Kommentar von Jakob Steinschaden
„Als ich jung war, hab`ich mir ein zitronengelbes Auto gekauft, damit es ganz anders ausschaut als alle anderen. Natürlich hat mich dann dauernd die Polzei rausgefischt.“ Der ältere Herr, der mir diese kleine Geschichte nach meinem Vortrag zum Themenkomplex „Big Data, Big Brother“ am Dienstag Abend im Albert-Schweitzer-Haus gemeinsam mit Professor Arno Scharl von der MODUL University Vienna, erzählte, hat mich nachdenklich gestimmt.
Unser Gespräch wie auch eigentlich der ganze Abend drehte sich um US-Firmen wie Google, Facebook oder Amazon und deren Geschäftsmodelle, die gänzlich oder zumindest zum Teil auf der massenhaften Echtzeit-Auswertung unserer Daten beruhen, und der große Schatten der NSA lag natürlich ebenfalls über allem. Nun gibt es Pragmatiker, die Big Data viel Gutes abgewinnen können, und Skeptiker, denen eine dystopische Überwachungszukunft schwant. Was sie gemeinsam haben: Die meisten Menschen, die über Big Data nachdenken, gehen davon aus, dass sich die bisherige Entwicklung expontenziell fortsetzen wird, bis schließlich alle Lebensbereiche - ob zum Guten oder zum Schlechten - davon bestimmt werden. Was aber, wenn Offline wieder hip wird? Wenn die Trendsetter plötzlich zu cool sind, um Massenware wie iPhone und WhatsApp zu verwenden? In einigen US-Serien wie „Girls“, aber auch in Hightech-affinen Kreisen sind mir solche Menschen, die auf Digitales verzichten, schon aufgefallen.
Das Verzwickte am Offline-Rebellentum: Wie der ältere Herr, der aus Trotz ein zitronengelbes Auto kaufte, um sich von der masse abzuheben werden sie sich verdächtig machen. Ganz nach dem Motto: Was willst du verbergen?