Sportrechte sowie seine Kritik am neuen ORF-Gesetz. Und er gibt einen Ausblick auf Programmpläne in 2021.
HORIZONT: Wie beurteilen Sie bislang die Senderperformance von ServusTV in 2020?Ferdinand Wegscheider: Außerordentlich gut. Wir liegen mit einem Marktanteil von durchschnittlich 3,4 Prozent deutlich über dem Vorjahr. In Summe wachsen wir als einziger Sender seit Jahren kontinuierlich und konnten diese erfreuliche Entwicklung trotz Corona auch heuer fortsetzen.
Worauf führen Sie die steigenden Marktanteile zurück?
Auf unseren hohen Qualitätsanspruch: Wir haben in allen Bereichen Formate und Marken geschaffen, die es so nur bei ServusTV gibt. Besondere Freude bereitet mir dabei die Entwicklung der „Servus Nachrichten“, die eine immer wichtigere Rolle im österreichischen Nachrichtenjournalismus einnehmen und laufend neue Rekordwerte einfahren. Im Livesport darf man neben der MotoGP unsere Tennisübertragungen mit Dominic Thiem schon als sporthistorisch bezeichnen. In der Prime Time punkten wir mit unseren Dachmarken „Heimatleuchten“, „Bergwelten“ und „Terra Mater“, und auch unsere Unterhaltungsschiene funktioniert immer besser. Kurzum, es ist die Summe vieler funktionierender Bausteine, die immer besser ineinandergreifen.
Die Coronakrise hat für ein gestiegenes Informationsbedürfnis der Zuseherinnen und Zuseher gesorgt. Inwiefern ist Ihr Sender dem im Nachrichtenprogramm entgegengekommen? Wir haben im März sofort reagiert und sind mit einem erweiterten Nachrichtenprogramm, zusätzlichen Reportagen und Spezial-Talks dem hohen Informationsbedürfnis der Bevölkerung nachgekommen. Auch unsere unabhängige und durchwegs kritische Auseinandersetzung mit dem Thema Corona kommt, wie unsere Quoten beweisen, bei unseren Sehern sehr gut an.
Was erhoffen Sie sich von den Sportrechten, die ServusTV kürzlich erworben hat? Ich wünsche mir vor allem viele weitere sporthistorische Momente und rot-weiß-rote Triumphe wie zuletzt bei Dominic Thiems ersten Grand-Slam-Titel. Emotionaler und werbewirksamer geht es kaum. Dementsprechend erwarte ich mir natürlich auch von den neuen Sportrechten viel. Denn unser Livesportangebot ist im europäischen Free-TV-Vergleich ab dem nächsten Jahr einzigartig: Formel 1, MotoGP, UEFA Champions League, UEFA Europa League, UEFA Conference League, Livetennis mit Dominic Thiem und vieles mehr. Da führt kein Weg vorbei.
ServusTV teilt sich die Formel-1-Rechte mit dem ORF. Trauen Sie sich zu, den ORF hinsichtlich der Zuschauerquoten zu überbieten? Bei einer objektiv nachvollziehbaren Messmethode durchaus. Aber darum geht es gar nicht. Die Qualität steht bei ServusTV über der Quote. Wir wollen den österreichischen Formel-1-Fans und unseren Partnern die besten Übertragungen bieten. Unsere MotoGP-Berichterstattung ist ein sehr gutes Beispiel dafür, wie viel Leidenschaft und Energie wir in den Motorsport stecken. Gleiches werden wir bei der Formel 1 tun.
„Ein weiterer Machtausbau des ORF hätte massive negative Auswirkungen auf den privaten Mediensektor und damit auf die Medienvielfalt.“
Ferdinand Wegscheider
Das neue ORF-Gesetz: Was sind die Forderungen seitens ServusTV? Dafür reicht diese HORIZONT-Ausgabe nicht aus. Aber Spaß beiseite: Die Entwicklungen sehen wir medienpolitisch kritisch. Da wiederhole ich mich gerne – der ORF ist mit seinen vier Sender- und vier Radioketten bereits deutlich überdimensioniert für dieses kleine Land. Jetzt soll der ORF-Player die öffentlich-rechtliche Übermacht auch noch auf den Onlinebereich ausdehnen. Ein weiterer Machtausbau des ORF hätte massive negative Auswirkungen auf den privaten Mediensektor und damit auf die Medienvielfalt.
Wie würden Sie Ihre künftige Programmstrategie beschreiben: Neues Publikum ansprechen, das bestehende halten oder abwerben? Selbstverständlich das bestehende Publikum behalten und neues ansprechen.
Wie beurteilen Sie generell die Entwicklung des dualen TV-Markts? Stark unterentwickelt.
Der ORF-Player will auch private Sender integrieren. Können Sie sich das für Ihren Sender vorstellen? Das hängt von den Bedingungen ab. Grundsätzlich muss eine solche Plattform aber nicht vom ORF allein betrieben werden und mit öffentlichen Geldern finanziert werden. Ein gemeinsamer Austria-Player mit allen Privaten und dem ORF halte ich für einen sinnvollen Weg.
Welches wichtige Programmprojekt steht für das kommende Jahr 2021 an?Eine ganze Reihe: Es wird Sie nicht überraschen, dass wir 2021 neben dem Ausbau der Bereiche Information, Fiction und Unterhaltung ein besonderes Augenmerk auf den Sport legen