Die Tele Columbus Zentrale in Berlin.
Deutschlands drittgrößter Kabelnetzbetreiber Tele Columbus stemmt die zweite Übernahme innerhalb von zwei Monaten
Deutschlands drittgrößter Kabelnetzbetreiber Tele Columbus stemmt die zweite Übernahme innerhalb von zwei Monaten. Nach Primacom will das Berliner Unternehmen auch die vor allem in Bayern und im Osten Deutschlands aktive Pepcom schlucken, wie Tele Columbus am Sonntagabend mitteilte.
Pepcom hatte bisher dem Finanzinvestor Star Capital gehört, der einen Verkaufserlös von 505 Millionen Euro kassiert. Einschließlich Schulden liegt das Volumen der Übernahme bei 608 Millionen Euro - weniger als Experten geschätzt hatten. Tele Columbus erhöht die Zahl der angeschlossenen Kabelkunden damit um gut 800.000 auf 3,7 Millionen, bleibt aber klar Nummer drei hinter den Branchenriesen Vodafone (bisher Kabel Deutschland) und Unitymedia.
Finanziert wird die Übernahme von Pepcom größtenteils mit Schulden. Auch eine geplante, rund 240 Millionen Euro schwere Kapitalerhöhung soll zum Teil dafür verwendet werden, wie Tele Columbus ankündigte. Gut die Hälfte des Betrages, der bis Mai 2016 in die Kasse kommen soll, ist allerdings bereits für die Primacom-Übernahme eingeplant. Diese kostet Tele Columbus 711 Millionen Euro.
Die Aktionäre von Tele Columbus treffen sich am Montag in Berlin zu einer außerordentlichen Hauptversammlung, die die Kapitalerhöhung beschließen soll. Die Nachrichtenagentur Reuters hatte bereits im Juli berichtet, dass Tele Columbus Favorit auf den Erwerb von Pepcom sei.
Mit den beiden Zukäufen kann Tele Columbus seine Reichweite seit dem Gang an die Börse zu Jahresbeginn mehr als verdoppeln. Der Übernahmehunger von Vorstandschef Ronny Verhelst ist damit aber nicht gestillt. "Auch in Zukunft werden wir wirtschaftlich und strategisch aussichtsreiche Wachstumsgelegenheiten verfolgen, um die Konsolidierung voranzutreiben und die Marktposition von Tele Columbus weiter zu stärken."
Pepcom ist der viertgrößte deutsche Kabelnetzbetreiber und hat mehr als 580.000 Vertragskunden vor allem in Städten wie München, Nürnberg, Frankfurt und Leipzig. Dem Unternehmen aus Unterföhring bei München gehören auch 70 Prozent an der KMS (Kabelfernsehen München), die restlichen 30 Prozent liegen bei Vodafone. Bei einem Umsatz von 126 Millionen Euro habe Pepcom im vergangenen Jahr einen bereinigten operativen Gewinn (Ebitda) von 57 Millionen Euro erwirtschaftet - ähnliche Größenordnungen wie Primacom, erklärte Tele Columbus.
Die Verschuldung von Tele Columbus steigt durch die beiden Übernahmen trotz der Kapitalerhöhung zunächst auf das Fünffache des operativen Gewinns. Innerhalb von eineinhalb bis zwei Jahren soll sie aber auf weniger als das Vierfache sinken.