"Die Idee, zusammen etwas Großes zu schaffen"
 

"Die Idee, zusammen etwas Großes zu schaffen"

Philipp Sanz/Shirin Omran
Benedikt Secker (Co-Leader, Marketing Natives) und Benedikt Schmidinger (Präsident, IAA Young Professionals).
Benedikt Secker (Co-Leader, Marketing Natives) und Benedikt Schmidinger (Präsident, IAA Young Professionals).

Viele Jahre hat zwischen IAA Young Professionals und Marketing Natives Konkurrenzdenken geherrscht. Heute versuchen sie, Allianzen zu schmieden.

Dieses Interview erschien auch in der HORIZONT-Printausgabe 13/2017 vom 31. März. Hier geht's zum Abo.

HORIZONT: Sowohl die Marketing Natives als auch die IAA Young Professionals feierten im März ihren Jahresauftakt. Waren Sie jeweils beim Kick-off des anderen?

BENEDIKT SCHMIDINGER: Ja, war ich natürlich. Ich bin froh, dass die Marketing Natives jetzt wieder stark und offensiv mit einem neuen, jungen Team aufgestellt sind.

BENEDIKT SECKER: Asche auf mein Haupt, ich hatte leider keine Zeit. Dafür waren drei meiner Kollegen vor Ort.

Speaker's Corner, Werbereien, Stammtische und Workshops - Sie beide setzen auf zahlreiche Formate. Sprechen Sie sich thematisch und terminlich ab, damit es zu keinen Überschneidungen kommt?

SECKER: Bevor wir unsere Agenda festlegen, schauen wir, was es bereits für Events gibt und wann diese stattfinden. Nachdem viele Termine auch einfach erst später veröffentlicht werden, können Überschneidungen nie ganz vermieden werden. Das Pioneers Festival findet zum Beispiel zeitgleich mit unserem Event #3 statt.

SCHMIDINGER: (lacht) Apropos Pioneers Festival: Wir verlosen unter allen Mitgliedern der IAA Young Professionals Eintrittskarten zu zahlreichen Branchenevents, die ja oft sehr teuer sein können. Wir versuchen also ein umfangreiches Angebot zu bieten, das auch über klassische Events hinausgeht.

Obwohl Sie nach wie vor Konkurrenzplattformen sind, versuchen Sie heute - im Gegensatz zu früher - zunehmend Allianzen zu schmieden. Gibt es schon konkrete Pläne für eine Zusammenarbeit?

SECKER: Bis jetzt gibt es nur Interessensbekundungen, aber ich glaube, es wird langsam an der Zeit, über Konkretes zu sprechen. Als direkte Konkurrenten am Feld würde ich uns fast nicht bezeichnen, aber wir decken ungefähr einen ähnlichen Bereich ab. Das merken wir auch an der Agenda, die die IAA Young Professionals für das Jahr 2017 haben. Unser Ziel ist es aber, dass wir dieses Konkurrenzdenken abschaffen. Weg von dem Gedanken, dass man sich gegenseitig wehtun muss, hin zu der Idee, dass wir zusammen etwas Großes schaffen. Wir machen das alle ehrenamtlich und bauen uns für unser späteres Leben etwas auf. Da will sich niemand einen schlechten Ruf machen.

SCHMIDINGER: Genau darum geht es, ehrenamtliches Engagement neben Studium oder Beruf für die Anliegen des Nachwuchses der eigenen Branche. Ich denke, es ist sogar entscheidend, dass man sich gegenseitig hilft, wenn man gute Nachwuchsarbeit machen will. Wenn du ehrenamtlich tätig bist, dann bist du nicht auf den Feuerwehrmann im Nachbardorf eifersüchtig, sondern schaust, dass der genauso eine gute Arbeit macht wie du selbst...

SECKER: ...und bist froh, wenn dir der Feuerwehrmann aus dem Nachbardorf zur Hilfe kommt, wenn es richtig brennt.

