
Es war im Jahr 1983: Als eines der ersten Unternehmen wurde American Express bei einem Thema aktiv, das heutzutage als "Purpose (driven) Marketing" tituliert werden würde: Ziel damals war es, sich für die Wiederherstellung der Freiheitsstatue einzusetzen. Für jeden Kartenumsatz spendete das Finanzunternehmen einen Cent für die Restaurierung. Die Folge: Positive Presseberichte, die Zahl der Karteninhaber wuchs um 45 Prozent, die Zahl der Nutzung der Karte um 28 Prozent.
Unter dem „Purpose Driven Marketing“ versteht man die Marketing-Bemühungen eines Unternehmens, etwas Sinnstiftendes zu generieren. Unternehmen sind in diesem Zusammenhang bemüht, sich für etwas einzusetzen, was auch den eigenen Kunden etwas bedeutet. Durch Aktionen in diesem Bereich soll ein gegenseitiger Nutzen für Unternehmen und Shareholder mit Sozialwert geschaffen werden.
Believe in something, even if it means sacrificing everything. #JustDoIt pic.twitter.com/SRWkMIDdaO
— Colin Kaepernick (@Kaepernick7) September 3, 2018
Emke Hillrichs von der Strategieberatung different in Berlin im Gespräch.
Wie sehr ist das Thema "Purpose Driven Marketing" in der DACH-Region bereits angekommen?
Alle großen Marken sehen Purpose als essenziellen Teil des Marketings. Grund dafür ist, dass Purpose einen unmittelbaren Effekt auf den Unternehmenserfolg hat und dieser zeigt sich unabhängig von klassischen demographischen Clustern oder Lifestyle-Parametern. Purpose-driven zu handeln ist für Unternehmen also keine Spielerei, sondern dient der Existenzsicherung. Wer diesen Fakt außer Acht lässt, verhält sich (nicht nur ökonomisch) naiv.
Wie wichtig ist "Purpose Driven Marketing" im Kommunikationsmix von Unternehmen?
Wer als Unternehmen Nutzer:innen, Mitarbeiter:innen und die Talente von morgen binden und aktivieren möchte, darf sich heute schon nicht mehr nur auf die wirtschaftliche Zukunft fokussieren, sondern sollte vor allem einen Purpose haben – und alle Marketingaktivitäten damit abgleichen. Purpose Driven Marketing ist also für großen Marken zunehmend wichtig, weil ihnen sonst keiner mehr zuhört. Die Menschen erwarten von Unternehmen regelrecht, dass sie Stellung beziehen statt sich vor relevanten Fragen (die in ihrer Einflusssphäre liegen) wegducken. Und Mitarbeiter:innen brauchen diese Art der Kommunikation als einen Kompass, um die Fliehkräfte von Change und Transformation auszuhalten.
Welche Fehler werden häufig noch gemacht, wo sehen Sie daher das größte Verbesserungspotenzial?
Achtung ist geboten vor Purpose-Washing. Unternehmen sollten nur einen Purpose definieren, wenn sie es wirklich ernst meinen und das auch belegen können. Weiterhin gilt, dass Purpose ist kein Schönwetter-Segeln ist. Purpose ist keine Mode und kein Luxus, den man sich in wirtschaftlichen guten Zeiten mal leistet. Er sollte in allen Lagen einen Nordstern darstellen. Darum reicht es auch nicht, einen Purpose zu haben, sondern er muss auch fundamentaler Bestandteil der strategischen Ausrichtung eines Unternehmens sein. Und zu guter Letzt muss Entscheider:innen klar sein, dass Gewinn und Gemeinwohl-Orientierung keinen Widerspruch darstellen. Dabei ist Gewinn jedoch keine direkte Folge einer klaren Haltung, sondern speist sich aus einer sinnstiftenden Gesellschaftsorientierung der gesamten Aktivitäten eines Unternehmens.