Karin Bergmann auf Partnersuche
 

Karin Bergmann auf Partnersuche

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Zur Präsentation der Spielzeit 2015/16 verkündet Burgtheaterdirektorin Bergmann 18 Premieren, einen Fortbestand der Jungen Burg und eine verstärkte Suche nach neuen Sponsoren

„Du liebe Zeit. Liebe Zeit?“ Obwohl, wie Direktorin Karin Bergmann bemerkt, sie keine Mottos mag, gibt es diesmal eines. Es ist selbstkritisch und spielt auf Johann Nestroys Zitat „Die Welt steht auf kein’ Fall mehr lang, lang, lang“ aus „Lumpacivagabundus“ an.

Damals bedrohte der Halleysche Komet die Welt, heute sind es eine Wirtschaftskrise und Katastrophen, die verstören. Trotz der ­finanziellen Einschnitte, die weiterhin das Theaterbudget belasten, ein Thema, das Bergmann niemals schön redet, bietet das Burgtheater in der Saison von Herbst 2015 bis Sommer 2016 ein gutes Programm von Burg bis Casino und Akademietheater.

„Man kann nicht von einem Sparspielplan reden. Wir bringen Stücke mit essenziellen Themen – das Theater kann nicht die Welt ­retten, aber es ist Therapie, und es kann Fragen stellen und Reflexion üben“, führt Bergmann weiter aus.

18 Premieren in verschiedenen Spielstätten

Sie präsentierte sechs Premieren am Burgtheater, darunter als Highlight eine Peter-Handke-Uraufführung, inszeniert von Claus Peymann. Als Stücke, die attraktiv auf ein großes­ Publikum wirken werden, sind „Die Präsidentinnen“ von Werner Schwab und Anton Tschechows „Drei Schwestern“, beide inszeniert von David Bösch.

Weitere sieben Premieren finden im Akademietheater statt, darunter zwei Uraufführungen mit „Engel des Vergessens“ von Maja Haderlap und „200 Kilometer“ (Arbeitstitel) von Árpád Schilling und Éva Zabezsinszkij und die Erstaufführung „Bella Figura“ von Yasmina Reza.

Auch im Kasino, das Bergmann als Spielstätte erhalten konnte, und Vestibül sind fünf Premieren, darunter die Uraufführung „dosenfleisch“ von Ferdinand Schmalz, eine Erstaufführung von Sibylle Berg, eine von Harold Pinter, sowie ein Kinder- und ein Jugendstück geplant.

Deutliche Einsparungen

Im Vergleich zum Durchschnitt der letzten zehn Jahre wurden jedenfalls 30 Prozent der Kosten eingespart und gegenüber der vorhergehenden Saison 15 Prozent – bei Dekos und Kostümen, nicht bei den Schauspielern, wie Bergmann betont.

Die Bundestheater werden zwei Millionen an Einnahmen aus Immobilienverkäufen generieren, wobei die steigenden Löhne erneut eine Million Euro an Mehrkosten ausmachen werden, rechnet Geschäftsführer Thomas Königstorfer vor.

„Allerdings werden wir heuer erstmals in der Geschichte mehr als acht Millionen Euro an den Theaterkassen einnehmen“, freut er sich, wobei die Kartenpreise minimal angehoben wurden, jedoch nicht für Abonnenten, deren Anzahl übrigens gestiegen sei.

Die Auslastung, die bei rund 85 Prozent liege, sei in der noch aktuellen Saison etwas geringer, informiert Bergmann weiter, wobei dies durch die niedrigere Zahl an Vorstellungen erklärt werden könne. Das Akademietheater habe allerdings ein Auslastungshoch.

Das fixe Ensemble der Burg umfasse derzeit 68 Schauspieler und Schauspielerinnen. „Mein absolutes Minimum sind 60, 68 ist schön“, meint Bergmann. Neue Mitglieder werden in Kürze Marie-Luise Stockinger und Christoph Radakovits sein.

Die Burg nur noch als Gast beehren werde Jasna Fritzi Bauer, die verstärkt im Film aktiv sein möchte. „Verstörend“ empfand Bergmann die Aussage von Neos-Wien-Chefin Beate Meinl-Reisinger, die über künstlerische Evaluierung sprach.

„Ungarn ist wie es scheint näher als man denkt – ich bin sehr für Evaluierung, da, wo sie Platz hat. Aber es soll nicht jemand bestimmen, welche Kunst am Burgtheater gemacht wird und welche nicht“, hält sie fest.

Partnersuche für Junge Burg


Auch zum Thema Junge Burg äußerte sich Bergmann und erklärte, dass diese in Form von Workshops, Theaterclubs mit der Spielstätte Kasino am Schwarzenbergplatz und einer neuen Form der Schauspielbar weiter bestehen werde, deren Abschaffung auf einigen Protest gestoßen war.

Geleitet wird diese noch eine weitere Saison von Annette (Matthias Hartmanns Schwester) und Peter Raffalt. Für das Theaterjahr, das inzwischen bei jungen Talenten im deutschsprachigen Raum zum Geheimtipp geworden ist, suche Bergmann nach ­einem Sponsor, „sonst werde es schwierig“; 80.000 Euro sollte dieser an Jahresbudget mitbringen.

Generell sei ein Fokus, im wirtschaftlichen Bereich noch mehr Unternehmen und Partner für das Theater zu begeistern. Die Hauptsponsoren sind aktuell die Casinos Austria, Audi und Ricoh, ihr Beitrag in Geld beläuft sich auf 860.000 Euro im Jahr.

Die Hauptverantwortung sieht Bergmann jedoch in der Politik: „Wir nehmen es aber sehr ernst, uns nach weiteren Partnern umzusehen", ergänzt sie.

Dieser Artikel erschien bereits am 8. Mai in der HORIZONT-Printausgabe 19/2015. Hier geht's zur Abo-Bestellung.




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