Warum hat noch vor wenigen Jahren ein stärkeres Konkurrenzdenken zwischen Ihren Plattformen geherrscht und woran ist die Zusammenarbeit früher gescheitert?

SCHMIDINGER: Früher war das teilweise auch aufgrund einiger Personen bei den Marketing Natives schwierig. Ich habe das immer bedauert.

SECKER: Das gesamte Board der Marketing Natives hat sich ja Anfang 2016 neu formiert. Nachdem wir in der Zeit davor nicht involviert waren und wir bestimmt auch nicht alle Informationen haben, kann beziehungsweise möchte ich dazu auch gar nicht so viel sagen. Wichtig ist doch, dass wir hier und jetzt gemeinsam sitzen und uns mit einem Spritzer in der Hand über ein gemeinsames Jahr 2017 unterhalten können.

Worum beneiden Sie die jeweils andere Plattform und welche Idee hätten Sie am liebsten selbst gehabt?

SECKER: Das Wording der Website der IAA Young Professionals gefällt mir wahnsinnig gut. Also, wie wäre es, Herr Schmidinger - erster Punkt einer Partnerschaft: Ihr textet unsere Website (lacht)?

SCHMIDINGER: Wir vermitteln euch natürlich gerne unsere Kreativagentur. Da wir selbst eher kleinere und exklusivere Formate anbieten, beneiden wir bei den Marketing Natives immer wieder die großen Events mit mehreren Hundert Besuchern. Die Begeisterung des Branchennachwuchses für die eigenen Themen und Entwicklungen ist ganz allgemein sehr verblüffend. Darauf kann man stolz sein.

Die Marketing Natives sind ein Jahr nach ihrer Gründung nach Deutschland und in die Schweiz expandiert. Die IAA Young Professionals sind auf der ganzen Welt aktiv. Wie intensiv ist der Austausch?

SECKER: Die Marketing Natives in Deutschland existieren nicht mehr, jene in der Schweiz gibt es noch, aber wir haben bis dato keinen ernsthaften Kontakt gepflegt - das steht aber definitiv auf unserer Liste.

SCHMIDINGER: Mit einzelnen Nachwuchs-Chapters aus anderen europäischen Ländern gibt es mal einen intensiveren, mal einen weniger intensiveren Austausch.

Wie schwierig ist es eigentlich, Sponsoren zu finden, wo Sie doch im selben Teich fischen?

SCHMIDINGER: Wir werden von unserem Mutterverein, der österreichischen IAA, unterstützt und versuchen, die Events möglichst kostenfrei zu halten. Mit der Unterstützung des Muttervereins und den Mitgliedsbeiträgen kommen wir gut über die Runden. Wir müssen nicht aktiv auf Sponsorensuche gehen - das unterscheidet uns wohl auch von den Marketing Natives...

SECKER: ...auf Sponsoren sind wir tatsächlich sehr stark angewiesen. Unsere Mitgliedsbeiträge sind ein Tropfen auf dem heißen Stein, damit lassen sich maximal zwei Events pro Jahr finanzieren. Bei der Partnersuche greift uns teilweise aber auch unser Mutterverein, der DMVÖ, unter die Arme.

Wie viel Budget steht Ihnen jährlich zur Verfügung?

SCHMIDINGER: Unser Budget ist hoch genug, um das ganze Jahr tolle Events und Netzwerk-Möglichkeiten für unsere Mitglieder zur Verfügung zu stellen...

SECKER: ...dem kann ich mich nur anschließen.

Apropos Muttervereine: Wo zeigen Ihnen diese Grenzen auf?

SECKER: Ich glaube, ein Firmenauto würden sie uns jetzt nicht kaufen lassen. Aber grundsätzlich ist es bei uns schon so, dass wir unabhängig voneinander arbeiten. Teilweise natürlich in Absprache, aber es gibt keine Einmischung in Themen, die wir festlegen und auch nicht in andere Dinge, die wir nebenbei machen.

SCHMIDINGER: Ich würde mir wünschen, dass die etablierten Agenturen und werbetreibenden Unternehmen mehr auf ihre Jungen hören. Weil am Ende sind die es, die die zukünftige Zielgruppe darstellen. Und da braucht es schon noch ein kleines Erdbeben unter den Etablierten.

