Im Interview beurteilt Martin Distl, Vorstand des Content Marketing Forums in Österreich, die aktuellen Entwicklungen und Trends im Content Marketing.
Wie haben sich die Themen Storytelling & Content Marketing in den vergangenen zwei Jahren – Stichwort Pandemie – verändert?
Content Marketing hat in dieser Zeit noch einmal enorm an Bedeutung gewonnen: Werbliche Botschaften sind an vielen Stellen hinter informierende Kommunikation zurückgetreten und gerade da liegt ja die Stärke von Content Marketing. Journalistische Qualität und Nutzwert waren das A und O in der Pandemie-Kommunikation. Dem trägt das Content Marketing Forum auch im diesjährigen Best of Content Marketing Award Rechnung. Im Wettbewerb (Einreichfrist bis 31.3.,
www.bcm-award.com)
gibt es erstmals eine Kategorie Krisenkommunikation, in der alle Inhaltsformate rund um die Pandemie und andere Krisen einen Platz finden.
Welche aktuellen Trends sind aktuell mit Blick auf 2022 zu verzeichnen?
Content Marketing durchdringt immer mehr die gesamte Unternehmenskommunikation, die Projekte werden umfassender, ganzheitlicher und damit auch komplexer. Das führt bei den Unternehmen dazu, dass sie sich intensiv der Themen Organisation und Operations im Content Marketing annehmen müssen, um eine wirklich einheitliche Botschaft ihres Unternehmens nach außen zu tragen. Das erfordert enge Abstimmung und Zusammenarbeit sowohl intern als auch mit den externen Partnern. Auf Agenturseite werden kollaborative Agenturmodelle immer wichtiger: In Anbetracht einer ständig steigenden Zahl von Kanälen und Spezialdisziplinen im Content-Bereich arbeiten auch große Agenturen verstärkt mit Spezialanbietern oder anderen Agenturen zusammen. Damit so eine Zusammenarbeit gelingt, muss sie gut vorbereitet und gemanaged sein. Eine organisatorische und oft Agentur-kulturelle Herausforderung für die Beteiligten.
Zuletzt ist das Thema "Content Commerce" dem Vernehmen nach wichtiger geworden. Stimmt diese Wahrnehmung und was gibt es dabei zu beachten?
Content Commerce ist stetig im Aufschwung und hat die letzten Monate noch einmal einen richtigen Push erlebt. Konsumenten suchen online im ersten Schritt nach Information und nach Lösungen für Ihrer Themen; die in weiterer Folge dann zu den entsprechenden Produkten führen. Dafür müssen unterschiedliche Kanäle – von
owned über earned bis paid media - berücksichtigt werden und der Content dafür zielgruppen-gerecht aufbereitet werden. Wichtige Themen rund um Content Commerce sind sicher auch live-shopping (mit entsprechenden Video-Produktionen) und Influencer Marketing.
Welche sozialen Netzwerke haben im Bereich Content Marketing an Bedeutung gewonnen, welche verloren?
TikTok ist sicher ein großer Gewinner, weiter top bleiben Instagram und LinkedIn (besonders im B2B Kontext). Clubhouse hat ebenso schnell wieder an Bedeutung verloren, wie es gehyped war...
Welche Bedeutung spielen Micro Influencer bei Content Marketing und wie setzt man diese am besten ein?
Micro Influencer haben klar an Bedeutung gewonnen, da sie über eine zielgruppen-spezifische Reichweite und über eine ausgewogene Kosten-Nutzen-Relation verfügen. Wichtig ist bei diesem Thema zu beachten, dass das "reine" Buchen von Influencern als Multiplikatoren in vielen Fällen zu wenig ist, es geht stark in die Richtung einer langfristigeren und intensivere Zusammenarbeit (Stichwort Content Creation) zwischen Brands und Influencern. Daher sollte hier beim Research und der Auswahl der Influencer entsprechen Augenmerk gelegt werden.