Neuer Vorstand für die ÖIAG: Mit 1. November beaufsichtigt Rudolf Kemler, zuletzt HP Österreich, die Beteiligungen der Republik – A1, Post und OMV.
Der Aufsichtsrat der Österreichischen Industrieholding AG (
ÖIAG) hat am 7. September einstimmig Rudolf Kemler, 56, zum Vorstand der ÖIAG bestellt. Kemler wird mit 1. November 2012 die Position des Alleinvorstands der ÖIAG übernehmen. Er folgt Markus Beyrer, der als Nachfolger von Peter Michaelis nach nur eineinhalb Jahren die ÖIAG verlässt und als Generaldirektor von Businesseurope nach Brüssel wechselt.
In einer ersten Aussendung der ÖIAG werden als "wichtige Anliegen" des neuen Alleinvorstands "neben der Aufwertung der ÖIAG die Absicherung und Stärkung der Beteiligungsunternehmen und deren Headquarter " zitiert.
Denn: OMV (31,5 Prozent ÖIAG-Beteiligung), Telekom Austria (28,4 Prozent Beteiligung) und Österreichische Post (52,85 Prozent Beteiligung) generierten laut ÖIAG-Aussendung gemeinsam rund ein Viertel der Marktkapitalisierung des ATX (Wiener Börseindex) und hätten mit 36.000 inländischen Arbeitsplätzen, 800 Millionen Euro jährlichen Investitionen und rund 15.000 heimischen Zulieferunternehmen "eine enorme standortpolitische Bedeutung". Anmerkung: Die nicht börsenotierte FIMBAG (Finanzmarktbeiligungs AG) steht mit 100 Prozent im ÖIAG Portfolio - 2008 gegründet hat die nichts weniger als "die Aufgabe, Kapitalmaßnahmen des Bundes zur Rekapitalisierung von Kreditinstituten und inländischen Versicherungsunternehmen zu unterstützen" (da drin schlummert das "Bankenhilfspaket").
Und auch für die Werbe- und Medienlandschaft: Der in Österreich führende Telekommunikationsriese A1 (seit Frühjahr 2011 Telekom plus mobilkom) wird für 2011 von Werbebeobachter Focus Media Research mit brutto 52,7 Millionen Euro Werbedruck in den klassischen Medien erfasst; die österreichische Post wird mit brutto 11,2 Millionen Euro (inklusive Direct) und die OMV mit brutto 8,2 Millionen Euro (inklusive Direct) erhoben.
Das Brutto-Werbedruck-Volumen der drei ÖIAG-Beteiligungen macht somit rund 70 Millionen Euro Brutto aus - das übertrifft das Volumen, das die noch vor der Telekom als größte Werbe-Auftraggeber gereihten Spar und Rewe mit jeweils knapp unter 69 Millionen (nur Klassik!).
Auch wenn die ÖIAG als "Oberaufseher" respektive "Kernaktionär" nur mittelbaren Einfluss (Ausnahme: Post) ausübt - die Performance der drei Beteiligungen definiert nicht nur den ATX, sondern auch ein gutes Stück österreichische Marketing- und Media-Spendings.
Der mit 1. November nunmehr designierte ÖIAG Vorstand Rudolf Kemler ist seit 2008 Generaldirektor von
HP Österreich. Nach ersten Stationen in der Bankenwelt (u.a. Creditanstalt und Girozentrale) übernahm Kemler 1984 die Geschäftsführung einer international tätigen Unternehmensberatung mit den Schwerpunkten Organisationsentwicklung und Strategieberatung. 1989 wechselte Kemler zur Nixdorf Computer GmbH in Wien, war Unternehmensbereichsleiter für Banken & Versicherungen und Mitglied der Geschäftsleitung. 1990 wurde er Direktor der Siemens Nixdorf Informationssysteme GmbH in Wien, 1992 folgte der Wechsel in die internationale Konzernzentrale, zur Siemens Nixdorf Informationssysteme AG in München, wo er als Executive Vice President die weltweite Verantwortung für das Geschäftsfeld Branch Systems übernahm. Ab 1995 leitete Kemler die Division Computer Systems von Siemens Nixdorf für die Region Austria & South East Europe mit Sitz in Wien. Von 1998 bis 2000 war er als Senior Vice President und CIO bei der GE Capital Corporation in Stamford (USA) mit internationaler Verantwortung tätig. Im Jahr 2000 wurde Kemler Vorstandsvorsitzender der börsenotierten Stage1.cc Technology Business Incubator AG mit Sitz in Wien. Von 2002 bis Anfang 2008 war Kemler Vorsitzender der Geschäftsführung von T-Systems Austria und Regionsverantwortlicher für Zentral- und Osteuropa. In dieser Funktion gehörte er auch dem Board of Directors der Magyar Telecom an und zeichnete sich für Übernahmen und Integration von Telekommunternehmen in Ungarn, Kroatien und Slowenien verantwortlich. Kemler bekleidete eine Reihe an Funktionen in standortrelevanten Initiativen, u.a. als Präsident der Internetoffensive und als Vizepräsident der Amerikanischen Handelskammer in Österreich.
In einer Aussendung der ÖIAG wird Rudolf Kemler zu seiner Bestellung so zitiert: "Die Führung der ÖIAG in einer so herausfordernden Zeit sehe ich als elementares, wirtschaftliches Leitthema für unser Land. Ich freue mich darauf, meine Erfahrung aus über 30 Jahren in internationalen Führungsrollen für Österreich zur Verfügung stellen. Langfristig ist es mein Ziel, die ÖIAG im Dialog mit allen Stakeholdern strategisch aufzuwerten. Dazu gibt es verschiedene strategische Zukunftsoptionen, die ich konstruktiv und sachlich diskutieren werde. Ich möchte Brücken bauen und das Verbindende über das Trennende stellen - im Sinne der Unternehmen und des Standortes".