Sie sind bereits zum zweiten Mal als Mitglied in den IAA-Vorstand gewählt worden - wie groß sind Ihre Einfluss- und Mitsprachemöglichkeiten für die Anliegen der Jungen tatsächlich?

SCHMIDINGER: Da wir immer ein wenig dynamischer agieren als unser Mutterverein, werden wir natürlich regelmäßig eingebunden und um Rat gefragt. Der Einfluss ist da und wir bemühen uns, dort die Anliegen der Jungen unterzubringen. Der Fokus unseres wiedergewählten IAA-Präsidenten Richard Grasl liegt auch auf einer stärkeren Verschmelzung der IAA mit seinem Nachwuchs-Chapter. Das bringt am Ende Vorteile für beide.

Ist eigentlich auch geplant, dass Sie und Ihr Co-Leader Christoph Brenner Mitglied im DMVÖ-Vorstand werden?

SECKER: Wir sind zwar noch keine Vorstandsmitglieder, aber es ist vom DMVÖ-Vorstand dezidiert gewünscht, dass wir bei Sitzungen dabei sind und uns einbringen.

Sie befinden sich im letzten Jahr Ihrer vierjährigen Amtsperiode. Werden Sie noch einmal für das Amt kandidieren?

SCHMIDINGER: Nein. Ich freue mich, dass wieder ein neuer Fokus mit jüngeren Standpunkten und neuen Gesichtern reinkommt. Diese regelmäßige Selbsterneuerung ist wichtig.

Haben Sie schon eine Idee, wer Ihnen nachfolgen könnte beziehungsweise für Ihre Nachfolge infrage kommen würde?

SCHMIDINGER: Ja, ich habe jemanden im Kopf. Und würde mich sehr freuen, wenn sich ein paar Mitglieder des jetzigen Vorstandes für meine Nachfolge bewerben.

Die Marketing Natives hatten im Jahr 2012 - ein Jahr nach ihrer Gründung - 600 Mitglieder. Heute sind es 400 Mitglieder. Peilen Sie an, wieder dieses All-Time-High zu erreichen?

SECKER: Auf jeden Fall. Wobei ich dazusagen muss, dass wir jedes Jahr neu um unsere Mitglieder werben müssen, weil Mitgliedschaften nur ein Jahr laufen und nicht automatisch verlängert werden. Das ist aber eine ganz bewusste Entscheidung von uns. Wir müssen uns quasi jedes Jahr aufs Neue unsere Mitglieder verdienen. Bis dato sind wir sehr gut in 2017 gestartet.

Die IAA Young Professionals gibt es schon seit den späten 90er-Jahren, sie haben aber nur ein Viertel davon - nämlich rund 100 Mitglieder...

SCHMIDINGER: Auch unsere Mitgliedschaften sind auf ein Jahr befristet. Zudem haben wir den Anspruch, dass wir auf die Auswahl achten und uns bei rund 100 Mitgliedern einpendeln. Unser Mutterverein hat in diesem Punkt einen gewissen Exklusivanspruch und dem fühlen wir uns ebenso verpflichtet.

Seit wenigen Wochen steht die Agenda für das Jahr 2017. Welcher ist der spannendste Programmpunkt, der die Mitglieder der Marketing Natives und der IAA Young Professionals erwartet?

SECKER: Unser Event #1 mit dem Themenschwerpunkt "Influencer - New Kings & Queens of Content" ist durch die Decke gegangen, wie nichts in den Jahren davor. Das zu toppen wird echt schwierig, ist aber auch unser größter Motivator.

SCHMIDINGER: Ich persönlich freue mich auf unsere Reise ins Darknet mit einem Hacker im November und auf den möglichen Kauf von Drogen, Waffen und Reisepässen. Gerade einmal 40 Euro kostet ein individualisierter österreichischer Reisepass dort, habe ich mir vorab sagen lassen (lacht).
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