Klare Kommunikation: Schuld sind wir Journali...
 
Klare Kommunikation

Schuld sind wir Journalisten

Sabine Klimpt

Kernaufgabe unseres Berufstandes ist die klare Kommunikation. Wenn Leser unsere Artikel nicht verstehen, ist das primär unsere Schuld.

Karheit vor Coolness und Eleganz bevorzugt der Financial-Times-Datenjournalist John Burn-Murdoch. Zwischen den Zeilen kritisiert er damit die Arbeit mancher Kollegen, die besonders komplexe und elegante Visualisierungen produzieren und dafür zwar Applaus aus der Kollegenschaft erhalten, aber am Massenpublikum vorbeiarbeiten.


Hierzulande könnte man diese Diagnose auch auf Texte mancher Medien ausweiten. Sätze, die sich über einen Absatz erstrecken, Analysen zu Themen, die besser in einer wissenschaftlichen Fachzeitschrift aufgehoben sind als einer Tageszeitung, sind keine Seltenheit.

Dahinter liegen zwei Problemfelder: Einerseits der Versuch, in der eigenen Peergroup – Kollegen, Vorgesetzte, Wissenschafter – Eindruck zu schinden. Andererseits ist es bei manchen gefährliche Arroganz: "Wer meine Artikel nicht versteht, soll halt zur Kronen Zeitung greifen", ist ein Satz, der in einem heimischen Newsroom bereits gefallen ist. Für Journalisten gleicht dieser Satz jedoch einer Selbstaufgabe: Kernaufgabe unseres Berufstandes ist die klare Kommunikation. Wenn Leser unsere Artikel (oder Grafiken) nicht verstehen, ist das primär unsere Schuld.




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