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Content Marketing: Wie Marken und Konsument:innen zueinander finden – 4 Trends.

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Zentral ist der Unterschied zu reinen Werbebotschaften – bei Content Marketing geht es um nützlichen Content, der optimalerweise von vielen Menschen gesucht und gefunden wird. Unternehmen können so Vertrauen mit den eigenen und potenziellen Kunden aufbauen. Noch dazu meiden viele Konsument:innen dezidiert klare Werbebotschaften. Insofern ist Content Marketing – sofern es gut und authentisch gemacht wird – in den vergangenen Jahren in den Marketing-Strategien der Unternehmen bedeutend wichtiger geworden.

Digitaler Wandel

Natürlich unterliegt auch Content Marketing den allgemeinen Trends – allen voran ist hier die rasante Digitalisierung und der damit verbundene Medienwandel zu nennen. Das merkt man auch an den Zahlen: Floss vor ein paar Jahren der große Budgetteil noch in den Printbereich, so hat sich dies in den vergangenen Jahren gedreht.

Doch was beschäftigt die "Content Marketer" derzeit im Detail? HORIZONT hat sich die aktuellen Trends des Content Marketings angesehen:

Trend 1: Micro-Influencer

Marketing mit Influencern ist an sich so alt wie das Internet selbst. Die Bedeutung hat jedoch in den vergangenen Jahren zugenommen, speziell wenn es um Micro-Influencer geht. Das liegt auch daran, dass große Influencer teils an Glaubwürdigkeit verloren haben.

Was ist Content Marketing?
Die trockene Definition von Content Marketing ist eigentlich klar formuliert: Content Marketing ist eine Disziplin des Marketings, bei der es darum geht, relevanten, wertvollen aber auch konsistenten Inhalt zu produzieren und zu verteilen. All das mit dem Ziel, eine klar definierte Zielgruppe anzuziehen, sie zu binden und letztlich profitable Handlungen der Kund:innen zu erhalten.
Micro-Influencer haben deutlich weniger Follower als die Superstars der Branche. Meist liegt die Followerzahl zwischen 1.000 und 10.000. Der große Vorteil liegt jedoch an der Authentizität. Die Reichweite wird vor allem mit Familien, Freunden und Bekannten aufgebaut und nicht durch große Marketing-Kampagnen oder der Bekanntheit des Stars an sich. Die Herausforderung für Unternehmen liegt dabei auf der Hand: Einerseits können diese von dem hohen Vertrauen in Micro-Influencer profitieren. Andererseits ist es aber auch dadurch komplizierter geworden, große Mengen an potenziellen Kunden zu erreichen.

Trend 2: Content Commerce

Auf vielen Kanälen – speziell Instagram oder Facebook – gehen Content und Commerce immer mehr Hand in Hand. Die Grenze zwischen Information (Content) an sich und einer damit verbundenen Transaktion (Kauf) verschwimmt immer mehr.

Content Commerce muss daher auf jeden Fall schon bei der Konzeption von Inhalten mitbedacht werden – und zwar entlang der gesamten digital Customer Journey. Ziel muss es sein, die User:innen an den Touchpoints mit den relevanten Informationen und Inhalten zu "erwischen". Die spezielle Herausforderung liegt dabei nicht nur am Content an sich, sondern auch an der Technik: Wenn ein Kauf am Smartphone nicht mit wenigen, unkomplizierten Schritten abgeschlossen werden kann, wird dieser auch wieder abgebrochen.

Trend 3: Content und Marketing Automation

Wie schon in Trend 2 angesprochen, ist es wichtig, die Zielgruppen an ihren Touchpoints zu erreichen. Damit einher stellen sich viele Unternehmen und Marketer der Herausforderung der wachsenden Zahl dieser Touchpoints.

Marketing Automation ist eine Entwicklung, die genau hier ansetzt: Automation ermöglicht es Unternehmen, die Streuverluste zu minimieren und den personalisierten Content für verschiedene Zielgruppen an die unterschiedlichen Kanäle auszuspielen.

Auch hier ist guter Content wichtig, wenn auch nur die halbe Miete: Für eine erfolgreiche Umsetzung ist die technische Umsetzung essentiell. Bereiche wie CRM, SEO, CMS oder Google Analytics müssen fließend in das Konzept integriert werden. Genau dafür braucht es Automation Systeme, die diese relevanten Daten speichern, verarbeiten und in weiterer Folge ausspielen können.

