Die Gleichstellung von Frauen und Männer fange bereits in der Erziehung an, waren sich alle Diskutantinnen am Panel "Das weibliche Enterpreneurship" einig.
„Knapp unter die Hälfte der Unternehmensgründer in Österreich sind weiblich“, vermeldet der Präsident der Wirtschaftskammer Wien, Walter Ruck, als Einstieg in das Panel „Das weibliche Enterpreneurship“ am ersten Tag der Österreichischen Medientage. Wenn man sich die Bildungsabschlüsse ansehe, handle es sich um eine steigende Tendenz, ist er überzeugt. In der nachfolgenden Diskussion unter sechs erfolgreichen weiblichen Führungskräften waren sich alle einig, dass gemischte Führungsteams die besseren Ergebnisse bringen und die Gleichstellung von Frauen und Männer bereits in der Erziehung beginne.
„Prinzipiell spielt die Unternehmenskultur eine große Rolle und wie man als Führungsteam Talente fördert“, zeigt sich Dorothee Ritz, General Managerin von Microsoft Österreich überzeugt. „Wir bei Microsoft haben 40 Prozent der Frauen in der Geschäftsleitung, da hört das auf, ein Thema zu sein – wir reden nicht täglich darüber.“ Die Förderung fange aber bereits früher an: „Wir müssen daran arbeiten, junge Frauen für technische Bereiche zu begeistern.“ Eine Microsoft-Studie über zwölf Länder sei zu dem Ergebnis gekommen, dass Mädchen mit zehn Jahren noch Interesse an Technik haben, das aber mit 16 verlieren, weil sie keine weiblichen Vorbilder hätten, erzählt sie. Ritz versucht auch, das schlechte Gewissen vieler berufstätiger Mütter zu beruhigen: „Kinder von Frauen, die arbeiten, werden erfolgreicher, weil sie früher selbstständiger und mutiger werden müssen.“ Insgesamt seien die Möglichkeiten für Frauen heute besser denn je, um in Führungspositionen zu kommen, „aber wir müssen weiter daran arbeiten und auch nach Hilfe fragen – das machen Männer seit eher.“
Österreich „extrem konservatives Gesellschaftsbild“Die Vorstandsvorsitzende der Infineon Technologies Austria AG, Sabine Herlitschka, ortet in Österreich ein „extrem konservatives Gesellschaftsbild, dass wir auch den Kindern so mitgeben. Auch beim Thema Erziehung gehen wir noch so um, als wäre das ein Frauenthema allein.“ Ihr ist es wichtig zu betonen, dass es „nicht um Männer versus Frauen geht. Man weiß aus vielen Studien, dass Unternehmen, die diverser aufgestellt sind, erfolgreicher sind.“ Das übergeordnete Ziel müsse daher Diversität sein: „Je breiter die Expertise, desto besser die Lösungen.“ Prinzipiell brauche es in einer Welt, die immer komplexer werde, eine „agile Organisationsstruktur“ und einen Führungsstil, bei dem man Lösungen finden können muss. „Schlussendlich zählt die Lösung, das ist extrem mächtig. Da tun wir uns als Frauen generell leichter. Bis wir in so einer Situation sind, haben wir so viel über unsere Rolle nachdenken müssen, dass wir viel mehr erfahren haben und reflektierter sind.“
In der Erziehung Selbstwert und Selbständigkeit ausbildenAuch für ORF-Fernsehdirektorin Kathrin Zechner fängt die Gleichstellung der Frau im Kleinkindalter an: „Wir müssen in der Erziehung Selbstwert und Selbstständigkeit ausbilden. Sonst kommen wir nie auf Augenhöhe.“ Zechner rät Frauen nicht zu versuchen, „zwei Hauptberufe – also Kinder und Karriere – zu machen. Ich muss gar nicht alles können, sondern auf Augenhöhe das, was für mich wichtig ist und Dinge teilen zu können.“ Auf das Thema Gehalt angesprochen, gab sie den Tipp, „immer taff zu verhandeln und nicht automatisch das erste Angebot annehmen.“
Quote in Kindergarten und SchuleMomentan sind 42 Prozent der Wiener Betriebe in Frauenhand. Die Landesvorsitzende Frau in der Wirtschaft der Wirtschaftskammer Wien, Martina Denich-Kobula, hat sich zum Ziel gesetzt, diesen Anteil auf 50 Prozent zu steigern. „Wir brauchen Ziele. Erfolgreiche Frauen haben sich nicht von ihren Zielen abhalten lassen. Das müssen wir auch Mädchen mitgeben: Hab’ ein Ziel, verfolge das und lass dich nicht abbringen.“ Viel liege an der Gesellschaft: „Es wird kein Mädchen geben, dass nicht auf ein Klettergerüst will und keinen Buben, der nicht mit Puppen spielen – wir stecken sie in Rollenbildern.“ Beim Thema Gleichstellung sollte man nicht nur über die Führungsebene diskutieren: „Es sollte eine Quote für Kindergarten und Schule geben“, sagte Denich-Kobula. Diversität sei das Wichtigste, „wenn Teams von Männern und Frauen geführt werden, dann kommen Unternehmen voran.“
Sozialisierung großes ThemaDie Fähigkeit, in eine Spitzenposition zu kommen liege laut Valerie Hackl, Mitglied des Vorstandes der ÖBB-Personenverkehr AG viel „im Wesen und dem Charakter eines Menschens, aber auch darin, wie er sozialisiert ist.“ Sie komme aus dem Spitzensport, was ihr geholfen habe „konsequenter und ernsthafter bei der Sache zu bleiben“. Auch Hackl spricht von einer positiven Unternehmenskultur, die eine Änderung herbeiführen könnte: „Am Ende geht es viel darum, wie die einzelne Führungskraft mit dem Thema umgeht.“ Beim Thema Netzwerke müsse sich jede Frau „selbst bei der Nase nehmen“ und sich überlegen, was man in ihrem Umfeld machen kann.
[Veronika Höflehner]