Gastkommentar: Wir wollen Quotenfrauen und Fr...
 
Gastkommentar

Wir wollen Quotenfrauen und Frauenquoten

Wiener Zeitung/Thomas Seifert
Martina Madner ist Vorsitzende des ­Frauennetzwerks Medien und Innen­politik-Redakteurin bei der Wiener Zeitung.
Martina Madner ist Vorsitzende des ­Frauennetzwerks Medien und Innen­politik-Redakteurin bei der Wiener Zeitung.

Am 8.3. war #Weltfrauentag. Wir vom Frauennetzwerk Medien haben ihn genutzt, um wieder auf die dringend notwendige 50-prozentige Frauenquote in Medien aufmerksam zu machen.

 Denn, obwohl sich 2021 mehr als 100 Journalist:innen und Medienfrauen mit uns unter dem Motto #ReframingQuotenfrau für die Quote ausgesprochen haben, ist auf politischer Ebene nichts passiert. Im Gegenteil: Frauen- und Medienministerin Susanne Raab bezeichnete ausgerechnet am Weltfrauentag erneut Frauenquoten als „kein Allheilmittel“. Sie will für alle Frauen Maßnahmen schaffen, bietet aber wieder nichts Handfestes, sondern nur eine neue Vorbilderaktion. Solche gibt es bereits seit Jahrzehnten. Journalistinnen gelangen trotzdem deutlich weniger häufig in Führungspositionen als männliche Kollegen. Denn, wie sagt meine Co-Vorsitzende im Netzwerk, Puls-4-Journalistin Alexandra Wachter: „Menschen umgeben sich mit ihnen ähnlichen Menschen.“ Wo Männer sind, folgen Männer nach: „Diesen Kreislauf zu durchbrechen, geht nur mit einer verpflichtenden Quote!“ Dass Quoten in Österreich möglich sind, zeigt der Nationalrat seit Jahrzehnten – nicht für Frauen, sondern damit auch Abgeordnete aus kleinen Bundesländern vertreten sind.

Dass Quoten wirken, zeigen die für Aufsichtsräte, das sind nun mehr als 30 Prozent. Dass es geht, zeigt auch der ORF: Er war der erste öffentlich-rechtliche Sender im deutschsprachigen Raum, für den vor gut zehn Jahren eine Frauenquote von 45 Prozent festgelegt wurde. Sie ist mit gut 30 Prozent noch nicht erfüllt. Aber sie strahlt bis in die höchste Ebene aus: Mit Eva Schindlauer als Finanzdirektorin, Ingrid Thurnher als Radiodirektorin und Stefanie Groiss-Horowitz als Programmdirektorin sind drei von vier Posten direkt unter dem Generaldirektor nun mit Frauen besetzt. Anders in quotenfreien Printmedien: Hier folgte Susanne Dickstein als Chefredakteurin der Oberösterreichischen Nachrichten zwar auf einen Mann. In der Kärntner Kleinen Zeitung folgte der pensionierten Chefredakteurin Antonia Gössinger aber ein Mann. Martina Salomon als Kurier-Chefredakteurin ist überregional ohnehin die Ausnahme in einem satten Männerverband.
Deshalb setzen wir vom Frauennetzwerk Medien uns für eine gesetzlich festgelegte und verbindliche Frauenquote von 50 Prozent in den Medien ein, verbindliche Zeitrahmen und Frauenförderpläne, einen jährlichen Monitoringbericht zu den Frauenanteilen auf allen Ebenen sowie Benefits für die Besten und Sanktionen für die Untätigen.




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