Trend 4: Eine Frage der Persönlichkeit

Es ist ein Paradoxon: Einerseits fördert das Internet oberflächliche Botschaften und Fake News. Andererseits werden Social Media & Co immer persönlicher. Unternehmen müssen genau hier ansetzen und versuchen, User:innen so gezielt und persönlich wie möglich abzuholen. Authentizität ist das Gebot der Stunde, nicht zuletzt in Zeiten, in denen die Pandemie oder die kriegerischen Auseinandersetzungen von Russland in Atem halten.
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Testimonials sind eine gute Möglichkeit, aber auch Purpose Marketing gekoppelt mit Content Marketing kann gute Erfolge erzielen. Ein Trend, der auch immer öfters zu sehen ist, dass Geschäftsführer oder wichtige Personen der Unternehmen selbst in Erscheinung treten. Menschen vertrauen eben am Ende am liebsten doch wieder Menschen und nicht nur einem Produkt.

Vier Trends, die jedoch bei weitem nicht die gesamte Bandbreite des Content Marketings abdecken. Der rasante Medienwandel führt dazu, dass Trends von heute bereits innerhalb weniger Wochen wieder Schnee von gestern sein können. Bestes Beispiel war etwa der Hype von "Clubhouse" während der Pandemie.
"Auf Agenturseite werden kollaborative Agenturmodelle immer wichtiger"
Im Interview beurteilt Martin Distl, Vorstand des Content Marketing Forums in Österreich, die aktuellen Entwicklungen und Trends im Content Marketing.

Wie haben sich die Themen Storytelling & Content Marketing in den vergangenen zwei Jahren – Stichwort Pandemie – verändert?
Content Marketing hat in dieser Zeit noch einmal enorm an Bedeutung gewonnen: Werbliche Botschaften sind an vielen Stellen hinter informierende Kommunikation zurückgetreten und gerade da liegt ja die Stärke von Content Marketing. Journalistische Qualität und Nutzwert waren das A und O in der Pandemie-Kommunikation. Dem trägt das Content Marketing Forum auch im diesjährigen Best of Content Marketing Award Rechnung. Im Wettbewerb (Einreichfrist bis 31.3., www.bcm-award.com) gibt es erstmals eine Kategorie Krisenkommunikation, in der alle Inhaltsformate rund um die Pandemie und andere Krisen einen Platz finden.

Welche aktuellen Trends sind aktuell mit Blick auf 2022 zu verzeichnen?
Content Marketing durchdringt immer mehr die gesamte Unternehmenskommunikation, die Projekte werden umfassender, ganzheitlicher und damit auch komplexer. Das führt bei den Unternehmen dazu, dass sie sich intensiv der Themen Organisation und Operations im Content Marketing annehmen müssen, um eine wirklich einheitliche Botschaft ihres Unternehmens nach außen zu tragen. Das erfordert enge Abstimmung und Zusammenarbeit sowohl intern als auch mit den externen Partnern. Auf Agenturseite werden kollaborative Agenturmodelle immer wichtiger: In Anbetracht einer ständig steigenden Zahl von Kanälen und Spezialdisziplinen im Content-Bereich arbeiten auch große Agenturen verstärkt mit Spezialanbietern oder anderen Agenturen zusammen. Damit so eine Zusammenarbeit gelingt, muss sie gut vorbereitet und gemanaged sein. Eine organisatorische und oft Agentur-kulturelle Herausforderung für die Beteiligten.

Zuletzt ist das Thema "Content Commerce" dem Vernehmen nach wichtiger geworden. Stimmt diese Wahrnehmung und was gibt es dabei zu beachten?
Content Commerce ist stetig im Aufschwung und hat die letzten Monate noch einmal einen richtigen Push erlebt. Konsumenten suchen online im ersten Schritt nach Information und nach Lösungen für Ihrer Themen; die in weiterer Folge dann zu den entsprechenden Produkten führen. Dafür müssen unterschiedliche Kanäle – von owned über earned bis paid media - berücksichtigt werden und der Content dafür zielgruppen-gerecht aufbereitet werden. Wichtige Themen rund um Content Commerce sind sicher auch live-shopping (mit entsprechenden Video-Produktionen) und Influencer Marketing.

Welche sozialen Netzwerke haben im Bereich Content Marketing an Bedeutung gewonnen, welche verloren?
TikTok ist sicher ein großer Gewinner, weiter top bleiben Instagram und LinkedIn (besonders im B2B Kontext). Clubhouse hat ebenso schnell wieder an Bedeutung verloren, wie es gehyped war...

Welche Bedeutung spielen Micro Influencer bei Content Marketing und wie setzt man diese am besten ein?
Micro Influencer haben klar an Bedeutung gewonnen, da sie über eine zielgruppen-spezifische Reichweite und über eine ausgewogene Kosten-Nutzen-Relation verfügen. Wichtig ist bei diesem Thema zu beachten, dass das "reine" Buchen von Influencern als Multiplikatoren in vielen Fällen zu wenig ist, es geht stark in die Richtung einer langfristigeren und intensivere Zusammenarbeit (Stichwort Content Creation) zwischen Brands und Influencern. Daher sollte hier beim Research und der Auswahl der Influencer entsprechen Augenmerk gelegt werden.
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