Glosse von Sebastian Loudon
Monika Lindner hat eine schwere Zeit vor sich. Sie ist als öffentliche Reizfigur etabliert, und ihre alten Seilschaften sichern sie nicht mehr im gefährlichen Hochgebirge von Medien, Politik und Gesellschaft. In welchem Ausmaß sich die Vorwürfe der Freunderlwirtschaft bei karitativen Vereinen oder den Unternehmen, die sie geleitet hat, als wahr oder strafrechtlich relevant herausstellen, ist dabei sekundär – sie ist längst vorverurteilt, und daran trägt auch sie Schuld. Monika Lindner ist die Antithese zum „Everbody’s Darling“. Ihre direkte und unverhohlene Art, Macht auszuüben, ist Legende.
Jetzt scheinen die Dämme gebrochen, und alle Verletzten und Gedemütigten der vergangenen Jahrzehnte kommen ans Tageslicht. Von körperlichen Misshandlungen (an den Haaren reißen, am Ohr ziehen) ist da plötzlich bei ehemaligen Mitarbeitern die Rede. Und der ORF lässt alle Aufträge an Kreativdienstleister unter Lindners Ägide überprüfen. Das soll so sein. Es soll nur niemand plötzlich behaupten, man habe von der Beziehung Lindners zum Werber ihres Vertrauens, Günther Lebisch, nichts gewusst. Das war offenkundig und im Nachhinein darob schockiert zu tun, ist auch nicht redlich.